Veraltete Heizanlagen und gestiegene Energiepreise lassen die Energiekosten öffentlicher Gebäude in die Höhe schnellen. Gleichzeitig fehlt das Geld für neue, energiesparende Systeme. Abhilfe schaffen kann das so genannte Energiespar-Contracting.
Bei Kommunen, Gemeinden und Krankenhäuser wächst die Bereitschaft, anstehende Modernisierungsmaßnahmen an Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Beleuchtungsanlagen im Zuge dieses Modells zu lösen. Der Vorteil: Die Investitionen in moderne Gebäudetechnik werden durch einen privaten Dienstleister finanziert, der seine Ausgaben aus den Energiekosteneinsparungen refinanziert. Dieses Modell der Öffentlich-Privaten-Partnerschaft ist nicht nur ein Ausweg aus dem Investitionsstau, sondern erschließt auch bislang brachliegende Einsparpotenziale beim Energie- und Wasserverbrauch. Außerdem werden klimaschädliche Treibhausgase eingespart. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Kriterien werden bei diesem Modell garantiert nachhaltig erfüllt.
Die Erfahrungen aus zahlreichen Energiespar-Contracting Projekten zeigen, dass es nur Gewinner gibt. Der Gebäudeeigentümer profitiert in vielerlei Hinsicht: Know-how-Transfer, nachhaltige Senkung der Energie- und Unterhaltskosten sowie Wertsteigerung der Liegenschaften durch Einsatz modernster Technik. Die Gebäudenutzer dürfen mehr Komfort und mehr Versorgungssicherheit erwarten. Und nicht zuletzt werden sie bei Einsparungen, die über die Vereinbarungen hinausgehen, sogar finanziell beteiligt.
Erfolgreiche Projekte
Der Stadt Lauf a. d. Pegnitz bringt Energiespar-Contracting jährlich eine garantierte Kosteneinsparung von 65
000 Euro und eine Treibhausgasminderung von 20 Prozent, also etwa 292 Tonnen pro Jahr. Der zehn Jahre laufende
Vertrag beinhaltet Modernisierungsmaßnahmen in 15 Gebäuden in Höhe von 400 000 Euro. „Wir haben alle unsere
kommunalen Liegenschaften auf den Prüfstand gestellt und dann die größten Energieverbraucher herausgefunden.
Vorher wusste niemand innerhalb der Verwaltung, wie viel Energiekosten wo anfallen“, erklärt Richard Knauer
vom Hochbauamt in Lauf. „Wir haben festgestellt, dass wir unsere Klimaschutzziele alleine mit den Maßnahmen
Fenstertausch, Wärmedämmung und Heizungstausch nicht erreichen. Deshalb haben wir uns für das Contracting
entschieden.“ Nach der Installation der neuen Regelungs- und Steuerungstechnik kann jetzt jeder Raum der
Kunigunden Schule, in der auch ein Großteil der Volkshochschulkurse stattfindet, einzeln für die benötigte
Unterrichtszeit geheizt werden. Das Durchlaufenlassen der Heizung ist nicht mehr nötig. Energie wird somit nicht
mehr verschwendet, sondern punktgenau an dem Ort bereitgestellt, wo sie gebraucht wird. Neben Energieeinsparung,
Haushaltsentlastung, Einsatz neuester Technologien und Werterhaltung der Gebäude war noch die Schaffung von
Arbeitsplätzen ein wichtiger Aspekt. Denn der Partner Siemens Building Technologies verpflichtet sich, mit
heimischen Handwerkern und Mittelständlern zusammenzuarbeiten.
