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Freundliche Drehscheibe der Mobilität

Ein sichtlich stolzer Karl Heinz Ferstl stellte anlässlich einer Pressekonferenz zur Eröffnung des umgebauten Hauptbahnhofes als Bahnhofsmanager und Hausherr das Ergebnis der zweieinhalbjährigen Umbauzeit des Nürnberger Hauptbahnhofes vor. Helligkeit, Modernität und eine gelungene Verbindung zur historischen Substanz des aus dem Jahre 1906 stammenden Gebäudes hätten Einzug gehalten und würden so das Versprechen der Bahn zur Aufwertung des Nürnberger Hauptbahnhofes einlösen. Täglich verkehren rund 1 000 Züge von hier aus, davon 112 Züge des Fernverkehrs. Die Tagesfrequenz an Besuchern und Reisenden betrage 130 000, was Dimensionen und Bedeutung dieses Verkehrsstandortes für die Bahn und Bayern verdeutliche, so Ferstl.

Mit dieser Maßnahme verfolge die Deutsche Bahn AG eine großangelegte Strategie, ihre Bahnhöfe zu modernen, nutzerfreundlichen „Orten der Mobilität und des Verweilens“ zu machen. Ferstl sieht dabei den Nürnberger Umbau als „Meilenstein“ auf diesem Weg. Man erhalte von allen Seiten „absolut positive Resonanzen“ bezüglich des Erreichten. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde der denkmalgeschützte und im Laufe seiner Geschichte mehrfach eher lieblos und kleinteilig umgebaute Bahnhofsbau größtenteils entkernt. So wurden im Osttrakt, der bisher nur über ein Erdgeschoss verfügte, fünf Ebenen komplett neu erstellt. Die Westhalle, die sich während der Bauarbeiten als weit weniger tragfähig als erwartet herausstellte, musste nach den Worten des Umbauleiters Manfred Gost abgerissen und von Grund auf wieder erstellt werden. Dies allein sei für die Hälfte der Bauzeitverlängerung verantwortlich und nicht voraussehbar gewesen. Auch die Pleite des Baukonzerns Philip Holzmann habe sich in der Spätphase der Bauarbeiten verzögernd bemerkbar gemacht. Außerdem seien Brand- und Denkmalschutz wichtige und sehr zeitintensive Thematiken der Planungs- und Bauzeit gewesen. Gost betonte, dass es sich nunmehr bei dem Nürnberger Hauptahnhof um eines der feuersichersten Gebäude Deutschlands handele. Gost wörtlich: „Ich kann mir keinen Fall denken, der Kunden und Mitarbeiter in diesem Haus durch Feuer in Gefahr bringen würde“. Auch die Bauarbeiten selbst seien von einem hohen Sicherheitsstandard geprägt gewesen, so dass es zu keinen Unfällen auf der Baustelle gekommen sei.

Der Bahnhof bietet nun auf einer Fläche von rund 17 000 Quadratmetern mit 54 Betrieben und Geschäften ein umfangreiches Waren- und Dienstleistungsangebot an. Die Verkaufsflächen wurden somit um etwa 30 Prozent auf rund 10 000 Quadratmeter vergrößert. Nach Angaben von Bahnhofsmanager Ferstl sind nur noch vier Flächen nicht vergeben und man ist zuversichtlich, auch diese bald zu vermieten. Generell müsse jetzt, nachdem die bauliche Hülle fertig ist, der Service-Geist einziehen, den sich die Bahn auf ihre Fahnen geschrieben habe: „Wir müssen den Bahnhof beleben!“ Restarbeiten würden zügig und weitgehend ohne Belästigungen abgewickelt. So auch die Aufstellung der großen Informations-Anzeigen, die von einigen Fahrgästen vermisst würden und bisher wegen feuerrechtlicher Bedenken des Eisenbahnbundesamtes nicht montiert werden konnten.

Das Untergeschoss des Gebäudes bildet in der Neukonzeption das Bindeglied zwischen der städtischen Königstorpassage und dem Erdgeschoss des Empfangsgebäudes. Allerdings könne nun die Anmutung der vielseits kritisierten Passage nicht mehr mit der Attraktivität des Bahnhofs mithalten. Ferstl sieht hier Handlungsbedarf von beiden Seiten, um zu einem stimmigen Gesamtensemble aus Bahnhof, Bahnhofsvorplatz und Passage zu kommen. Es würden bereits intensive Gespräche mit der Stadt geführt. Allerdings werde man sich in eher zurückhaltender Weise an diesen Kosten beteiligen, da es sich eindeutig um städtischen Grund handele und sich die Stadt in Fragen der Containermietflächen während des Umbaus und bei der geforderten U-Bahn-Entrauchungsanlage nicht allzu entgegenkommend verhalten hätte.

Das Herzstück des Bahnhofs ist das neue Reisezentrum im historischen Jugendstilsaal, der einst zu Prinzregenten-Zeiten Speise- und Wartesaal der Ersten Klasse war. Ferstl betonte die geglückte Renovierung und Verbindung mit dem neuen Design der 17 Verkaufscounter, was einen Raum von „bundesweit einmaliger Atmosphäre“ schaffe.

Im gesamten Innen- und Außenbereich wurde ein neues Wegeleitsystem installiert – 700 neue Schilder erleichtern die Orientierung. Alle elf Bahnsteige werden mit Aufzügen behindertengerecht erschlossen, wofür viereinhalb Mio. Euro investiert wurden. Zusätzlich wurde Bahnsteig 1 für den S-Bahnverkehr auf fast der ganzen Länge neu errichtet, was mit zwei Mio. Euro zu Buche schlägt. Die gleiche Summe wurde in eine abschnittsweise Verbreiterung des Mitteltunnels ausgegeben. Die Finanzierung erfolgte hierbei aus Landesmitteln des Freistaats. Die gesamten Baukosten wurden von Ferstl auf rund 76 Mio. Euro beziffert.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2002, Seite 8

 
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