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Viel versprechende Zukunftsmärkte

Asien ist ein Gravitationszentrum der Weltwirtschaft, dem bayerische Firmen auch in Zukunft ihre verstärkte Aufmerksamkeit widmen müssen. Aus diesem Grund organisierten die bayerischen IHKs gemeinsam mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium im Rahmen der High-Tech-Offensive das „Asienforum Bayern“ in Nürnberg. Eröffnet wurde der Kongress durch den bayerischen Wirtschaftsstaatssekretär Hans Spitzner und IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt.
„Die Länder Asiens sind wichtige Wirtschafts- und Handelspartner Bayerns“, sagte Spitzner. Bayerische Unternehmen hätten im Jahr 2000 Waren im Wert von über elf Mrd. Euro nach Asien exportiert. Asiatische Unternehmen lieferten Waren für über 16,5 Mrd. Euro nach Bayern. In den vergangenen Jahren investierten bayerische Unternehmen allein in China, Taiwan und Südkorea rund 1,9 Mrd. Euro, so Spitzner. In Singapur seien mittlerweile über 70 bayerische Unternehmen mit Niederlassungen und Repräsentanzen vertreten. In Japan beschäftigten die rund 80 Unternehmen mit bayerischer Beteiligung etwa 10 000 Menschen und erzielten einen Jahresumsatz von 5,3 Mrd. Euro.
„Unsere Zukunft liegt in Asien“, erklärte Schmidt. Dort lebe mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Dort entwickle sich ein Zentrum wirtschaftlicher Macht. Zahlreiche Länder befänden sich im aussichtsreichen Anfangsbereich der Wohlstandskurve und hätten wertvolle Lokomotivfunktion übernommen. Das Wirtschaftswachstum liege seit einem Vierteljahrhundert trotz aller Rückschläge mehr als doppelt so hoch wie in der westlichen Welt. Auch für dieses Jahr werde wieder ein Plus von durchschnittlich fünf Prozent erwartet. Besonders gut seien die Zukunftsaussichten in den Bereichen Umwelttechnologie in China, Automobilzulieferindustrie in Indien, Elektrotechnik in Thailand, Medizintechnik in Japan, Biotechnologie in Taiwan, Maschinenbau in Indien und Konsumgüter für den gesamten Kontinent, so Schmidt.

Wirtschaftskontakte
In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl mittelfränkischer Unternehmen mit Asien-Kontakten um fast zwei Drittel von damals 700 auf jetzt 1 100. Damit sind die asiatischen Märkte für mittelfränkische Unternehmen gleichbedeutend mit Mittel- und Osteuropa (MOE). Ganz vorne liegen allerdings nach wie vor die EU-Kontakte mit 1 200 Firmen.
Auf der Rangskala der wichtigsten asiatischen Regionen für Mittelfranken steht Japan mit 400 Firmen-Kontakten an erster Stelle. Es folgen die Asean-Staaten (395 Firmenkontakte), Volksrepublik China (320) und Indien (230). Am stärksten gestiegen ist das mittelfränkische Engagement in der VR China (Zuwachs plus 29 Prozent). 300 mittelfränkische Firmen haben dauerhaftes Auslandsengagement in Asien. Die Präsenz in Fernost müsse massiv verstärkt werden, so Albrecht Buchwald, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der IHK. Das „Ohr am Markt“ sei dort besonders wichtig, man sollte die Produktionsvorteile (Lohnkosten) nutzen, um die eigene Wettbewerbskraft zu erhöhen. Die aussichtsreichen Wachstumsmärkte würden eine verstärkte Präsenz vor Ort geradezu nahe legen.

