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Die Legende lebt und der Sport boomt

Sport ist längst nicht mehr nur eine schöne Nebensache, sondern Wirtschaftsfaktor, Imageträger und Identifikationsmerkmal. Die Region Nürnberg präsentiert sich mit Spitzenathleten, herausragenden Veranstaltungen und Top-Unternehmen in Bestform.

So einen Start hat ein Trainer in der Fußball-Bundesliga selten hingelegt. Hans Meyer, vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“ unlängst als „Ossi für alle“ und „wahrscheinlich originellster Rhetoriker der Bundesliga“ gefeiert, saß Ostern 2007 seit 50 Spielen auf der Nürnberger Bank und konnte sich über einen kometenhaften Aufstieg von Platz 18 ins obere Tabellendrittel freuen. Mit dem Sieg im DFB-Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt und dem Einzug ins Berliner Finale Ende Mai 2007 hat sich Meyer endgültig ein Denkmal in Clubberer-Kreisen gesetzt.

Doch nicht nur die sportlichen Erfolge des Trainers lassen die Fans vor Freude jubeln – Meyer, so kritische Beobachter, zeigt sich als Mann des Volkes, der sich nichts von denen gefallen lässt, die sonst immer das letzte Wort haben. In Mittelfranken leistet Meyer ganze Arbeit, so dass der 1. FC Nürnberg mit seinem zuletzt auf Schultern getragenen Präsidenten Michael A. Roth inzwischen die Entwicklung zu einem modernen, wirtschaftlich gesunden Verein geschafft hat. Seine Fans erleben durch attraktiven erfolgreichen Fußball und einen UEFA-Cup-Platz lange nicht gekannte Glücksgefühle, wenn sie anstimmen zur Club-Hymne „Die Legende lebt“.

Nicht nur der lokale Hauptsponsor mister + lady jeans kann sich an der Arbeit von Meyer erfreuen, auch die Nürnberger Staedtler Mars GmbH & Co. KG ließ sich von dem 64-Jährigen überzeugen. Erstmals in der Unternehmensgeschichte verpflichtete der Schreib- und Zeichengerätehersteller eine Persönlichkeit aus dem Sport als Repräsentanten für seine Marke. Nicht nur die Sponsoren und Medienpartner (Portrait Sportfive siehe Seite 56) stehen inzwischen beim 1. FC Nürnberg wieder Schlange, auch die Fans lassen sich kaum ein Spiel des Clubs entgehen. In 380 Fanclubs sind inzwischen nach Club-Angaben rund 20 000 Mitglieder aktiv.

Mit dem easyCredit-Stadion verfügt der Club über eine „Vorzeige-Arena“, die auch während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 das positive Image Nürnbergs in der ganzen Welt förderte und am 2. Juni wieder Austragungsort eines Fußball-Länderspiels (diesmal gegen San Marino) sein wird. Das Stadion lockt nicht nur Sportler, sondern hat sich zur beliebten Bühne bekannter Rock- und Show-Größen entwickelt. So wird am 17. Juni 2007 Herbert Grönemeyer mit seinen Fans im easyCredit-Stadion einen „Platz im Himmel“ suchen, und am 15. Juli 2007 wird George Michael sein einziges Open-Air-Konzert in Deutschland im Nürnberger Stadion absolvieren.

Auch in Fürth spielt Deutschlands beliebteste Sportart traditionell eine große Rolle. Die Kleeblättler der SpVgg Greuther Fürth haben sich in den vergangenen Jahren ebenfalls zu einem umworbenen Spitzenclub gemausert. Wenige Spieltage vor Saisonende steht der Verein erneut nahe an den Aufstiegsrängen zur Ersten Liga. Mit dem Playmobil-Stadion verfügt der Verein über eine Arena, die – allein auf Grund ihres Namens – die enge Verbindung zwischen örtlicher Wirtschaft und Spitzensport unterstreicht. Der Hauptsponsor von Greuther Fürth, die größte deutsche Direktversicherung KarstadtQuelle Versicherungen, hat mit dem Spitzenclub der Zweiten Liga ein Aushängeschild gefunden.

Dass in der Noris als Traditionshochburg des deutschen Fußballs seit Jahrzehnten das Sportmagazin kicker im Nürnberger Olympia-Verlag erscheint, kann niemanden wundern. Und dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sich vorstellen kann, sein Museum in Nürnberg anzusiedeln, kann auch nicht überraschen. Allerdings hat auch Leipzig als Stadt, in der der DFB einst gegründet wurde, im Wettbewerb um das Museum einen Trumpf im Ärmel.

