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BioFach China

Steigendes Interesse an gesunden Lebensmitteln

Den Markt für ökologisch angebaute Lebensmittel in China mitgestalten: Diesen Anspruch verfolgt die NürnbergMesse mit der BioFach China, die vor kurzem erstmals in Shanghai stattfand. Damit hat die Nürnberger Weltleitmesse für Bio-Produkte nun nach Japan, Brasilien und USA bereits die vierte Auslandstochter, so NürnbergMesse-Geschäftsführer Bernd A. Diederichs in Shanghai.

Öko-Produkte und China: Auf den ersten Blick passt dies angesichts der Berichte über die Umweltverschmutzung in dem Land nicht recht zusammen. Guo Chunmin, Vizedirektor des Greenfood Development Centre (einer Abteilung des Landwirtschaftsministeriums), erklärte jedoch freimütig, dass die zahlreichen Lebensmittelskandale der letzten Jahre das Bewusstsein beträchtlicher Bevölkerungsteile für Umweltschutz und Gesundheitsvorsorge geschärft hätten. Immer mehr wohlhabende Chinesen der Mittelschicht sorgen sich um gesunde Ernährung, sie sind bereit und in der Lage, dafür 50 bis 300 Prozent mehr zu bezahlen. Zudem wachse die Abneigung gegen gentechnisch veränderte Produkte. Besonders in den Großstädten sind Bio-Produkte bei einer elitären, aber schnell wachsenden Käuferschicht „in“. Nationale Fachgeschäfte wie Planck Organic und Lohaocity sowie internationale Ketten wie Carrefour haben schon „Bio“ im Sortiment. Bei einer Pressereise, die die NürnbergMesse GmbH anlässlich der ersten BioFach China organisiert hatte, erklärten zudem einige Gesprächspartner, dass sie Deutschland als Vorbild im Umweltschutz betrachten.

Gute Rahmenbedingungen also für die neue Messe, zu der 216 Aussteller aus elf Ländern in das Everbright Exhibition Centre nach Shanghai gekommen waren. Veranstalter war die NürnbergMesse China Co., Ltd., die neu gegründete Tochter der Nürnberger Messegesellschaft (siehe nebenstehenden Beitrag). Deren Geschäftsführer Axel Bartkus äußerte sich nach den drei Messetagen mehr als zufrieden: „Mit 7 300 Besuchern hatten wir einen glänzenden Start. Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen.“ Besonders erfreulich sei gewesen, dass schon bei der Premiere zehn Prozent der Messegäste aus dem Ausland gekommen seien, vor allem aus den asiatischen Nachbarländern, aber auch aus Australien und Europa. Damit wurde eine gute Basis gelegt für die nächste BioFach China, die vom 29. bis 31. Mai 2008 wieder in Shanghai stattfinden wird.

Zum Optimismus der Branche in China trägt bei, dass die Regierung die landwirtschaftlichen Flächen mit zertifiziertem Bio-Anbau stark ausweiten will: Derzeit haben Bio-Produkte nach Aussage Guos erst einen Anteil von 0,2 Prozent am chinesischen Lebensmittelmarkt, in acht bis zehn Jahren sollen es acht Prozent sein. Der Umsatz mit Bio-Produkten wird seinen Prognosen zufolge in der Volksrepublik jährlich um rund 30 Prozent wachsen. Die Regierung unterstützt deshalb biologischen Anbau im großen Stil wie zum Beispiel die Xia Xi Yang Bio-Farm vor den Toren Shanghais. Einhundert Bauern mit ihren Familien sind in das Projekt eingebunden und produzieren Obst und Gemüse nach den gesetzlichen Vorgaben für den Öko-Landbau. Fortbildung und Forschung sind Bestandteil des Betriebes.

Die Regierung macht auch deshalb Ernst mit dem Umweltschutz, weil China noch stärker als Exporteur von Agrarprodukten auftreten will. Und dazu seien verlässliche und glaubwürdige Kontroll- und Zertifizierungssysteme nötig, so Guo, der offen die Probleme ansprach, die China auf dem Weg zu einer „sauberen“ Landwirtschaft noch zu bewältigen hat: Die Information der chinesischen Verbraucher muss deutlich verbessert werden. Außerdem sind zu viele unterschiedliche Öko-Zertifikate im Land im Umlauf, deren Zahl reduziert werden soll. Denn nur durch nachvollziehbare und kontrollierbare Standards entsteht Vertrauen bei den Verbrauchern im Land und bei den Kunden im Ausland, so die Erkenntnis des Landwirtschaftsministeriums. Unter dem Eindruck der zahlreichen Todesfälle bei Mensch und Tier, die in letzter Zeit durch gesundheitsgefährdende Produkte (z.B. Baby-Nahrung ohne jeden Nährwert, vergiftete Zahnpasta, minderwertiges Tierfutter) verursacht wurden, zieht die Regierung jetzt die Zügel an: Ein neues Gesetz sieht schärfere Kontrollen und härtere Strafen in Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie vor.

Strenge Zulassungskriterien gelten auch für die BioFach China, zu deren Partnern neben dem Greenfood Development Centre auch die Deutsche Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft (DEG), die Nürnberg Global Fairs (die Auslandstochter der NürnbergMesse) und eine Reihe deutscher Firmen gehören. Laut Axel Bartkus werden nur Aussteller akzeptiert, die zertifizierte Bio-Lebensmittel, Naturkosmetik und Naturwaren anbieten und die die Überprüfung ihrer Betriebe zulassen.

Nach Beobachtung von Gerald A. Herrmann, Präsident der IFOAM Internationale Vereinigung Biologischer Landbaubewegungen, die als Schirmherrin der BioFach-Messen auftritt, sind die chinesischen Bauern dem ökologischen Landbau gegenüber sehr aufgeschlossen. Zum einen weil sie dadurch höhere Einnahmen erzielen können, zum anderen, weil sie die Zerstörung der Umwelt ebenfalls mit Sorge sehen. Als Standort für nachhaltige Landwirtschaft eigne sich China auf jeden Fall.

Autor/in: 
Hartmut Beck
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2007, Seite 50

 
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