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Immer und überall verfügbar

Bei Reparatur und Wartung ist Eile geboten: Ersatzteile müssen stets parat sein und fix an jedem Punkt der Erde ankommen.

Mehr als 100 Vertreter von Industrie, logistischen Dienstleistern und Wissenschaft aus ganz Deutschland nahmen am „2. Logistikdialog Nürnberg“ teil, der sich mit dem Thema „Ersatzteillogistik“ beschäftigte. Die von der Regionalgruppe Franken der Bundesvereinigung Logistik (BVL) gemeinsam mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken organisierte Veranstaltung wurde vom BVL-Vorsitzenden Dr.-Ing. Thomas Wimmer aus Bremen organisiert.

Bei seinem Eröffnungsvortrag wies Prof. Dr.-Ing. Thorsten Brandes vom Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieurwesen der Technischen Fachhochschule Wildau auf die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen der internationalen Ersatzteillogistik hin. Nach seinen Angaben muss ein Unternehmen in der Regel von über 100 000 verschiedenen Ersatzteilnummern ausgehen, doch meistens sind nur rund die Hälfte davon „aktiv“, zudem sind davon meistens 90 Prozent als „Langsamdreher“ anzusehen, werden also nicht allzu häufig abgerufen. Dennoch sind die Unternehmen zur Langzeitbevorratung verpflichtet, und die Kunden erwarten in der Regel die sofortige Verfügbarkeit der Ersatzteile. Bedarfsprognosen sind laut Brandes schwierig, bei der Distribution ist oft eine Vielzahl von Vertriebswegen zu berücksichtigen und geografisch sind viele Lagerorte zu integrieren. Dazu kommt, dass die Händler in der Regel die Kundendaten „horten“.

Deshalb müssen Unternehmen ihre Kernkompetenzen neu überdenken und an geänderte Wettbewerbsbedingungen anpassen, denn intelligente Outsourcing- und Kooperationsmodelle, die sich mit Herstellern und Dienstleistern realisieren lassen, eröffnen neuen Spielraum zur Anpassung der Kostenstruktur im Bereich der Ersatzteilversorgung.

Service als After-Sales-Aktivität hat sich zu einem der treibenden Erfolgsfaktoren neben dem reinen Verkauf entwickelt. Gestiegene Kundenanforderungen und zunehmender Wettbewerb durch Globalisierung stellen den Service vor neue Herausforderungen. Um diese Herausforderungen zu meistern, ist die Gestaltung und Umsetzung einer voll auf die Servicebelange ausgerichteten Logistik notwendig. Neben prozessorientiertem und globalem Denken gehören die Werthaltigkeit der Logistik-Leistung und die Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu den grundlegenden Voraussetzungen. Die Erhaltung und Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Lieferqualität und Liefertreue hat dabei die höchste Priorität in der gesamten Wertschöpfungskette.

Dass es dabei nicht nur um die Kundenzufriedenheit, sondern auch „um Leben und Tod“ gehen kann, machte Georg Krützfeldt, Leiter Prozess Materiallogistik, Medical Solutions Customer Service der Erlanger Siemens AG, deutlich. Mehr als eine halbe Mio. Ersatzteillieferungen sind pro Jahr notwendig, um die mehr als 200 000 weltweit installierten Siemens-Geräte (z.B. Ultraschall, Röntgengeräte oder Computer-Tomographie) sicher und funktionsfähig zu erhalten. Mehr als 40 000 Ersatzteile sind ständig auf Lager im „World Distribution Center“ in Frankfurt-Heusenstamm, um den weltweiten Anforderungen möglichst schnell nachkommen zu können.

Wie die Ersatzteilversorgung global bestens funktioniert, stellten Krützfeldt und Dr. Johannes Söllner, Mitglied der Geschäftsleitung der Nürnberger Geis-Gruppe, dar. In weiteren Vorträgen berichteten Vertreter von Unternehmen wie BSH Bosch und Siemens Hausgeräte und Hella über ihre Erfahrungen bei der Aufstellung globaler Ersatzteilnetze.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2006, Seite 40

 
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