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Damit die Decke nicht auf den Kopf fällt

Vielen wird der vergangene Winter in schlechter Erinnerung bleiben: Gleich reihenweise brachten die Schneemassen Dächer zum Einsturz. Die Landesgewerbeanstalt LGA informiert, wie man vorbeugen kann.

Schwimm- und Eislaufhallen, Einkaufszentren und Schulen, Messehallen und Bahnhofsgebäude, Fabrikhallen: Die Schneefälle beschädigten oder zerstörten zahlreiche Bauten. Dabei ging nicht nur Material zu Bruch, sondern Dutzende von Menschen wurden von den einstürzenden Bauten getötet oder schwer verletzt. Was können, sollen und müssen die Verantwortlichen für den Bau und den Betrieb von öffentlichen und privaten Hallen und vergleichbaren Konstruktionen tun, um die Einsturzgefahren zu bändigen, fragte die Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) bei einer Informationsveranstaltung zum Thema „Sicherheit von Hallendächern“ in Nürnberg. Zu der Veranstaltung waren mehr als 100 Interessenten erschienen, die nicht nur Informationen zu Sicherheitsfragen und festgestellten Baumängeln erhielten, sondern darüber hinaus auch über Haftungsfragen beim Einsturz von Gebäuden aufgeklärt wurden.

Zwar sollen bereits die Baubehörden vor der Erstellung von Hallen oder anderen ähnlichen Gebäuden alle Angaben zur Statik prüfen, aber längst nicht bei allen Bauten liegen diese Unterlagen vor. Thomas Weierganz, Leiter des Bereiches Prüfstatik bei der LGA, kennt sogar Fälle, in denen die Unterlagen noch nicht einmal angefordert wurden. Dabei wurde die entsprechende DIN-Vorschrift 1055 nicht nur erneuert, sondern darüber hinaus lassen sich in den verschiedenen Regionen auch die möglichen Schneelasten (in der so genannten Schneelastzonenkarte) ablesen. In Nürnberg beispielsweise liegt dieser Wert bei 65 Kilogramm pro Quadratmeter, in Traunstein bei mehr als 300 Kilogramm. Weierganz forderte, die Überprüfung nicht nur am Schreibtisch anhand der vorliegenden Unterlagen vorzunehmen. Vielmehr sollten sich die Prüfbeamten vor Ort davon überzeugen, dass die Baupläne auch eingehalten werden.

Unglaubliche Bausünden und Überwachungsfehler musste Manfred Schultheiß, Leiter des LGA-Fachzentrums Baubegutachtung, bei seinen Inspektionsbesuchen registrieren. Nicht nur fehlende oder unvollständige Planunterlagen werden zum Problem, häufig seien die Hallendachkonstruktionen gar nicht einsehbar. „Abgehängte Decken versperren den Einblick in die Konstruktion. Oftmals entsprechen die Befestigungen nicht unseren heutigen Vorgaben an die Sicherheit bzw. an die Versagenswahrscheinlichkeit“, erklärte Schultheiß. Bei seinen Inspektionen stellte er nicht nur Planungs-, sondern auch Ausführungsfehler fest, die vor allem bei nachträglichen Umbauten ohne fachkundige Aufsicht entstehen.

Zwar können auch bei den Baumaterialien Stahl und Stahlbeton technische Probleme auftreten, doch insbesondere Holz erweist sich als anfällig. „Aber Riss ist nicht gleich Riss“, betont Schultheiß, denn der Baustoff Holz lebt. Während frisch geschlagenes Holz eine Feuchte von mindestens 40 bis 60 Prozent aufweist, dürfen für Leimverbindungen nur Hölzer mit höchstens 15 Prozent Feuchte verwendet werden. Deshalb muss das Holz natürlich oder technisch getrocknet werden. Sonst verliert der Baustoff an Festigkeit, es kommt zu hohen Spannungen und erhöhter Fäulnisgefahr. Nach Erreichen der so genannten Gleichgewichtsfeuchte sind Holztragwerke allerdings nahezu wartungsfrei. Die Konstruktion muss nur gegen eindringendes Wasser geschützt werden.

Die Überwachung der Hallendächer obliegt zwar noch den einzelnen Verantwortlichen, aber der Katastrophenwinter hat die Branche aufgeschreckt. Im Bayerischen Innenministerium beschäftigt sich der Arbeitskreis „Wiederkehrende Bauwerksüberprüfungen“ der Obersten Baubehörde bereits mit Programmen für regelmäßige Untersuchungen – und möglicherweise kommt von hier doch noch der Anstoß für neue Gesetze und die Einführung eines Dach-TÜV.

Autor/in: 
hpw.
Externer Kontakt: LGA, Bereich Prüfstatik, Tel. 0911/6 55 47 00, thomas.weierganz@lga.de, LGA Bautechnik, Tel. 0911/6 55 55 40, manfred.schultheiss@lga.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2006, Seite 18

 
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