Zwar sorgt vor allem der Fußballkult dafür, dass die Metropolregion im sportlichen Bereich bei Image und Bekanntheit unterstützt wird, aber darüber hinaus machen Sportvereine der Region auch in zahlreichen anderen Sportarten Furore. Dazu gehören beispielsweise die Leichtathleten des LAC Quelle Fürth/München 1860, Schwimmer und Boxer wie Golfer und Kegler. Besondere Aufmerksamkeit kommt in Nürnberg dem Eishockey zu. Die Sinupret Nürnberg Ice Tigers sind für eine Spitzenposition in der Deutschen Eishockey Liga immer gut. Nach sechs Viertelfinal-Pleiten in den vergangenen Jahren hatten es die Ice Tigers in diesem Jahr zwar wieder einmal geschafft, in die Finalrunde gegen Adler Mannheim einzuziehen, aber schon nach wenigen Spielen mussten sich die „Eistiger“ den Mannheimer Adlern geschlagen geben. Längst hat sich die heimische Arena Nürnberger Versicherung, die mehr als 8 000 Besuchern Platz bietet, zu einer Heimstatt des Eishockey entwickelt. Die Nürnberger Versicherung gibt aber nicht nur diesem Stadion Geld und ihren Namen, sondern hat sich bei der Equipe Nürnberger Versicherung, einem internationalen Top-Team des Damen-Radrennsports, engagiert.

Auch im Basketball ist die Metropolregion gut vertreten. Mit den Brose Baskets Bamberg stellt die Region ein Spitzenteam, während bei den Sellbytel Baskets Nürnberg der Abstieg besiegelt ist. Ohnehin haben die Nürnberger aufgrund des auslaufenden Sponsorenvertrags mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Die Handballerinnen des 1. FC Nürnberg, die 2005 das Double von Meisterschaft und Pokalsieg schafften, haben vor kurzem die Hersbrucker Fackelmann-Gruppe als Sponsor gewonnen, so dass sie ihre Finanzmisere etwas lindern konnten. Ganz in Feierlaune hingegen präsentieren sich die Ringer des SV Johannis 07 Nürnberg, die mit ihren Johannis Grizzlys in der Bundesliga stehen, im Jahr des 100. Vereinsgeburtstages.

Unter den Spitzensportlern der Zukunft sollen sich künftig mehr Athleten aus Mittelfranken finden. Dieses Ziel hat sich die Erlanger Beratungs- und Koordinationsstelle (BeKo) Talent gestellt, die seit letztem Oktober in der Region nach Nachwuchsathleten sucht. Entstanden ist die Idee zu dieser Art den Spitzensport zu fördern, im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut für Sportwissenschaft und Sport (ISS) der Universität Erlangen-Nürnberg. Das internationale Forschungsprojekt untersuchte die Nachwuchssicherung und -förderung in den Sportarten Geräteturnen, Leichtathletik, Schwimmen und Volleyball.

Unternehmen der Region bieten sich im Spitzensport nicht nur Möglichkeiten, ihren Namen beim Sponsoring öffentlichkeitswirksam zu vermarkten, sondern die Attraktivität der Metropolregion für Beschäftigte in den mittelfränkischen Unternehmen wird durch das attraktive Spitzensport-Angebot „vor der Haustür“ deutlich erhöht.

Herausragende Veranstaltungen
Nicht nur die Bewohner der Metropolregion, sondern eine wachsende Zahl von Touristen und Sportfans finden Gefallen an den herausragenden Events des Sportjahres in Mittelfranken. Schon in wenigen Wochen, am 24. Juni 2007, ist es wieder soweit – dann werden rund 150 000 Besucher am Nürnberger Norisring zum Rennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) erwartet.

Wer an jenem Wochenende keine Lust auf die donnernden Tourenwagen hat, kann sich wenige Kilometer südlich, in Roth, den spannenden Triathlon-Wettkampf Quelle Challenge ansehen, zu dem im vergangenen Jahr 130 000 Zuschauer kamen. Schon sieben Monate vor dem Start am 24. Juni 2007 war der Wettkampf mit 2 850 Triathleten aus 44 Ländern ausgebucht. Zusammen mit rund 500 Staffeln werden sich dieses Jahr etwa 4 000 Ausdauersportler auf den langen Weg machen. Die Staffeln teilen sich dabei die Disziplinen der Langdistanz, während die Einzelstarter wie bei einem Ironman 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42 Kilometer laufen. Rekordverdächtig ist das Feld der Deutschen Meisterschaft, an der erstmals knapp 500 Sportler teilnehmen werden.

Ähnlich viele Menschen waren im vergangenen Jahr gekommen, um das Radrennen Rund um die Nürnberger Altstadt zu verfolgen, das am 16. September 2007 eine Neuauflage erleben wird.

Der 3. Oktober ist jährlich der feste Termin für den Nürnberger Stadtlauf, der seit zehn Jahren durch die Altstadt führt. Frauen, Männer und Jugendliche können am Halbmarathon, am Jedermann-Rennen sowie an Familien- und Kinderläufen teilnehmen. Der Jahrtausend Marathon Fürth am 17. Juni ist einer der Höhepunkte anlässlich der 1000-Jahr-Feier. Neben der klassischen Marathonstrecke kann man sich für einen Halbmarathon, einen Zehn-Kilometer-Lauf und Schülerläufe anmelden. Zum dritten Mal findet am 16. Mai der Firmenlauf der Metropolregion Nürnberg statt (siehe Seite 37).

Zahlreiche Veranstalter schätzen die Sportstätten der Metropolregion als Austragungsort für wichtige Turniere und Wettkämpfe: Am 20. September 2007 macht die Golfturnierserie Handelsblatt German Business Masters im Golfclub am Habsberg in Velburg-Unterwiesenacker Station. Die Deutsche Leichtathletikmeisterschaft findet am 5. und 6. Juli 2008 im Nürnberger easyCredit-Stadion statt.

Aber die Bewohner der Metropolregion beschränken sich nicht auf das Zuschauen in Stadien und Hallen, sondern werden selbst aktiv. Sportvereine, so bestätigen Wissenschaftler und Experten, bieten nicht nur Möglichkeiten zur gesundheitsfördernden Bewegung, sondern haben als Stätten der Kommunikation, der Gemeinschaft und der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Altersklassen gesellschaftlich eine wichtige Funktion. Nach offiziellen Angaben gibt es in der Metropolregion Nürnberg rund 3 400 Sportvereine mit fast 1,1 Mio. Mitgliedern, allein in Mittelfranken treffen sich rund 475 000 Vereinsmitglieder regelmäßig zum gemeinsamen Trainieren und „Sporteln“.

Sportgeräte aus der Region
Zum Sport gehören selbstverständlich auch Geräte, die richtige Bekleidung und zahlreiche andere Artikel, die nicht nur in der Metropolregion zum Einsatz kommen, sondern auch vor Ort hergestellt und vermarktet werden. Mit den Traditionsunternehmen adidas und Puma haben gleich zwei Spitzenunternehmen der internationalen Sportartikelindustrie ihren Sitz in Herzogenaurach. Die adidas-Gruppe, die inzwischen den amerikanischen Mitbewerber Reebok übernommen hat, ist weltweit die Nummer 2 in der Branche, neben der Konzernzentrale „World of Sports“ findet sich in Herzogenaurach auch ein Factory Outlet Store des Unternehmens.

Für Aufsehen sorgt seit Jahren das wachsende Unternehmen Puma, das sich nicht nur zum Liebling der Aktionäre aus aller Welt entwickelte, sondern mit der Nationalmannschaft von Italien auch erstmals einen Fußball-Weltmeister ausstattete. Gespannt wartet die gesamte Branche darauf, wie sich der Puma-Konzern mit dem neuen Großaktionär und Partner Pinault-Printemps-Redoute (PPR) aus Frankreich gemeinsam weiterentwickeln wird.

Außer diesen beiden Sportartikel-Riesen mit Weltgeltung liefern mittelfränkische Familienunternehmen Produkte, die die Sportwelt prägen. Uvex in Fürth ist weltbekannt durch Sportbrillen oder Helme, vor kurzem wurde eine komplette Kollektion für den Motorrennsport vorgestellt. In Heilsbronn hat die Ortlieb Sportartikel GmbH ihren Sitz, die in diesem Jahr 25-jähriges Firmenjubiläum feiert: Innerhalb Deutschlands beliefert das Unternehmen über das eigene Vertriebssystem die Fachgeschäfte des Einzelhandels in den Bereichen Fahrrad, Outdoor, Trekking- und Expeditionsausrüstung, Motorrad und Wassersport. Zu einem der führenden Anbieter von Trainingsgeräten, zum Beispiel Ergometern und Laufbändern mit höchster technischer Präzision, hat sich die Fürther Daum Electronic GmbH entwickelt. Erhard Sport in Rothenburg o.d.T. stattet Vereine, Schulen, Sportanlagen und zahlreiche weitere Kunden mit Sportgeräten wie Toren, Matten oder Sprungböcken aus. Zu einem bekannten Lieferanten hochwertiger Sportkleidung, vor allem in den Bereichen Running und Walking, hat sich in den letzten Jahren Tao sportswear in Ottensoos im Landkreis Nürnberger Land entwickelt.

Ob Breiten- oder Spitzensport – innerhalb der Metropolregion hat sich Sport inzwischen nicht nur zu einem wichtigen Wirtschafts-, sondern auch zu einem bedeutenden Imageträger entwickelt. In seiner Sportmanagement-Diplomarbeit an der Fachhochschule Heidelberg zu diesem Thema kommt Hannes Hotter zum Ergebnis, dass „erfolgreiche Events, Mannschaften und Sportler aus der Region das Profil schärfen und zu einem positiven Image der Region beitragen“. Und die Einwohner der Region werden dabei ihren Spaß haben.

Autor/in: 
Horst Peter Wickel
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2007, Seite 8

 
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