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Chancen für Standort Nürnberg

„Deutschland hat beim Wachstum in der EU die rote Laterne und wird diese so schnell auch nicht los.“ Das diagnostizierte der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Landesbank (Bayern LB), Werner Schmidt, vor den Gästen des Nürnberger Presseclubs.

Schmidt sieht einen dringenden Handlungsbedarf, um die strukturellen Probleme in Deutschland, die die Wirtschaft lähmen, zu beheben. Die Reform-Agenda 2010 von Bundeskanzler Schröder und ein Vorziehen der Steuerreform sind für ihn allerdings „nicht ausreichend“ und bestenfalls nur der Anfang.

Auch die Situation im deutschen Finanzgewerbe sei alles andere als rosig. Deutschland ist im internationalen Vergleich „overbanked“, d.h. jede der über 50 800 Geschäftsstellen stehe im Durchschnitt für rund 1 600 Einwohner zur Verfügung. Damit ist das Zweigstellennetz engmaschiger als das der deutschen Bäcker oder Metzger. Das habe zu einem verschärften Preiswettbewerb geführt, der die Verdienstspanne der Geldinstitute unter ein vertretbares Maß gedrückt habe. „Wir haben aber keine Bankenkrise, sondern eine Ertragskrise,“ so der Chef der BayernLB.

Auch Schmidt, seit zwei Jahren an der Spitze des Münchner Instituts, baut unter Hochdruck sein Haus um. Denn auch sein Unternehmen, eine „Anstalt des öffentlichen Rechts“, an der der Freistaat Bayern und der Sparkassenverband Bayern zu gleichen Teilen beteiligt sind, kämpft mit Kosten- und Risikoproblemen. Die Rolle bei der Kirch-Pleite wollte Schmidt aber nicht kommentieren. „Hinterher ist man immer schlauer.“ Deshalb setzt der Bankmanager konsequent auf eine Stabilisierung der Erlöse und das Eindämmen der Risikokosten. Außerdem sollen die Verwaltungskosten durch eine höhere Effizienz gesenkt werden.

Unter anderem wird seit Jahresbeginn wieder eine straffe zentrale Organisation und Verantwortlichkeit eingeführt, die das bisherige Regionalkonzept ablöst. Die neun inländischen Niederlassungen außerhalb Bayerns werden bis zum Herbst geschlossen, auch im Ausland werden neun Repräsentanzen dicht gemacht. Außerdem wird das gesamte Beteiligungsspektrum überprüft.

Standort Nürnberg
In Bewegung ist auch Nürnberg als Standort der BayernLB geraten. Durch eine Neuverteilung der Ausgaben zwischen München und der Noris werden hier 70 der zuletzt 180 Beschäftigten „sozialverträglich“ abgebaut. Da aber gleichzeitig in Nürnberg der Schwerpunkt für das dokumentäre Auslandsgeschäft sowie für Sorten- und Edelmetalle ist, werden gleichzeitig Stellen aufgebaut, so dass die Region unterm Strich sogar ein Arbeitsplatzplus verbuchen kann.

tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2003, Seite 45

 
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