Telefon: +49 911 1335-1335

Wie laufen die Geschäfte mit China?

Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde bei seinem Staatsbesuch in der VR China vom 31. Oktober bis 2. November 2001 von einer 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet, darunter auch IHK-Vizepräsident und GfK-Vorstandsvorsitzender Dr. ...

Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde bei seinem Staatsbesuch in der VR China vom 31. Oktober bis 2. November 2001 von einer 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet, darunter auch IHK-Vizepräsident und GfK-Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus L. Wübbenhorst. Die Reisestationen waren Peking und Shanghai. WiM fragte Wübbenhorst nach seinen Eindrücken.

WiM: Was war der Zweck der Reise?

Wübbenhorst: Die Volksrepublik China ist mit ca. 1,3 Mrd. Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat der Erde. China hatte in den letzten zehn Jahren einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von mehr als zehn Prozent zu verzeichnen. Dies bei einer nur geringen Inflationsrate. Auch für 2001 wird mit einem hohen Wachstum von knapp acht Prozent gerechnet. Mit anderen Worten: die chinesische Wirtschaft boomt. Damit ist China ein interessanter und wichtiger Partner der bundesdeutschen Wirtschaft, die derzeit wahrlich auf die aktive Wahrnehmung von Investitionschancen angewiesen ist. Die Reise der deutschen Delegation unter der Führung von Bundeskanzler Schröder und den Ministern Müller und Schily, begleitet durch einige hochrangige Repräsentanten der deutschen Wirtschaft, diente der nachhaltigen Positionierung der Wirtschaftskraft unseres Landes. Es war nicht der erste Besuch des Bundeskanzlers. Damit wurde das große Interesse an einer andauernden Partnerschaft unterstrichen. Angesichts der schrecklichen Ereignisse von 11. September und der ständigen Frage, wie China den Wandel von einem zentralgesteuerten System zu einer offenen Volkswirtschaft bewältigt, hatte die Reise natürlich auch einen politischen Hintergrund.

Welches waren die wichtigsten Gesprächspartner?

Zunächst sind die Kontakte innerhalb der Reisedelegation nicht zu unterschätzen. Wie oft sieht man den Kanzler, seine Gattin und die Herren Minister life und so hautnah. Für mich war es ebenfalls äußerst spannend, im wahrsten Sinne des Wortes Seite an Seite mit den Kapitänen der deutschen Konzerne zu stehen. Prominente Mitglieder der Wirtschaftsdelegation waren beispielsweise Dr. Schulte-Noelle (Allianz), Dr. von Pierer (Siemens), Dr. Sommer (Deutsche Telekom), Dr. Schneider (Bayer), Dr. Weber (Deutsche Lufthansa) und Dr. Zumwinkel (Deutsche Post). Da gab es am Ende des Tages so manches interessante Gespräch. Absolute Highlights waren die Begegnungen mit den chinesischen Spitzenpolitikern. So fand am Abend des 31. Oktober ein festliches Abendessen in der großen Halle des Volkes durch den Ministerpräsidenten Zhu Rongji statt. Eine chinesische Militärkapelle spielte dazu abwechselnd chinesische und deutsche Musikstücke. Eine köstliche Situation, die über den Jetlag des Anreisetages hinweghalf. In Bejing gab es noch Kontakte mit dem Minister für Außenhandel und wirtschaftliche Zusammenarbeit (MOFTEC) und dem Vorsitzenden der staatlichen Kommission für Planung und Entwicklung Zeng Peiyan. In Shanghai war der prominenteste Politiker der Oberbürgermeister der Stadt Herr XU Kuangdi. Dazu muss man wissen, dass sowohl der chinesische Staatspräsident als auch der Ministerpräsident aus der Shanghai Connection stammen.

Wie sind die wirtschaftlichen Beziehungen zu China aktuell und zukünftig einzuschätzen?

Ich konnte einen sehr positiven Eindruck von den wirtschaftlichen Beziehungen gewinnen. Wir sind mittlerweile der wichtigste europäische Investor noch vor Großbritannien. Besonders beeindruckt haben mich zudem die Offenheit der chinesischen Politiker, wenn sie auf Probleme durch die deutsche Delegation angesprochen wurden. So wurde zugesagt, dem Thema „intellectual property“ erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Dies halte ich insbesondere für den Mittelstand, der in China intensiv tätig werden will, für eminent wichtig. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnis, dass dem Bereich Dienstleistungen in der Zukunft größere Bedeutung zukommen wird. Hier sehe ich auch eine Chance für unseren Wirtschaftsraum, der sich zum einen durch eine hohe Dienstleistungsdichte auszeichnet und zum zweiten auch eine Kernkompetenz in diesem Bereich besitzt. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle die wichtige Rolle von Dr. von Pierer. Er war der Kopf der Wirtschaftdelegation, hat die zentralen Punkte in den Gesprächen angestoßen und verfügt nach meinem Eindruck über hervorragende persönliche Kontakte in die chinesische Politik.

Welchen Eindruck haben Sie vom Bundeskanzler gewonnen?

Ich muss zugeben, vom Auftritt des Bundeskanzlers war ich überzeugt. Er hat die Gespräche, bei denen ich zugegen sein konnte, souverän geführt. Dabei zeigte sich ein herzliches persönliches Verhältnis zur chinesischen Führung. Trotz des engen Terminkalenders - ich war froh, noch die Kondition des Nürnberger Stadtlaufes konserviert zu haben - blieb der Kanzler immer gelassen und hatte den rechten Spruch zur rechten Zeit. Zumindest in China blieb der Eindruck, dass Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. Dieses Urteil kann man ja leider nicht unbedingt ins Inland übertragen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2001, Seite 18

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick