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Die Kreditinstitute wenden das Rating schon in der Praxis an

Die künftige Finanzierung des Mittelstands wird entscheidend von der Ausgestaltung und Umsetzung der neuen Regeln für die Kreditvergabe abhängen, die unter der Bezeichnung „Basel II“ bis 2006 international in Kraft treten sollen. Während der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht bei der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr im Sommer 2003 noch am Feinschliff für das neue Regelwerk arbeitet und in den Mitgliedsländern das dritte Konsultationspapier beraten und kommentiert wird, entwickeln und testen die Kreditinstitute ihre künftigen Rating-Systeme bereits im täglichen Kreditgeschäft mit den Unternehmen.

Insbesondere der Mittelstand muss sich daher schon heute intensiv auf dieses Thema vorbereiten, um das es auch beim Mittelstandstag am Samstag, 13. September 2003 in der NürnbergMesse geht. Die Prüfung von Bilanzen und Kontoführung zählt zu den traditionellen Bestandteilen der Kreditwürdigkeitsanalyse eines Unternehmens. Sie liefert harte Fakten, die sich jedoch nur auf die Vergangenheit beziehen. Will ein Kreditinstitut beurteilen, ob ein Unternehmen den zukünftigen Schuldendienst leisten kann, müssen dazu weitere Fakten kommen – etwa zu Unternehmensführung und Wettbewerbsstrategie, zu Organisation und Controlling im Betrieb. Gerade wenn die frühzeitige Diskussion solcher „weichen Faktoren“ mit dem Kreditinstitut bisher nicht gepflegt wurde, müssen sich mittelständische Unternehmen nun auf derart umfassende Kreditgespräche vorbereiten.

„Fitness-Check Rating“
Als Hilfsmittel für diese Vorbereitung der Unternehmen auf Kreditgespräche hat sich der „Fitness-Check Rating“ auf den Internet-Seiten der IHK Nürnberg für Mittelfranken (www.ihk-nuernberg.de) bewährt. Der Check ermöglicht einen anonymen und kostenlosen Online-Selbsttest, dessen Einzelfragen das Stärken-Schwächen-Profil des Unternehmens in seiner Vorbereitung auf das Rating aufzeigen. Die Nutzer erhalten zudem wichtige Anhaltspunkte, welche Fragen beim bankinternen Rating auf sie zukommen. Der Selbsttest wurde von Rödl & Partner entwickelt und der IHK zur Verfügung gestellt, die mit der Weiterentwicklung für das Internet und der Freischaltung Mitte 2002 eine bundesweite Führungsrolle einnahm.

Zwischenbilanz: Nachholbedarf bei Controlling und Strategie
Nach einem Jahr gilt es nun eine Zwischenbilanz zu ziehen: In dieser Zeit wurde der „Fitness-Check“ über 8 000 Mal aufgerufen, mehr als 1 800 Unternehmen haben den Selbsttest vollständig durchgeführt. Damit entstand zugleich ein umfassender Datenbestand, der den besonderen Handlungsbedarf für den Mittelstand aufzeigt. Kurz zusammengefasst: Vor allem im Controlling und in der strategischen Planung offenbaren sich derzeit über alle Branchen hinweg noch Schwächen. Dagegen werden die Qualität der Mitarbeiter sowie die Technologie in den Unternehmen als gut und die Risiken aus rechtlicher Sicht (Haftungsfragen, Handelsbeschränkungen, etc.) als gering eingeschätzt.

Bewertet man die Antworten zu den Einzelfragen des Selbsttests mit Schulnoten von 1 bis 5, so resultiert ein Gesamt-Durchschnitt von 2,98. Immerhin 16 Prozent der Teilnehmer würden ein befriedigendes Ergebnis verfehlen; gut oder gar sehr gut dagegen würde bei einem Rating der „weichen Faktoren“ jeder fünfte Teilnehmer abschneiden.

Führt man sich allerdings vor Augen, dass bei einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote deutscher Unternehmen von deutlich unter 20 Prozent auch die harten Fakten vielfach nicht den internationalen Ansprüchen genügen, die von den Kreditinstituten künftig angelegt werden müssen, wird die zentrale Bedeutung von Basel II und Rating für die Mittelstandsfinanzierung und damit für das künftige Wachstum in Deutschland deutlich.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2003, Seite 31

 
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