Wirtschaftsförderung
Insgesamt gesehen nimmt Bayern unter den Bundesländern auch in Asien
einen Spitzenplatz ein. Bayerische Staatsregierung, IHKs und weitere Wirtschaftsfördereinrichtungen unterstützen die Unternehmen beim Markteintritt in Asien u. a. durch Mittelstandsförderungsprogramme, Delegationsreisen, Seminare und Sprechtage und die Projekte des in Nürnberg angesiedelten Außenwirtschaftszentrums der bayerischen IHKs. Hinzu kommen Sonderaktivitäten wie z.B. die bayerische Partnerschaft mit der chinesischen Provinz Shandong, die bayerische Federführung im Deutschen Haus in Shanghai, die Nürnberger Partnerschaft mit Shenzhen mit dem in Nürnberg angesiedelten „Europa-Büro Shenzhen“.
Asien-Aktionsprogramm
IHK-Präsident Schmidt präsentierte auf dem „Asienforum Bayern“ eine Vorschlagsliste für ein neues erweitertes Asien-Aktionsprogramm der bayerischen Wirtschaft:
Mehr Förderung der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit durch gezielte Hilfen für Kooperationsbörsen insbesondere in den bayerischen Kompetenzfeldern; Einrichtung eines weiteren Kooperationsbüros im Megamarkt China in Shenzhen als sinnvolles drittes „Standbein“ in der bayerischen China-Strategie (neben Shandong und Shanghai); gezielter Ausbau der Messeförderung durch organisatorische und finanzielle Unterstützung von Besucherprogrammen für asiatische Messebesucher; finanzielle Förderung von Demonstrationsanlagen bayerischer Unternehmer in asiatischen Zielregionen (z. B. Umwelttechnologien); Ausweitung des Aufgabenspektrums der bayerischer Repräsentanten in Asien, z. B. durch Betreuung von „Showrooms“ mit bayerischen Produkten. Verstärkte Anwerbung von ausländischen Investoren unter Einsatz des neuen Anwerbeprogramms „Invest in Bavaria“ der Bayerischen Staatsregierung. Mehr Förderung in den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Forschung und Entwicklung durch projektbezogenen Technologietransfer; Austausch von hochqualifizierten Fachkräften und Wissenschaftlern sowie durch Hinführen der Japanologen und Sinologen in den Hochschulen an mehr Wirtschaftsnähe. Entwicklungspolitische Zusammenarbeit zum Ausbau von Infrastruktur und Gesundheitswesen sowie der Aus- und Weiterbildung in den problembehafteten Regionen Asiens. Mehr Medienpräsenz durch Verstärkung des Korrespondentennetzes im Printmedienbereich, in Funk und Fernsehen sowie durch eine Ausweitung des Journalisten- Austausches.

GfK: Markteintritt in Asien
Der Vorstandsvorsitzende der GfK AG Nürnberg, Dr. Klaus Wübbenhorst, berichtete beim Asienforum in Nürnberg über die Erfahrungen der GfK-Gruppe beim Markteintritt in Asien. Für den Einstieg wählten die Marktforscher ihr Geschäftsfeld Non-Food-Tracking, in dem die GfK weltweit die Nummer eins ist. Als Erfolgsfaktoren für erfolgreiche Geschäfte in Asien nannte Wübbenhorst vor allem Geduld, Vertrauen und Respekt. Verhandlungen erforderten sehr viel Zeit, der Austausch von Geschenken sei ein wichtiges Ritual. Unverzichtbar seien der persönliche Kontakt und das Beachten hierarchischen Strukturen. „Der Chef muss mit dem Chef sprechen“, so Wübbenhorst. In Asien gehe die Post ab, man sollte dort vertreten sein.
Die Erfolgsgeheimnisse des deutschen Mittelstands in Asien verriet Dr. Bernd Rödl, Geschäftsführender Partner von Rödl & Partner, Nürnberg und Vizepräsident der IHK den rund 300 Teilnehmern des Asienforums. Seine zehn Thesen: Die Globalisierung erfordert die Öffnung der Märkte Asiens, der Mittelstand muss mit Internationalisierung antworten. Der Weg nach Asien fordert eine step-by-step Taktik, segmentartiges Vorgehen reduziert das Risiko. Der Mittelstand muss „speerspitzenartig“ in die asiatischen Märkte vorstoßen, z.B. zuerst könne die Produktion verlagert werden um Kosten zu sparen, dann erst folge die Markterschließung. Wer im Windschatten der Konzerne internationalisiert, z. B. als Zulieferer, kann frühzeitig Gewinne realisieren. Der Vorteil des Mittelstands ist das höhere Kulturverständnis vor Ort. Der Erfolg in Asien gelingt nur mit Mitarbeitern, die im Land verwurzelt sind. In Asien zählt das soziale Engagement, nicht Shareholder-Value. Hier liege der Mittelstand klar vor den Konzernen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Bildung einer starken Basis, von der aus Markt für Markt erobert wird. Hierfür eignen sich besonders Standorte in Singapur oder Hong Kong. Das Ziel des Mittelständlers muss die Qualitätsführerschaft in einem Marktsegment sein. Nur ein solides Finanzmanagement sichert den Erfolg - im dritten Jahr müssen Gewinne erwirtschaftet werden. gru.

