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Schlichten ist besser als streiten

Im vergangenen Jahr wurde das Theater Nürnberg mit seinen Sparten Musiktheater, Schauspiel und Ballett zum Staatstheater erhoben. Beifall von allen Seiten und große Erwartungen: Vom Leuchtturm der Kultur war die Rede. WiM sprach mit Staatsintendant Wulf Konold über die Perspektiven für 2005.

Ein Fortschritt ist zu verzeichnen: Mediation muss heute nicht mehr erklärt werden! Es hat sich herumgesprochen, dass es sich dabei um eine in vielen Ländern bewährte Methode handelt, Konflikte ohne gerichtliche Hilfe unter den Streitparteien mit Hilfe eines kundigen Dritten selbst zu lösen.

In Familiensachen und bei der Lösung sozialer Konflikte (z.B. in der Schule) gibt es mittlerweile auch bei uns vielfältige und erfolgreiche Konzepte und Einrichtungen. Ganz anders sieht es aber noch beim alltäglichen Rechtskonflikt im Wirtschaftsleben aus. Dort ist die Mediation noch nicht wirklich ins Blickfeld geraten. Dies ist erstaunlich. Denn der Zivilprozess ist gerade in diesen Fällen ein beschwerliches, langwieriges und vor allem kostspieliges Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Man denke nur an Wettbewerbs- und Bausachen! Der Unternehmer gibt seine Lösungskompetenz aus der Hand und liefert sich der Entscheidung des Richters aus, ohne diese letztlich vorhersehen und beeinflussen zu können. Er muss auf Weisung des Richters selbst erscheinen zu Terminen, die ihm nicht passen, muss Fragen beantworten, deren Sinn und Zusammenhang mit dem Fall ihm nicht einleuchten wollen. Er soll Unterlagen beschaffen, die er nicht mehr findet. Mitarbeiter werden vor Gericht als Zeugen geladen und befragt, anstelle zu arbeiten, sündteure Gutachten werden eingeholt zu Fragen, die die Prozessparteien selbst viel besser beantworten könnten – und am Ende steht der Unternehmer oft frustriert vor dem Ergebnis und gibt dem Richter die Schuld. Dabei erkennt er nicht, dass er die eigene Macht an einen Dritten – den Richter – abgegeben hat, der über ein Geschehen urteilen soll, bei dem er nicht zugegen war und dem von allen Seiten unterschiedlichen Versionen unterbreitet werden. So muss der Richter nicht selten nach der Beweislast entscheiden – nachdem oft mehr Kosten verursacht wurden, als der Streitgegenstand wert war.

Hat der Unternehmer aber nach jahrelangem Rechtsstreit tatsächlich gewonnen, dann kämpft er in langwieriger, teurer und mühevoller Zwangsvollstreckung oft vergeblich um die Früchte seines Sieges – oder der Gegner ist insolvent geworden.

So sollte man meinen, dass die Mediation hier eine ersehnte, dem Wesen des Unternehmertums entsprechende Alternative und damit ein Erfolgsmodell wäre. Denn die erfolgreiche Mediation führt zu einem verbindlichen Ergebnis, das auf einer Einigung der Streitparteien beruht. Das heißt, die Parteien liefern sich nicht der Entscheidung eines Dritten aus, sondern lösen das Problem in eigener Regie.

Die Vorteile in Kürze
Mediation kostet weniger Geld:
Der Mediator rechnet in der Regel nach Stunden und nicht nach Streitwert ab. Dies ist ein Anreiz für die Parteien, sich schnell zu einigen. Außerdem entfallen Gerichtskosten und Beweisaufnahmekosten (Gutachten).

Mediation kostet weniger Zeit: Die Parteien treffen sich zum vereinbarten Termin beim Mediator und können in kürzester Frist eine Einigung erreichen.

Die persönliche Würde bleibt gewahrt: Die Parteien treten sich als erwachsene Menschen frei gegenüber, jeder kann – anders als bei Gericht – den Versuch der Streitbeilegung ohne Rechtsfolgen jederzeit abbrechen.

Mediation weckt die Kreativität: Es sind Lösungen möglich, die weit über den Streitfall hinausgehen und die im Idealfall für alle Beteiligten von Vorteil sind.

Mediation ist diskret: Im Gegensatz zum öffentlichen Zivilprozess bleiben die Parteien unter sich und verpflichten sich zur Diskretion.

Die Ertragsaussicht ist höher: Bei einer vereinbarten Verpflichtung ist die Leistungsbereitschaft erfahrungsgemäß größer als bei einem aufgezwungenen Urteil. Dazu kommt der Zeitvorteil: Er verringert die Gefahr, dass man leer ausgeht, weil der Schuldner später insolvent wird.

Warum wird trotz dieser Vorteile meist nicht der Weg der Mediation beschritten? Aus Routine: Der übliche Weg führt eben über Mahnung, Prozessandrohung und Klage direkt auf den Zivilprozess zu, eine Alternative wird nicht gesehen. Hinzu kommen Groll („Dem werd´ ich´s zeigen!“), Verachtung („Mit so einem setz´ ich mich nicht an einen Tisch!“), Angst („Der legt mich rein!“) und der Druck von Freunden („Das lässt du dir gefallen?!“). Und so schnappt immer wieder die Prozessfalle zu, statt einvernehmliche und außergerichtliche Lösungen zu suchen.

Gerhard Moezer, heureka@mediation-moezer.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2004, Seite 18

 
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