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Wie steht es um die Lkw-Maut?

„Die laufende Generalprobe des neuen Lkw-Maut-Systems lässt einen Start der Mauterhebung zum 1. Januar 2005 erwarten.“ So äußert sich das Konsortium Toll Collect zu den Chancen, das System nun endlich einzuführen. Das automatische Verfahren der Mauterhebung habe seine Funktionalität nachgewiesen, so das Unternehmen mit Verweis auf den Zwischenbericht eines unabhängigen Sachverständigen. „Das Lkw-Mautsystem läuft stabil unter den realen Bedingungen“, sagte Christoph Bellmer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Toll Collect.

Bei den Auftragseingängen für die Fahrzeuggeräte (so genannte On-Board Units) verzeichnet Toll Collect einen deutlichen Anstieg: Über 10 000 Bestellungen gehen inzwischen wöchentlich bei der Betreibergesellschaft ein, zuvor waren es durchschnittlich 4 000 Geräte gewesen. Das europäische Transport- und Logistikgewerbe hat mittlerweile rund 500 000 Lkw bei Toll Collect registrieren lassen. Für 320 000 Fahrzeuge sind die OBU bestellt, die in die Lkw eingebaut werden müssen. Davon sind nach Auskunft von Toll Collect 300 000 Geräte personalisiert und 175 000 installiert (Stand jeweils Mitte November).

Die im September gestartete Generalprobe wurde Ende November abgeschlossen und fand in dem „echten“ System statt, mit dem ab 1. Januar 2005 die Lkw-Maut erhoben werden soll. Gegenstand der Generalprobe war das komplette System mit allen Betriebsprozessen von der automatischen Mauterfassung mit der OBU über die Einbuchung im Internet bis zur Terminalbuchung. Auch die Mautkontrolle, die Abrechnung, der Kundenservice und die Weiterleitung der Maut an den Bund wurden geprüft. Toll Collect rechnet auf Grund der gelungenen Generalprobe damit, dass die Betriebserlaubnis bis 15. Dezember 2004 vorliegt und die Lkw-Maut somit am 1. Januar 2005 starten kann.

Über den aktuellen Stand informierte sich vor kurzem im Hafen Nürnberg der mittelfränkische Versandleiterkreis bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Toll Collect, Spedition Bischoff und Hafen Nürnberg-Roth GmbH. Vor ca. 40 Unternehmensvertretern bekräftigte Lothar Herbst von Toll Collect, dass die Vorbereitungen gut liefen. Noch nicht zufrieden stellend sei allerdings der Einbau der OBUs in ausländische Lkw. Herbst versuchte Bedenken zu zerstreuen, dass die Zahl der manuellen Einbuchungsgeräte an den deutschen Tankstellen zum 1. Januar nicht ausreichen könnte. Toll Collect werde zum Mautstart rund 5 000 zusätzliche Mitarbeiter für die Betreuung der Terminals einstellen, die bei der Bedienung der Terminals helfen.

Probleme sahen die Teilnehmer der Info-Veranstaltung beim Einbau der OBUs in Neufahrzeugen: Das Prozedere bei der Registrierung und die Installationen dauerten zu lange. „Das Vorgehen beim Einbau ist bei jedem Hersteller anders“, so Herbst. Eine vollständige Registrierung sei erst möglich, wenn die komplette Fahrgestellnummer bekannt sei. Während einige Hersteller diese Nummer bereits kurz nach der Bestellung des Fahrzeugs nennen könnten, ergebe sie sich bei anderen erst mit dem Zusammenbau der Fahrzeuge. Zusammen mit den Fahrzeugherstellern arbeite Toll Collect derzeit an einer Lösung: Vorgesehen sei, die Kabelbäume für die OBU in den Neufahrzeugen entsprechend vorzubereiten.

Andreas Weinrich von der Spedition Bischoff erklärte vor den Versandleitern, die Transportwirtschaft gehe fest vom Start der Lkw-Maut zum 1. Januar 2005 aus. Die Spedition selbst rechnet damit, dass der eigene, 90 Fahrzeuge umfassende Fuhrpark rechtzeitig mit den Erfassungsgeräten ausgestattet werden kann. Den manuellen Einbuchungssystemen stehe man dagegen skeptisch gegenüber: Die Datenerfassung dauere zu lange, zudem behindere die nicht automatisierte Erfassung eine flexible Routenführung. Keinen Zweifel lies Weinrich daran, dass es sich bei der Maut um eine staatliche Abgabe handelt, die über den Verlader bis zum Endverbraucher durchgereicht werden muss.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2004, Seite 22

 
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