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China
„China ist einer der viel versprechendsten Wachstums- und Zukunftsmärkte in Asien. Die Verpflichtungen aus dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) schaffen in zahlreichen Sektoren neue Möglichkeiten“, sagte Bernd Reitmeier vom Delegiertenbüro in Shanghai. Der Abbau der Marktzugangsbeschränkungen erfolge schrittweise mit unterschiedlichen Fristen. Allgemeine Zollkürzungen auf rund zehn Prozent stehen bevor. Für Industriegüter sinken die Zollsätze bis 2005 auf 9,4 Prozent. Für die Informationstechnologie werden die Abgaben bis zu diesem Datum ganz abgeschafft. Die bevorstehende Marktöffnung bietet damit bessere Ex- und Importmöglichkeiten, die ausländischen Investitionen insbesondere im Dienstleistungssektor werden rapide steigen. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden dazu führen, dass insbesondere innovative mittelständische Unternehmen aller Branchen auch in China erfolgreich tätig werden können. Der Beitritt erleichtert Neueinsteigern damit den Marktzugang. Auf chinesischer Seite sieht Reitmeier die Privatunternehmen als Hauptgewinner des WTO-Beitritts.
Auch die Vergabe der Olympischen Spiele an Peking 2008 werde den bilateralen Beziehungen weitere Impulse geben. Denn gerade in diesem Zusammenhang seien im Umweltbereich große Investitionen geplant, die sicherlich zahlreiche Aufträge an deutsche Hersteller von Umwelttechnik und entsprechendem Know-how nach sich ziehen werden.

Japan
Mit zwei Dritteln des Bruttoinlandsproduktes ist Japan die mit Abstand bedeutendste Volkswirtschaft in Asien. Das Land ist heute nach Aussage von Manfred Dransfeld, Geschäftsführer der AHK Japan, für ausländische Unternehmen so offen wie nie zuvor. Die Krise der japanischen Wirtschaft habe zu einem radikalen Umdenken geführt. Die tiefgreifende Umstrukturierung der Wirtschaft nehme Einfluss auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Japanische Konsumenten, bekannt für ihr ausgeprägtes Markenbewusstein, fragten verstärkt ausländische Produkte nach; japanische Unternehmen kooperierten mehr und mehr mit ausländischen Partnern. Japan biete gegenwärtig hervorragende Chancen für deutsche Unternehmen.
Die alternde Bevölkerung, insbesondere die Altersstufe über 50 Jahre, ist ein neues Konsumgütersegment im Bereich der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege. Neben guten Chancen im Bereich Medizintechnik gilt der Umweltsektor als ein weiterer Wachstumsbereich. Das Umweltbewusstsein der Japaner, z. B. hinsichtlich der Dioxin- und Abgasbelastung, wächst. Deutschen Unternehmen kommt zugute, dass ihnen hier ein Know-how-Vorsprung zugestanden wird. Maschinenbau und Automatisierungstechnik sind Branchen, die in Japan unverändert gute Chancen haben. Zahlreiche Möglichkeiten bestehen dort, wo deutsche Investitionsgüter einen Beitrag zur Rationalisierung betrieblicher Abläufe oder Energieeinsparung leisten können. Deutsche Unternehmen sollten die gegenwärtige Phase der Neuorientierung der japanischen Wirtschaft offensiv nutzen, um in Japan Fuß zu fassen und Marktanteile dazuzugewinnen, so Dransfeld.

Indien
Im Jahr 2001 gehörte Indien mit einer Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts von fünf Prozent zu den dynamischsten Volkswirtschaften der Welt. Nach zehn Jahren tiefgreifender Reformen zeigen sich deutliche Erfolge, wie AHK-Experte Dirk Matter vom Verbindungsbüro der Deutsch-Indischen Handelskammer berichtete. Die Warenmärkte wurden liberalisiert und die Zollsätze gesenkt. Deutsche Firmen konnten daher ihre Lieferungen nach Indien deutlich steigern, allein im Jahr 2001 (Jan.-Okt.) um 13 Prozent. Besonders gefragt waren High-Tech-Produkte des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Elektrotechnik. Durch eine Reihe von Großprojekten, wie den Bau des neuen Flughafens von Bangalore, der von einem Konsortium unter deutscher Führung gebaut wird, ergeben sich neue Liefermöglichkeiten.
Auch als Investor spielt Deutschland in Indien eine wichtige Rolle und liegt gemessen an der Zahl der neuen Projekte auf dem zweiten Platz. Die Investitionsbedingungen halten jedem internationalen Vergleich stand, selbst 100-prozentige Tochtergesellschaften werden zügig genehmigt. Die Zahl der produzierenden Deutsch-Indischen Joint Ventures hat sich seit Anfang der 90er Jahre verdreifacht und liegt nun bei 600 Betrieben. Neben den klassischen Investitionsfeldern Investitionsgüterindustrie sowie Chemie- und Pharmaindustrie bieten sich besonders Kooperationen im Bereich der Automobilzulieferindustrie an, da mehrere europäischer Hersteller die Produktion in Indien aufgenommen haben. Trotz des Dauerkonfliktes mit dem Nachbarn Pakistan bleibe Indien auch im Jahr 2002 ein Wirtschaftspartner mit hohem Wachstumspotenzial, so Matter.

