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Der Marktanteil in Deutschland soll weiter steigen

„Wir sind nie zufrieden“, fasst Tom Huzell, Retail Area Manager der Ikea-Deutschlandzentrale, die weltweite Strategie zusammen. Denn als Niedrig-Preis-Anbieter rund um Wohn- und Büroeinrichtungen müsse man auch ein Niedrig-Kosten-Unternehmen sein. Teure Lösungen seien immer ein Zeichen von Mittelmäßigkeit, provoziert Huzell die Gäste, die auf Einladung des IHK-Gremiums Fürth zur Veranstaltung „Ikea – Strategie, Struktur, Standortvision Fürth“ gekommen waren.

Ikea kultiviere einen ständigen Erneuerungswillen. Permanent werde nach cleveren Lösungen gesucht, um beispielsweise die Transportkosten vom mittlerweile größten Fertigungsstandort China zu optimieren. Aber auch Distribution und Vertrieb sollen immer kosteneffizienter werden. Intern reisen auch Führungskräfte nur zweiter Klasse, Limousinen im Fuhrpark gibt es nicht. Beim Entwurf von neuen Tischen oder Stühlen müssen Design und Produktion vom ersten Planungsstrich an eng zusammenarbeiten, um Fertigungskosten und Verpackungsvolumen möglichst gering zu halten.

Gleichzeitig pflegt das vor knapp 60 Jahren in Schweden gegründete Unternehmen ein langfristiges Beziehungsmanagement. Können Wunschpartner nicht in der gewünschten Qualität und Kostenstruktur produzieren, schickt Ikea Qualitäts- oder Umweltberater und organisiert Schulungen. Auch bei den Mitarbeitern wird „Langfristigkeit“ groß geschrieben: Der Führungsnachwuchs wird überwiegend aus den eigenen Reihen herangezogen, ein kleiner Anteil Neuer von außen soll aber vor Betriebsblindheit schützen.

Zuletzt setzte der Ikea-Konzern weltweit mit 65 000 Mitarbeitern rund zehn Mrd. Euro um. In den 29 Ikea-Häusern in Deutschland, so ergänzt der Fürther Ikea-Niederlassungs-Chef Erik Schweier, wird ein Umsatz von rund zwei Mrd. Euro erzielt, also ein Fünftel der Gesamterlöse. Damit ist die Nr. 1 im deutschen Möbelmarkt auch der größte Einzelmarkt innerhalb des Möbelkonzerns. Im abgelaufenen Jahr 2002 sind die Fürther beim Umsatz nach vorläufigen Zahlen wieder auf das Vorjahresniveau gekommen.

Derzeit liegt der Marktanteil in Deutschland bei sieben bis acht Prozent, die interne Zielmarke liegt bei 20 Prozent. Dieses Wachstum soll über weitere Standorte (in diesem Jahr sind drei neue Häuser geplant) sowie durch Erweiterungen bestehender Standorte erreicht werden. In Fürth wird Anfang 2004 der neue Standort auf der anderen Straßenseite eröffnet werden. Die Verkaufsfläche verdoppelt sich dann von jetzt fast 10 000 auf 18 000 Quadratmeter, die Zahl der Kassen steigt von 15 auf 35, das Sortiment wird größer, die Parkmöglichkeiten attraktiver. Lediglich bei der Zahl der Mitarbeiter, derzeit sind 289 überwiegend Teilzeitkräfte und 20 Azubis beschäftigt, ist keine Expansion geplant. Man müsse die weitere Entwicklung des Spar- und Konsumverhaltens abwarten.

Der Vorsitzende des IHK-Gremiums Fürth, Gert Rohrseitz, betonte, dass Ikea auch mit den aktuellen Erweiterungsplänen in Fürth willkommen ist. Denn Ikea sei ein herausragender Wirtschaftsfaktor und bedeutsamer Imageträger. Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller bestätigte den Fortschritt der harten Verhandlungen. Gleichzeitig freute er sich, dass sich die Standortsuche nur auf die Kleeblattstadt bezogen hatte. Das erhalte Arbeitsplätze und einen potenten Steuerzahler.

Mit Blick auf das derzeit heiß diskutierte Thema Ladenschluss kann Huzell die Aufregung nicht verstehen. Sein Haus befürworte in Deutschland Öffnungszeiten bis 22 Uhr an sechs Tagen pro Woche, in anderen Ländern habe Ikea sogar „Non-Stop“ geöffnet. Für die Mitarbeiter sieht der Ikea-Manager kaum Probleme. Schon heute gebe es eine Vielzahl von Arbeitszeitmodellen, die weitgehend auf individuelle Wünsche eingingen. Den Konflikt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hält er für konstruiert: „Es geht für die Mitarbeiter nicht ohne uns, aber ohne Mitarbeiter können wir auch nicht erfolgreich sein.'



 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2003, Seite 28

 
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