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Die Kosten steigen

Wer nur wegen niedriger Lohnkosten nach China gehen will, sollte seine Entscheidung überdenken, so das Fazit eines Unternehmergesprächs in Shanghai.

Um knapp zehn Prozent sind die Gehälter besonders in den chinesischen Metropolen in den letzten Jahren gestiegen. Die Vergütung von Managern erreicht fast deutsches Niveau – u.a. deshalb, weil die Lohnzusatzkosten bei bis zu 50 Prozent liegen. Außer den hierzulande üblichen Kosten werden in China Zuschüsse zur Miete oder zu den Schulkosten der Kinder bezahlt, um Führungskräfte an sich zu binden. Dies erklärte Ilonka Nussbauer, Personalmanagerin bei der Schaeffler Gruppe in Shanghai bei einem Unternehmergespräch im German Centre Shanghai, das die NürnbergMesse anlässlich einer Pressereise organisiert hatte.

Überhaupt sei es eine große Herausforderung, qualifiziertes Personal zu finden. Frau Nussbauer und ihr in Deutschland promovierter Kollege Dr. Gou Jianhui erklärten, das Ausbildungsniveau sei nicht mit dem deutschen zu vergleichen. Deshalb halten viele ausländische Unternehmen Kontakt zu Hochschulen, um die begabtesten Absolventen für sich zu gewinnen. Firmen aus Deutschland bauen eine eigene Berufsbildung auf, die sich am deutschen dualen Ausbildungssystem orientiert und mit IHK-Prüfung abschließt. Wenn man fähige Mitarbeiter gewonnen hat, hören die Probleme aber noch nicht auf: Dann gilt es, sie auch im Unternehmen zu halten. Keine leichte Aufgabe, denn die jährliche Fluktuation liegt in China gewöhnlich im zweistelligen Bereich. Das liegt u.a. daran, dass die Bindung an das Unternehmen nicht stark ausgeprägt ist und dass sich Mitarbeiter schnell abwerben lassen, wenn ihnen anderswo ein etwas höheres Gehalt winkt.

Nach Erfahrung Gous ist die zweite große Herausforderung neben dem Personal die Sicherung der Qualität „im gesamten System“ – also bei den einzelnen Mitarbeitern und bei den Teams im eigenen Unternehmen sowie bei den Zulieferern. Dies bestätigte auch Thorsten König, der für den Automobilzulieferer Brose in China tätig ist. Sein Unternehmen bekomme auf dem chinesischen Markt zunehmend Konkurrenz von einheimischen Anbietern (mitunter auch von Produktpiraten), diese hätten aber nicht selten mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Weil bei der Auftragsvergabe aber zunehmend allein der Preis entscheide, hätten Anbieter mit guter Qualität oft das Nachsehen.

Mit dem Thema Produktpiraterie sieht sich häufig Philip Lazare konfrontiert, der für die Nürnberger Kanzlei Rödl & Partner in deren Shanghaier Repräsentanz arbeitet. Zwar habe China moderne Gesetze (das Eigentums- und Sachenrecht orientiert sich an Deutschland), doch bei der Umsetzung und beim Respekt vor den Gesetzen bestehen Defizite. Deutsche Firmen müssten sich deshalb schon vor dem Markteintritt in China intensiv um Marken- und Patentschutz kümmern. Von ein paar Fortschritten in der chinesischen Geschäftspraxis konnte Lazare immerhin berichten: Mittlerweile gibt es bei einigen Messen in China spezielle Büros, bei denen man mutmaßliche Fälscher unter den Ausstellern anzeigen kann. Teilweise werden die Produktpiraten auch der Messe verwiesen.

Bayerns Innenminister Dr. Günther Beckstein erklärte bei der Veranstaltung im German Centre Shanghai, die Umweltverschmutzung und der Klimawandel würden von Chinas Führung mittlerweile sehr ernst genommen. Die politischen Geschäftspartner stellten allerdings klar, dass bei Wirtschaftswachstum und Individualisierung keine Abstriche gemacht werden könnten, sondern man stattdessen auf technische Lösungen setze. Besonders an Umweltschutz-Know-how aus Deutschland sei China stark interessiert.

Autor/in: 
bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2007, Seite 11

 
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