Das Baureferat der Stadt Nürnberg realisiert im Zuge einer Energiespar-Partnerschaft die Modernisierung von drei Nürnberger Liegenschaften: Dies bringt eine garantierte Energieeinsparung von insgesamt 30 Prozent und eine Minderung der Schadstoffemissionen um jährlich 344 Tonnen. Auf Initiative des Kommunalen Energiemanagements (KEM) im Hochbauamt sind das Förderzentrum Jean-Paul-Platz und der Bezirkshof Donaustraße des Tiefbauamts am Projekt beteiligt und im Eigenbetrieb NürnbergBad wurde die Sanierung der Filteranlagen des Nordostbads realisiert. „Der Energiespar-Garantievertrag“, so Nürnbergs Baureferent Wolfgang Baumann, „beinhaltet Modernisierungsmaßnahmen in Höhe von insgesamt 1,1 Mio. Euro, wobei alleine die Maßnahme des Hallenbads Nordost ein Volumen von 850 000 Euro aufweist, die von Siemens Building Technologies getragen werden.“ So wurden im Tiefbauamt sowie im Förderzentrum Jean-Paul-Platz die Heizkessel und Pumpen erneuert, Kaminsanierungen vorgenommen, ein Blockheizkraftwerk eingebaut, die Lüftungsanlagen und die Warmwasserbereitung optimiert sowie die Beleuchtung erneuert. Das Contracting Modell ermöglicht es, Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen, die sonst nicht finanzierbar gewesen wären. Der optimierte Anlagenbetrieb wird durch den Aufbau einer Gebäudeleittechnik sowie der Durchführung von Energie-Monitoring- und Controllingmaßnahmen während der gesamten Vertragslaufzeit gewährleistet. Das Nordostbad erhält eine moderne Gebäudeleittechnik mit Energiemanagement, eine neue Badewasseraufbereitungsanlage in Form einer Ultrafiltrationsanlage und modernste Mess- und Regelungstechnik für die Heizungs- und Lüftungsanlage. Die Baumaßnahmen wurden unter der Leitung von Siemens überwiegend von regionalen Unternehmen und Handwerksbetrieben geleistet. Allein für das Hallenbad werden durch die Maßnahmen 11 750 Kubikmeter Wasser eingespart, das entspricht einer Verbrauchsreduzierung um 63 Prozent.
Bis ins Jahr 1441 reicht die Geschichte des Klinikums Fürth zurück, nicht zuletzt, weil man schon immer in die Zukunft dachte. Jüngster Schritt nach vorn: das Energiespar-Contracting. Um auch in Zeiten angespannter Finanzlagen die hohen Qualitätsanforderungen einhalten zu können, realisierte das Klinikum mittels Energiespar-Contracting die fälligen Modernisierungen. Finanziert werden diese Investitionen letztlich durch exakt berechnete Einsparungen von 28 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs. Denn vorhandenes Geld, das bis zur Modernisierung für Energie in Form der Öl- oder Gasrechnung ausgegeben werden musste, fließt jetzt in die Modernisierung selbst. Vorfinanziert wird die Investition vom Partner Siemens Building Technologies. Bereits nach fünf Jahren haben sich die Investitionen für die Partnerschaft gerechnet. Peter Krappmann, Vorstand des Klinikum Fürth „Wir müssen nach vorne denken und bestrebt sein, mit neuen Wegen einen aktuellen Stand für unsere Patienten zu halten. Wir investieren über die von Siemens garantierten Einsparungen eine Summe von 1,2 Mio. Euro in neueste Gebäudetechnik.“
Der Freistaat Bayern hat das Ziel, den Energieverbrauch und die Energiekosten in seinen Landesliegenschaften in
den nächsten Jahren nachhaltig und wesentlich zu reduzieren. In einer ersten öffentlichen Ausschreibung,
durchgeführt vom Staatlichen Hochbauamt Nürnberg im Auftrag mehrerer Ministerien, wurden drei Liegenschaften
ausgewählt. Für die Justizvollzugsanstalt und das Oberlandesgericht in Nürnberg sowie der Landesanstalt für Wein-
und Gartenbau in Veitshöchheim wurden Energiekosteneinsparungen von etwa
Steigende Energiepreise und immer gravierender werdende Umweltanforderungen machen das Energiespar-Contracting zu einem Zukunftsmodell. Schätzungen gehen von einem europaweiten Modernisierungsbedarf von ca. 60 Mrd. Euro für die kommenden Jahre aus. Energiespar-Contracting ist ein Strategiekonzept in dem eine maßgeschneiderte Lösung für jedes Objekt entwickelt und umgesetzt wird.