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Containerzug auf der Seidenstraße

Schon bald könnten Waren zwischen China und Nürnberg per Eisenbahn transportiert werden. Das unterstreicht eine Machbarkeitsstudie, die jetzt vorgestellt wurde.

In 15 Tagen mit dem Containerzug von Peking über die Mongolei, Russland, Weißrussland und Polen nach Nürnberg: Diesen Weg könnten in absehbarer Zeit chinesische Exportgüter nach Deutschland nehmen. Im Vergleich zum Seeweg über den Indischen Ozean durch den Suez-Kanal an die Nordseehäfen würden sie damit nur etwa die halbe Zeit benötigen.

Dass dies keine unrealistische Vision ist, hat jetzt eine Machbarkeitsstudie ergeben, die gemeinsam von der CCTA China Communications and Transportation Association und der Nürnberger „Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Technologien in der Logistik-Dienstleistungswirtschaft“ (ATL) vorgelegt wurde. Projektpartner waren die IHK Nürnberg für Mittelfranken, das Güterverkehrszentrum Hafen Nürnberg und der Pekinger Stadtbezirk Changping. Auftraggeber der Studie, die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wurde, war die Stadt Nürnberg. CCTA und IHK arbeiten seit 1999 über einen Kooperationsvertrag eng zusammen, außerdem wurde durch die Partnerschaft mit dem Pekinger Stadtbezirk Changping eine weitere wichtige Grundlage für das Projekt „China Landbridge“ gelegt, so Dr. Hans-Joachim Lindstadt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik und Unternehmensförderung. Denn von chinesischer Seite sollen die Züge in Changping starten, bevor sie über die Transsibirische Eisenbahnroute gen Westen fahren.

Mit dem Projekt einer Containerzug-Linie wollen die Partner eine schnelle Strecke für den deutsch-chinesischen Handel bereitstellen, der in den letzten Jahren um jeweils rund 25 Prozent gewachsen ist und der zu fast 90 Prozent mit Containerschiffen abgewickelt wird. Das Problem dabei: Der Seetransport dauert rund 30 Tage – zu langsam für viele dringliche Güter. Auch die hohen Kapitalbindungskosten schlagen für die Geschäftspartner zu Buche. Der Luftverkehr scheidet als Alternative wegen hoher Kosten und begrenzter Kapazitäten weitgehend aus.

CCTA-Vizepräsident Prof. Wang Derong machte dagegen bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie in der Nürnberger IHK klar, dass die Containerzug-Verbindung zwischen Changping und Nürnberg „sehr realistisch“ sei. Die Marktanalyse habe ergeben, dass eine ausreichende Nachfrage bestehe und dass dem Projekt keine technischen Probleme entgegenstünden. Ein Unsicherheitsfaktor sei noch die Abwicklung und die Dauer der Grenzformalitäten, doch auch hier rechne man mit praktikablen Lösungen. Harald Leupold, Geschäftsführer des Güterverkehrszentrums Hafen Nürnberg, unterstrich, dass zahlreiche Transporteure und Außenhandelsfirmen großes Interesse an dieser Verbindung bekundet hätten. Geeignet für den Transportweg seien u.a. termingebundene und hochwertige Güter der Branchen Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie und Automobilindustrie.

Leupold und Wang Derong nannten einen weiteren Vorteil der Verbindung: Durch sie entfällt in China und in Deutschland der aufwändige, teure und langwierige Transport zwischen Binnenland und den Seehäfen. Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck, der das Projekt als „Renaissance der alten Seidenstraße“ bezeichnete, zeigte sich zudem zuversichtlich, dass sich die in der Anfangsphase veranschlagte Transportzeit über die „China Landbridge“ von 15 Tagen sogar noch etwas verkürzen lässt.

Die nächsten Schritte
Bis die Züge ihre transkontinentalen Fahrten aufnehmen können, kommt noch einiges an Arbeit auf die Initiatoren zu: Angestrebt wird, die Grenzformalitäten durch den Beitritt zum internationalen Transportabkommen TIR zu beschleunigen. Bei Export- und Transportwirtschaft muss das Projekt bekannt gemacht werden. Auf der Agenda stehen intensive Gespräche mit den Bahngesellschaften der Länder, durch die die Strecke führt, außerdem Gespräche mit Verkehrspolitikern sowie die genaue Ausgestaltung des Betreibermodells und die Prüfung von Fördermöglichkeiten.

Im Jahr 2010 soll es dann soweit sein: Die 10 500 Kilometer lange „China Landbridge“ verbindet Nürnberg mit Peking-Changping. Bis zu fünf Züge könnten dann wöchentlich aus China in Nürnberg eintreffen, in umgekehrter Richtung bis zu drei Züge mit jeweils 80 bis 100 Containern.

Autor/in: 
bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2008, Seite 16

 
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