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Wie attraktiv ist Nürnberg für Besucher?

Die Konkurrenz bei Tourismusangeboten, Messen und Kongressen sowie Sport- und Kulturveranstaltungen ist groß. Denn die Besucher generieren in der Region Umsätze in Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsbranchen. Wo steht Nürnberg in diesem Wettstreit? Welches sind unsere Stärken und Schwächen? Darüber sprach WiM mit Michael Weber, dem Fremdenverkehrsdirektor von Nürnberg.

WiM: Wie hat sich der Fremdenverkehr in Nürnberg im letzten Jahr entwickelt?
Nürnberg schnitt besser ab als andere Städte und konnte die Übernachtungen des Vorjahres wieder leicht übertreffen. Das verdanken wir in erster Linie dem Ausländerreiseverkehr, bei dem sich Nürnberg teilweise gegen den bundesweiten Trend entwickelt hat. Zum Beispiel bei den Japanern, aber seit Jahresmitte auch wieder bei den US-Amerikanern. Nürnberg ist also nach wie vor ein attraktives Ziel. Nur bei den Inländern kämpfen wir immer noch mit den Bremsspuren der wirtschaftlichen Rezession.

WiM: Es heißt immer, Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Was bedeutet das konkret für Nürnberg?
Nürnberg gehört mit über 1,8 Mio. Übernachtungen zu den Top Ten im deutschen Städtetourismus. Die drei annähernd gleich starken Säulen Messen, Kongresse und privat motivierte Reisen sorgen für einen relativ gleichmäßigen Kundenstrom das ganze Jahr über. Wobei allein der private Tourismus mit weit mehr als 500 000 Übernachtungen selbst das Gesamtaufkommen im Fremdenverkehrsmekka Rothenburg ob der Tauber übersteigt. Vor vier Jahren haben wir durch eine Studie nachgewiesen, dass der Wirtschaftsfaktor Tourismus in Nürnberg bedeutender ist als bis dahin angenommen. Mehr als 850 Mio. Euro werden hier umgesetzt; davon profitieren nicht nur Hotels und Gaststätten, sondern auch Einzelhandel, Banken, Versicherer, andere Dienstleister, Handwerksunternehmen und Industriebetriebe. Daraus resultieren rund 13 000 Arbeitsplätze und rund 19 Mio Euro in der Stadtkasse. So etwas darf von keinem der Beteiligten mehr unterschätzt werden. Welches Einzelhandelsgeschäft in der Innenstadt weiß denn schon, dass mehr als zehn Prozent seines Umsatzes von Besuchern Nürnbergs stammen?

WiM: Zu Nürnbergs Außenimage: Wie sind Sie damit zufrieden?
Das touristische Bild Nürnbergs wird von den traditionellen Komponenten geprägt: von Burg, Bratwürsten, Lebkuchen und Christkindlesmarkt. Alles sympathische Dinge, die der Nürnberg-Besucher nicht missen will. Und wir sind stolz darauf, dass es in keiner vergleichbaren deutschen Großstadt eine so hohe Dichte von Baudenkmälern auf so engem Raum gibt. Aber wir müssen auch klar machen, dass Nürnberg mehr ist als das: internationaler Flughafen, Messe- und Kongresszentrum, leistungsfähige Hotellerie und innovative Dienstleistungs- und Industrieunternehmen. Davon leben der Messebereich und das Kongresswesen, denn Geschäftsleute treffen sich nur dort, wo es Neues und Richtungsweisendes zu erfahren gibt. Allerdings wird aus akutem Geldmangel in Nürnberg weniger für die Werbung getan als in konkurrierenden Städten. Deshalb sind wir derzeit dabei, zusammen mit der Nürnberger Wirtschaft ein neues, zusätzliches Werbebündnis zu schaffen, das die Vorzüge der Noris bekannter machen soll. Wir setzen hierbei auf Unternehmen, die ein lebhaftes Interesse daran haben, ihr eigenes Image mit dem positiven Image von Nürnberg zusammenzubringen.

WiM: Der Verkehrsverein feiert heuer sein 100-jähriges Jubiläum. Was zeigen die Blicke in den Rückspiegel und nach vorn?
Auf unsere Jubiläum sind wir in mehrfacher Weise stolz. Weil es in Nürnberg nie ein kommunales Fremdenverkehrsamt gegeben hat, sondern von 1904 bis heute eine von Stadt und Geschäftswelt gemeinsam getragene Organisation, die spätestens seit 1971 als Marketingagentur arbeitet und aktive Wirtschaftsförderung betreibt. Die immer wieder die Richtung vorgegeben hat, wie einige Beispiele zeigen: Ideenfindung für Veranstaltungen wie Bardentreffen und Kinderweihnacht, Durchführung weltweiter Akquisition von Reiseveranstaltern, Markteroberung Japans für Weihnachtsreisen oder eben erst ein auf Nürnberg zugeschnittenes Online-Reservierungssystem. Und ich denke, wir haben noch genug Ideen, um die Herausforderungen unseres zweiten Jahrhunderts erfolgreich anzugehen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2004, Seite 26

 
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