Thailand
Das Jahr 2002 wird nach Ansicht der Deutsch-Thailändischen Handelskammer aller Voraussicht nach das Jahr sein, in dem der Regierung unter Premierminister Thaksin Shinawatra der Durchbruch gelingt. Wichtige Weichen für die Zukunft sollen gestellt werden. Dazu gehören erhebliche Vereinfachungen für die Gründung von Repräsentanzbüros, Regionalbüros und selbständigen Gesellschaften durch Ausländer. Hinzu kommen erhebliche neue Vergünstigungen für ausländische Tätigkeit im Lande, wie erhebliche Reduzierung von Körperschafts- und Einkommenssteuer (von 30 Prozent auf zehn Prozent. Die Investitionsförderbehörde (Board of Investment) wird mit neuen Aufgaben betraut. Ihre internationale Erfahrung bürgt für qualitätvolle Arbeit im Interesse ausländischer Unternehmer. Thailand wird attraktives Zentrum für ganz Südostasien und wirtschaftliches Zentrum der Region. Für 2002 wird mit einem Wirtschaftswachstum von zwei bis drei Prozent gerechnet. Deutsche Unternehmen sind besonders eingeladen, Technologie und Wissen mit thailändischen Unternehmen zu teilen. Historische Freundschaft, deutsche Wertarbeit und die Bereitschaft, technisches Wissen effektiv zu übertragen sind zusätzliche Qualifikationsmerkmale für ein erfolgreiches Thailand-Engagement deutscher Unternehmen.

Malaysia
In den kommenden Jahren wird Malaysias verarbeitende Industrie einen höheren Technologiegrad und Aktivitäten mit höherer Wertschöpfung anstreben. Die Exporte von Fertigwaren machen mehr als 80 Prozent der Gesamtexporte des Landes aus. Dr. Rainer Herret, Geschäftsführer der AHK Malaysia: „In Südostasien ist Malaysia der Hauptabsatzmarkt des deutschen Maschinenbaus, d.h. das Technologiezentrum schlechthin. Es bietet sich als interessanter Partner für exportorientierte, kapitalintensive Investitionen im Hochtechnologiebereich an“. Malaysia habe neben günstigen Standortbedingungen und Lohnkosten gutausgebildete, technisch begabte und mehrsprachige Arbeitskräfte sowie eine der besten Infrastrukturen zu bieten. Die zentrale Lage des Landes im südostasiatischen Raum biete einen attraktiven Standort zur Bearbeitung der übrigen asiatischen Märkte.

Taiwan
Seit den 80er Jahren haben sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Taiwan und Deutschland weiter intensiviert und im Jahr 2000 erreichte das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern ein Rekordvolumen von rund 23,9 Mrd. DM, gleichbedeutend mit einem Zuwachs von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2001 konnte das Ergebnis von 1999 fast erreicht werden. Mit einem Handelsvolumen von rund 8,7 Mrd. US-Dollar und einem Anteil von über 24 Prozent bei den EU- Ausfuhren und rund 33 Prozent bei den EU-Importen blieb Deutschland der wichtigste Handelspartner Taiwans innerhalb der EU.
Damit sei Taiwan der drittwichtigste Abnehmer von deutschen Produkten in Asien und Deutschland sei Taiwans wichtigster Handelspartner in Europa, so Axel Bartkus vom Deutschen Wirtschaftsbüro in Taipei. Die Entwicklung von neuen Industrien und die Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik in Taiwan bietet nach seiner Einschätzung zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen, u. a. in den Bereichen Optoelektronik, Präzisionsinstrumente und Umweltschutz. Im Bereich der Konsumgüter bestehen gute bis sehr gute Absatzmöglichkeiten für Luxusartikel mit modernem Design.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2002, Seite 8

 
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