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Hat Randale beim Fußballfest keine Chance?

Die Fußball-Weltmeisterschaft stellt eine große organisatorische Herausforderung dar, bei der Polizei und Rettungsdienste gut vorbereitet sein müssen. WiM fragte Bayerns Innenminister Dr. Günther Beckstein, wie es um die Sicherheit und um die Verkehrssituation bestellt ist.

WiM: Sind wir in puncto Sicherheit auf die WM gut vorbereitet?
Dr. Günther Beckstein: Die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern bereiten sich bereits seit dem Jahr 2001 intensiv auf die Fußball-WM 2006 in Deutschland vor. Bundesweit - auch in Nürnberg - haben zahlreiche Großübungen stattgefunden, um die Sicherheitsplanungen einem Praxistest zu unterziehen. Besonders in Bayern haben wir uns so sorgfältig auf die Gefahren Hooligans, allgemeine Kriminalität, aber auch Terrorismus vorbereitet, wie dies nur möglich ist. Wir können heute mit Fug und Recht sagen: Die Hausaufgaben sind gemacht. In puncto Sicherheit ist alles dafür vorbereitet, bei der WM-Endrunde ein möglichst hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten.

WiM: Nürnberg gehört zu den sichersten Großstädten in Europa - auch während der WM?
Polizei, Katastrophenschutz und Rettungsdienste in meiner Heimatstadt Nürnberg sind glänzend auf die WM vorbereitet und hoch motiviert. Ich bin mir deshalb sicher, dass sie die enormen Herausforderungen bei den WM-Spielen in Nürnberg und den Public-Viewing-Veranstaltungen im Stadtgebiet mit Bravour bewältigen werden. Um das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden" mit Leben zu erfüllen, wird die Polizei nichts anbrennen lassen. Denn richtig wohl kann man sich bei Freunden ja nur fühlen, wenn man auch sicher ist.

WiM: Von welchen Gruppen geht die meiste Gefahr aus?
Sicherheitsgefahren bei der WM gehen von gewalttätigen Fußball-Fanatikern aus. Hooligans aus dem In- und Ausland „freuen" sich auf ihre Art auf die WM. Pöbelnde und randalierende Fanatiker werden wir in Nürnberg aber keinesfalls dulden. Es ist leider auch nicht auszuschließen, dass der internationale islamistische Terrorismus die WM-Endrunde ins Visier nehmen könnte. Gerade deshalb setzen wir auf ein Höchstmaß an Sicherheitsvorkehrungen und intensive Vorfeldaufklärung. Ein Großereignis wie die Fußball-WM zieht natürlich auch alle Formen der Organisierten und einfachen Kriminalität an. Die Palette reicht hier vom Taschendiebstahl bis zur Zwangsprostitution.

WiM: Wie ist Ihre Position zum Einsatz der Bundeswehr bei der WM?
Ich habe immer deutlich gemacht, dass bei einer Verschärfung der Sicherheitslage eine Situation eintreten könnte, in der wir auf Ressourcen der Bundeswehr dringend angewiesen sind. Polizei und Katastrophenschutz werden bei „normaler Bedrohungslage" in der Lage sein, die Sicherheit zu gewährleisten. Damit ist aber bereits alles ausgereizt. Sollte es beispielsweise wegen Terrordrohungen notwendig sein, die Sicherheitsvorkehrungen nochmals hochzufahren, sind die polizeilichen Ressourcen erschöpft. Hier könnte die Bundeswehr wertvolle Dienste leisten, z. B. beim Objektschutz. Die für einen sinnvollen und wirklich wirkungsvollen Einsatz der Bundeswehr notwendige Verfassungsänderung wird aber nicht mehr rechtzeitig zur WM kommen. Das bedauere ich, kann es aber allein nicht ändern.

WiM: Erwarten Sie Staus im Straßenverkehr?
Um Staus weitgehend zu vermeiden, haben wir viel getan. Bereits Anfang 2004 haben die Autobahndirektion Nordbayern auf den Autobahnen und die Stadt Nürnberg in ihrem städtischen Straßennetz ein dynamisches Verkehrs- und Parkleitsystem eingerichtet. Daran sind das Frankenstadion, die Messe, das Nürnberger Zentrum, der Flughafen und das Güterverkehrszentrum Hafen Nürnberg mit den Großparkflächen über eine Routenführung von und zu den Autobahnen A 3, A 6 und A 9 angebunden. Es gilt derzeit als größtes und modernstes Verkehrsleitsystem in Deutschland. Es hat sich bislang bei Bundesligaspielen und bei Spielen des Confederations Cup 2005 im Frankenstadion sowie bei Veranstaltungen in den benachbarten Sportstätten und der Messe hervorragend bewährt.

Außerdem wird die Leistungsfähigkeit einer der Hauptzufahrtsrouten über die Autobahn A 6 durch den Umbau des staugefährdeten Autobahnkreuzes Nürnberg–Süd verbessert. Die Direktrampe zwischen der A 6 aus Richtung Heilbronn und der A 73 in Richtung Nürnberg, der so genannte „Overfly“, wurde bereits im Dezember 2005 dem Verkehr übergeben. Die Gesamtfertigstellung des Autobahnkreuzes ist für Mai 2006, also rechtzeitig vor Beginn der WM, vorgesehen.

WiM: Wer wird denn Fußball-Weltmeister 2006?
Weltmeister wird hoffentlich die Mannschaft, die am mitreißendsten spielt. An das deutsche Team habe ich keine großen Erwartungen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2006, Seite 52

 
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