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Schneller, sicherer, besser

ICE, S-Bahn, Autobahnen und Bundesstraßen: Zahlreiche Projekte sind in Nordbayern im Bau. Der IHK-Verkehrsausschuss diskutierte die wichtigsten Vorhaben.

Die Deutsche Bahn hält an ihren Ausbau-Plänen für die ICE-Trasse Nürnberg – Erfurt bis zum Jahr 2017 fest, so Dr. Alex Schilcher von der DB Netz AG vor dem IHK-Verkehrsausschuss. Dann soll die Reisezeit zwischen Nürnberg und Berlin auf der durchgehenden ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse nur noch drei Stunden betragen.

Bei der S-Bahn laufen die Bauarbeiten für die Strecke Nürnberg – Forchheim bereits seit Sommer 2006, die Linie soll 2010/2011 in Betrieb gehen. Die Bauarbeiten für die S-Bahn-Strecken von Nürnberg nach Ansbach, Neumarkt und die Verlängerung Lauf – Hartmannshof sollen Mitte 2008 begonnen werden, sodass das S-Bahn-Netz bis 2010 von jetzt 70 auf dann 206 Kilometer ausgedehnt sein soll.

Prof. Dr. Willi Weißkopf, technischer Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Nürnberg (VGN), erklärte, über diese vier Strecken hin­aus sei ein weitere Ausbau der S-Bahn notwendig. Vordringlich seien insbesondere Bahn-Verbindungen nach Neustadt-Aisch und rechts der Pegnitz nach Lauf. Diese Strecken hätten jedoch bei den Genehmigungsbehörden nur dann eine Chance auf baldige Realisierung, wenn sie als S-Bahn geplant würden. Wichtigste Vorteile der S-Bahn seien kurze Taktfrequenzen, Klimatisierung, modernstes Zuggerät und Barrierefreiheit. Die Strecke rechts der Pegnitz ist auch aus einem weiteren Grund bedeutsam: Sie ist auch Teil der Traversale nach Prag, die dringend elektrifiziert werden muss.

Viel vorgenommen haben sich die Verantwortlichen für die Straßen in Mittelfranken. So soll der Frankenschnellweg nach Angaben von Projektleiter Dietrich Paul vom Tiefbauamt Nürnberg in den kommenden Jahren schneller und leistungsfähiger werden. Der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs solle die verkehrliche Situation ver­bessern und den innerstädtischen Verkehr entlasten.

Im Abschnitt West wird zur besseren Abwicklung des stadteinwärts fließenden Verkehrs von der Einfahrt an der Stadtgrenze bis zum Westring an der Jansenbrücke eine zusätzliche Fahrspur angebaut. Zum Schutz der betroffenen Wohngebiete werden hohe Lärmschutzwände errichtet. Im Abschnitt Mitte, der derzeit von Staus an den Kreuzungen Rothenburger Straße, Schwabacher Straße und Landgrabenstraße geprägt ist, soll der nicht abbiegende Verkehr künftig unterirdisch durch einen Tunnel geführt werden. Zur weiteren Entlastung gibt es zusätzliche Ein- und Ausfahrten aus dem Tunnel zur und von der Südstadt.

Südlich der Landgrabenstraße wird der Frankenschnellweg bis zur Sandreuthbrücke eingehaust, um die angrenzenden Wohngebiete zu schützen. Auf der Einhausung sollen größere Grünflächen angelegt werden.

Derzeit laufen Planungen am Abschnitt West sowie die Tunnelplanung im Abschnitt Mitte, ein Gutachten zu Lufthygiene und Lärmschutz sowie ein landschaftspflegerischer Begleitplan seien in Arbeit. Die Planfeststellung soll 2008 eingereicht werden. Sollten der Zuschussantrag und die Zusage noch in 2009 erfolgen, könnte im gleichen Jahr mit dem Bau begonnen werden. Die Kos­ten schätzt das Tiefbauamt auf bis zu 200 Mio. Euro. Die Bauzeit wird auf ca. fünf bis sechs Jahre veranschlagt. "Der Verkehr muss natürlich während dieser Zeit stets aufrecht erhalten werden. Könnten wir ohne Verkehr bauen, ließe sich der kreuzungsfreie Ausbau auch in drei Jahren bewerkstelligen", so Paul.

