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Der Zwang zur Zusammenarbeit verstärkt sich

Die Folgen der Terroranschläge am 11. September bestimmten auch das Programm des IHK-Außenhandelsausschusses. Die Experten waren sich einig, dass die veränderte Lage auch eine Chance bietet, in handelspolitischen Streitfragen schneller zu einer Einigung zu kommen.

Ausschussvorsitzender und IHK-Vizepräsident Harald R. Schmauser machte dies am Beispiel des so genannten Barcelona-Prozesses der Mittelmeer-Anrainer deutlich: In den letzten Jahren sei die Annäherung zwischen Europa auf der einen und den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens (MENA-Staaten) auf der anderen Seite eher schleppend verlaufen. Jetzt greife die Einsicht Platz, dass ein stärkerer Austausch im Interesse aller Länder liege, das Projekt der für 2015 geplanten Freihandelszone der Mittelmeerländer dürfte neue Dynamik bekommen. Die mittelfränkische Wirtschaft sei an einem Ausbau der Beziehungen stark interessiert; 480 Unternehmen unterhielten Kontakte mit Geschäftspartnern im Nahen Osten (plus 20 Prozent gegenüber 1995).

Michael Pfeiffer, Leiter Außenwirtschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), hofft, dass sich handelspolitische Konflikte nach den Ereignissen des 11. September leichter lösen lassen. Die neue Welthandelsrunde stehe jetzt unter noch höherem Erfolgsdruck. Die veränderte weltpolitische Lage müsse den Blick auf die sozialen Probleme schärfen, Wohlstandszuwächse seien aber nur durch offene Märkte erreichbar.

Dr. Peter Göpfrich, Geschäftsführer der Deutsch-Arabischen Handelskammer in Kairo, ergänzte, vordringlich seien politische Initiativen zur Lösung der Palästina-Frage. Dieser Konflikt habe in der öffentlichen Meinung der arabischen Länder einen eminenten Stellenwert. Für nicht ausgeschlossen hält Göpfrich eine Ausweitung des Konflikts (z.B. Militärschläge der USA gegen Irak oder eine weitere Destabilisierung Saudi-Arabiens). Wirtschaftlich habe sich die aktuelle Auseinandersetzung zwar in den arabischen Ländern bemerkbar gemacht, von einer katastrophalen Verschlechterung könne aber nicht gesprochen werden. Vielmehr gebe es durchaus zukunftsweisende Projekte in Ägypten und in den Golfstaaten, etwa in den Bereichen Energiewirtschaft und Infrastruktur. Göpfrich appellierte zudem an die deutschen Unternehmen, die traditionell guten Wirtschaftsbeziehungen zu den arabischen Ländern auszubauen. Viele der Entscheidungsträger, die in Deutschland studiert hätten, gingen nun in Pension. Es gelte jetzt, Kontakte mit dem Führungsnachwuchs aufzubauen, indem die Firmen beispielsweise Praktika und Stipendien zur Verfügung stellen.

IHK-Vizepräsident Dr. Bernd Rödl berichtete über das gewachsene US-Engagement der deutschen Wirtschaft, hält es aber für vergleichsweise zu gering. Gestützt auf Untersuchungsergebnisse einer Studie „Benchmarking USA“ analysierte Rödl charakteristische Eigenheiten des deutschen US-Engagements sowie dessen Stärken und Schwächen und gab Ratschläge für ein erfolgreiches US-Engagement.

Das von der Bayerischen Staatsregierung neu eröffnete „State of Bavaria Liaison Office“ in Washington D.C. wurde von dessen Leiter Peter Salminger vorgestellt. Zweck der Initiative sei es, Unternehmer, Ingenieure und Berater über Programm, Projekte und Strategien der internationalen Finanzierungsinstitutionen (v.a. Weltbank) und Entwicklungsbanken zu informieren und direkte Kontakte zu vermitteln.

Informationen

  • Weltbank-Büro: State of Bavaria Liaison Office Washington D.C., 1627 I Street, N.W. Suite 550, Washington D.C. - 20006, USA, Tel. 001/202/6594777, Fax 6594779, psalminger@bavariaindc.org
  • Verbindungsbüro: IHK München, Euro Info Centre, Andrea Bernert, Angelika Höß, Tel. 089/5116-475 und -360, Fax -615, bernert@muenchen.ihk.de oder hoess@muenchen.ihk.de
  • Information zu den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens: IHK, Christian Hartmann, Tel. 0911/ 13 35-3 57, Fax -4 88
Autor/in: 
bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2001, Seite 19

 
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