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Mittelfränkische Dienstleister weltweit aktiv

Die Region Nürnberg ist auf dem Wege zu einem internationalen Dienstleistungszentrum. Schon 1 300 mittelfränkische Unternehmen dieses Wirtschaftsbereiches sind weltweit aktiv, also mehr als jemals zuvor und mehr als die Hälfte der rund 2 500 mittelfränkischen Außenhandels-Unternehmen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage zur Aktualisierung der IHK-Außenwirtschaftsdatei, in der Länderverbindungen, Einzelheiten zu Export- und Importtätigkeit sowie zum Investitionsverhalten der Firmen festgehalten sind.

Von den 1 300 Dienstleistern mit internationalen Verbindungen entfallen 700 auf den Großhandel und rund 200 auf den Einzelhandel . Die restlichen 400 stammen aus dem breiten Tätigkeitsfeld des Servicesektors: Insbesondere sind es Rechts-, Steuer- und Unternehmensberater, Logistik-Unternehmen (Transport/Verkehr), Fremdenverkehr, Architektur- und Ingenieurbüros, EDV-Dienstleister sowie Unternehmen des Telekom- und Versicherungsbereiches.

Die regionalen Schwerpunkte des grenzüberschreitenden Transfers solcher Güter und Dienstleistungen sind naheliegend: Eindeutig an der Spitze liegen die europäischen Nachbarländer – ca. 900 mittelfränkische Dienstleister sind dort aktiv –, wobei allein 800 auf die EU-Partnerländer entfallen. Stark im Kommen sind die EU-Beitrittsstaaten in Mittel- und Osteuropa (450 Firmen). Es folgen Asien (390 Firmen), der amerikanische Kontinent (350), Afrika (180) und Australien/Ozeanien (125). Hervorzuheben ist der starke Aufwärtstrend bei Dienstleistungsaktivitäten in Mittelosteuropa, in der Türkei (190 Firmen) sowie im offenbar kommenden Dienstleistungsmarkt Afrika.

In den starken Aktivitäten der Dienstleister in Mittelost- und Osteuropa spiegelt sich die Tatsache wider, dass Dienstleistungen in diesen Ländern eindeutiger Gewinner des dortigen Strukturwandels – weg von der Industrie und hin zum Dienstleistungssektor – sind. Verschiedenen Studien zufolge ist der Anteil des Dienstleistungssektors an der Wertschöpfung oder der Gesamtbeschäftigtenzahl in Ländern wie Ungarn und Tschechien bereits auf mehr als 60 Prozent angestiegen. Auch in den anderen genannten Weltregionen sind Dienstleistungen zu einem „Zauberwort“ geworden, und entsprechend dynamisch gestalten die Dienstleister den dortigen Strukturwandel.

Erfreulich ist nach Auffassung der IHK die Zusammensetzung der mittelfränkischen Dienstleister: In der Region Nürnberg gut repräsentiert sind traditionell weltweit agierende Dienstleister, unter denen sogar „hidden champions“ mit herausragender Bedeutung in nationaler und sogar internationaler Hinsicht sind. Und ebenso ins Auge fallen die großen Zuwachsraten von „Einsteigern“ ins Außenhandelsgeschäft. Denn über 300 der insgesamt 1 300 IHK-zugehörigen Dienstleister haben ihre Außenhandelsaktivitäten erst in den letzten fünf Jahren entwickelt - ein wichtiger Sieben-Meilen-Schritt der Region in Richtung „Internationalisierung“.

Das Bessere ist der Feind des Guten: Es gibt nach IHK-Einschätzung durchaus noch weiteres Potenzial für Außenhandels-Aktivitäten mittelfränkischer Dienstleistungsunternehmen. International gesehen wirken sich als Hemmschuh nach wie vor die überbordenden nationalen Regulierungen aus, die internationale Dienstleistungs-Transaktionen erschweren oder gar unmöglich machen. Beispielhaft erwähnt seien Zugangsbeschränkungen oder -verbote für neue Wettbewerber, staatliche oder berufsständische Pflichtlizenzen beziehungsweise Standards, Subventionierungen von inländischen Mitbewerbern oder Begrenzungen für Kapitalbeteiligungen von Ausländern an inländischen Unternehmen wie auch des Zuzugs von ausländischen Arbeitskräften.

Diese Vielzahl nationaler, landesspezifischer Regulierungen und Beschränkungen steht einem potenziellen und beträchtlichen Wohlfahrtsgewinn hierzulande wie weltweit entgegen. Aus einer Studie der Universität Michigan vom Sommer 2002 geht hervor, dass global ein Wohlfahrtsgewinn von 600 Mrd. US-Dollar erzielt werden könnte, wenn im internationalen Waren- und Dienstleistungshandel eine Senkung der vorhandenen Schranken um nur ein Drittel vorgenommen würde. Hauptgewinner wäre demnach eindeutig der Servicesektor. Dass sich die Welthandelsorganisation WTO immer mehr um eine Verbesserung des „General Agreement on Trade in Services“ (GATS) mit dem Ziel eines verbesserten internationalen Dienstleistungsabkommens kümmert, liegt daher nahe, und Erfolge sind mehr als wünschenswert.

Die „Einsteiger“ unter den Dienstleistern bei ihren weltweiten Aktivitäten zu unterstützen und ihre Zahl weiter zu erhöhen, steht auf der Handlungsagenda der IHK ganz oben. Zielgerichtet bietet der IHK-Geschäftsbereich „International“ Informationen, individuelle Beratung sowie Projekte an. Das „Außenwirtschaftszentrum Bayern“ (AWZ) der bayerischen IHKs mit Sitz in Nürnberg sowie insbesondere die vielen praxisgerechten Außenwirtschafts-Förderungsprogramme der Bayerischen Staatsregierung sind äußerst wirksame „IHK-Mitstreiter“ bei der Bewältigung dieser lohnenswerten Aufgabe zur Stärkung unserer Region als internationalen Dienstleistungsstandort und als Schlüssel für Wachstum und Beschäftigung.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2003, Seite 16

 
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