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Erfahrungsschatz

Wenn Mitarbeiter in Rente gehen, gilt es, deren Know-how für das Unternehmen zu erhalten.

Gerade die Insider-Kenntnisse erfahrener Mitarbeiter, die in keinem Fachbuch stehen, sind oft für einen reibungslosen Produktionsverlauf unverzichtbar. Die Unternehmen FCI Automotive und Staedtler haben in Zusammenarbeit mit dem Berufsförderungswerk Nürnberg (BFW) Methoden entwickelt, die helfen, dieses Erfahrungswissen im Betrieb zu erhalten. Diese Initiative war Teil des Modellprojektes „Quali­Coach 50+“ des Europäischen Sozialfonds. In dessen Rahmen befassten sich europaweit acht Bildungsträger aus sechs EU-Ländern mit den Auswirkungen des demografischen Wandels in Wirtschaftsunternehmen.

Der Schreibgerätehersteller Staedtler ist ein traditionsreiches Unternehmen mit einer 173-jährigen Geschichte. Dieses Tradi­tionsbewusstsein spiegelt sich auch in der Betriebszugehörigkeit der Belegschaft wieder. „Viele Mitarbeiter feiern bei uns ihr 30- oder 40-jähriges Firmenjubiläum“, erklärt Jutta Hubmann-Bähr, die Personalleiterin von Staedt­ler. Moderne Formen des Generationenwechsels (z.B. Altersteilzeitregelungen) stellen die Unternehmen vor die Herausforderung, sich frühzeitig damit auseinander zu setzen, wie der Wissenstransfer sichergestellt werden kann.

Sowohl bei FCI Automotive, Hersteller von Steckverbindungen für die Automobilindustrie, als auch bei Staedtler standen im Jahr 2007 fast zeitgleich Neubesetzungen von wichtigen Positionen bevor. So unterschiedlich, wie die betroffenen Arbeitsplätze in beiden Unternehmen waren, so individuell sind auch die Lösungen bei beiden Unternehmen ausgefallen: Jutta Hubmann-Bähr ging es vor allem darum, eine Methode einzuführen, die standardmäßig für den Wissenstransfer in unterschiedlichen Arbeitsfeldern eingesetzt werden kann. Unter der Leitung des Beraters Heinrich Moethe vom Berufsförderungswerk Nürnberg begann ein Arbeitskreis aus Verantwortlichen und Betroffenen verschiedener Abteilungen, ein EDV-gestütztes Instrument zu entwickeln. Das Ergebnis scheint auf den ersten Blick recht einfach: Über mindestens ein halbes Jahr vor ihrem Ausscheiden führen die zukünftigen Ruheständler mit Hilfe dieses Werkzeugs eine Art Arbeitstagebuch. Darin halten Sie alle Vorfälle des Tagesgeschäfts fest, die ihre Nachfolger ohne ihre Hilfe nur mit großem Aufwand bewältigen könnten. „Wir bringen auf diese Weise den Rat des Älteren in Papierform“, formuliert es Heinrich Moethe.

Weniger Zeit stand bei FCI zur Verfügung: Ein Betriebsmittelkonstrukteur sollte schon zwei Monate nach Beginn des Projektes in Rente gehen und seine Stelle auf zwei Nachfolger aufgeteilt werden. In Gegenwart der beiden Nachfolger hat Moethe die 24-jährige Erfahrung des Mitarbeiters in der Entwicklung von Biegewerkzeugen systematisch durch strukturierte Interviews erschlossen und dokumentiert. Abteilungsleiter Stefan Hahn sieht den Nutzen nicht nur in der Sammlung des Wissens, sondern mehr noch in dem Prozess des Interviews, an dem die Stellennachfolger beteiligt waren. „Es gibt in unserer Arbeit immer wieder technische Problemstellungen, die man nur durch Versuche und entsprechende Korrekturmaßnahmen löst. Der planmäßige Wissenstransfer erspart den Stellennachfolgern, in solchen Fällen das Rad jedes Mal neu zu erfinden. Das spart viel Geld und vor allem Zeit.“

Externer Kontakt: BFW Nürnberg, Heinrich Moethe Tel. 0911/938-7492
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2008, Seite 34

 
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