Anbindung des Flughafens
In der Planungsliste weit oben steht, so Heiner Wasmuth, Leiter des Staatlichen Bauamtes Nürnberg, die Direktanbindung des Flughafens Nürnberg an die Autobahn A 3. Mit einem Investitionsvolumen von 58 Mio. Euro soll die Strecke von rund 3,5 Kilometern, davon ein Tunnel unter der Landebahn mit einer Länge von rund 1,2 Kilometern, erstellt werden. Sollte das Planfeststellungsverfahren erfolgreich ohne Verzögerung durchlaufen werden, könne der erste Spatenstich bereits im September 2008 erfolgen. Flughafen-Geschäftsführer Karl-Heinz Krüger bekräftigte im Anschluss die Wichtigkeit der direkten Autobahnanbindung und ging auf wichtige bauliche Planungen am Flughafen ein, die im Jahr 2012 zeitgleich mit der geplanten Fertigstellung der Anbindung am Flughafen erfolgt sein sollen.

Bundesstraßen
Gut voran kommt nach Aussage Wasmuths der Ausbau der Bundesstraße 2 von Roth bis Donauwörth. Keinen konkreten Termin für den Baubeginn gibt es dagegen für die geplante neue B 131 vom Fränkischen Seenland zur Autobahn A 9 bei Greding, derzeit laufe die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die wichtigsten Autobahnprojekte in Mittelfranken erläuterte Helmut Schütz, Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, vor dem IHK-Verkehrsausschuss. Gerade die Ost-West-Verbindungen A 3 und A 6 seien in einem sehr schlechten Zustand, die Fahrgeschwindigkeit sei eingeschränkt und die Sicherheit verbesserungsbedürftig. Bauarbeiten laufen auf der A 6 seit August 2008 vom Autobahnkreuz Nürnberg-Süd bis zur Ausfahrt Roth, wo die Arbeiten bis Mitte 2011 abgeschlossen sein sollen. Im weiteren Verlauf der A 6 nach Heilbronn wurden laut Schütz jedoch nicht alle notwendigen Baumaßnahmen im gültigen Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt.

Ob der Bau weiterer Autobahnen auch bei leeren Staatskassen möglich ist, sollen verschiedene Pilotprojekte in Deutschland zeigen. Dabei werden staatliche Aufgaben im Wege einer Konzession an einen privaten Betreiber übertragen, der für Finanzierung, Ausbau, Betrieb und Erhaltung der Fernstraßen verantwortlich ist. Bei dem PPP-Modell (Public Private Partnership) wird die Konzession mit einer Laufzeit von 30 Jahren an den Betreiber übertragen, der auch das Risiko trägt. Von derartigen Modellen erwartet die Autobahndirektion, so Schütz, mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Wann die ersten privaten Autobahnen in Mittelfranken dem Pkw- und Lkw-Verkehr geöffnet werden, ist allerdings noch völlig offen.

Die Mitglieder des Ausschusses bestätigten Schütz in seiner Aussage, dass der sogenannte "Overfly" am Autobahnkreuz Nürnberg-Süd noch nicht seine volle Leistungsfähigkeit entfalten könne. Hierzu sei der Ausbau der A 73 in Richtung Güterverkehrszentrum auf acht bzw. sechs Streifen dringend erforderlich. Baurecht für die Strecke vom Autobahnkreuz Süd bis Nürnberg Zollhaus werde für das Jahr 2011 angestrebt. Entflechtungen der Verkehrsströme seien auch für das Autobahnkreuz Nürnberg-Ost vorgesehen, um dieses für den internationalen Verkehr bedeutsame Kreuz zu entlasten.

Als besonders komplex beschrieb Schütz den notwendigen Ausbau der A 73 im Bereich Erlangen. Mit dem Bau von durchgängigen Auf- und Abfahrten, die gleichsam als weiterer Verkehrsspur verwendet werden, und einer hochmodernen Verkehrsbeeinflussungsanlage sei eine Zwischenlösung geschaffen worden. Beim Ausbau selbst werde aufgrund der räumlichen Enge über eine Zweigliederung der Fahrwege nachgedacht. So könnten zwei Streifen für die städtischen Verkehrsverbindungen oberirdisch und vier Streifen für den klassischen Autobahnverkehr unterirdisch geführt werden.

Zum Schluss ging Schütz noch auf die Erweiterung des Parkraumangebots an A 3, A 6, A 7, A 9 und A 73 ein. So solle die Zahl der Pkw-Parkplätze im genannten Autobahnbereich von 2 000 auf 2 300 wachsen, für Lkw von 1 400 auf über 1 700.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2008, Seite 32

 
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