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Die Psychologie des Wandels

Wir brauchen tief greifende Reformen, dürfen aber in der Wirtschaftsflaute die enormen Stärken unseres Landes nicht vergessen.

Es bleibt auch 2003 richtig: Der Standort Deutschland hat immensen Bedarf an Erneuerung. Wir müssen jetzt in Arbeitsmarkt, Steuerpolitik, Sozialsystemen und im Bildungswesen umsteuern, um nicht in die zweite Liga der Wirtschaftsnationen abzurutschen. Dass die Lage ernst und ein Weitermachen wie bisher gefährlich ist, wird niemand mehr ernsthaft bestreiten. Wir haben in Deutschland kein Erkenntnis-, wohl aber ein großes Umsetzungsdefizit.

Jeder Einzelne ist aufgefordert, zu einem Klima beizutragen, in dem Reformen möglich sind: Nicht nur Reformwillen äußern, sondern die Umkehr zu mehr Flexibilität und Eigenverantwortung – mit den unvermeidbaren Opfern und dem Abschied von Besitzständen – aktiv mittragen und voranbringen. Die Abkehr vom St. Florian-Prinzip und die Verantwortung für das Gemeinwohl sind wesentliche Aspekte einer Psychologie des Wandels.

Zu den nötigen Voraussetzungen gehört auch, dass wir nicht in Depression verfallen. Jammern wird uns nicht weiterhelfen. Vielmehr müssen wir uns auf die großen Stärken unseres Landes besinnen. Das hat vor kurzem das Genfer World Economic Forum in seinem internationalen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit verdeutlicht. Der Report verweist zwar auf den großen Reformbedarf, nennt aber auch die Kriterien, in denen Deutschland Weltspitze ist: Infrastruktur, Technologietransfer zwischen Hochschulen und Industrie, Forschungsausgaben, Präsenz auf den Weltmärkten, Vertriebsnetze, Stärke der Marken.

Lassen Sie mich zwei weitere Aspekte nennen: unser Duales Berufsausbildungssystem, das höchste Anerkennung in der ganzen Welt genießt. Und nicht zuletzt: die stabile Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte, die wir als so selbstverständlich betrachten.

Dies ist eine hervorragende Basis, auf der wir aufbauen können. Die Niederlande und die skandinavischen Staaten waren vor zehn Jahren in einer vergleichbaren Lage wie wir. Diese konsensorientierten Gesellschaften haben den Wandel geschafft. Auch wir müssen im Jahr 2003 wichtige Schritte zu einem dynamischen und optimistischen Deutschland gehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches, gesundes und friedliches Neues Jahr 2003.
Autor/in: 
Präsident Hans-Peter Schmidt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2003, Seite 3

 
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