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Innovative Behandlungstechnik

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Ein Gerät zur Behandlung von Erkrankungen und Fehlfunktionen des Nervensystems wie etwa Depressionen hat die cerboMed GmbH aus Erlangen entwickelt. Damit überzeugte sie die Jury in der Kategorie „Markterfolg und Innovation“.

Depressionen sind ein Einsatzgebiet der Ohrelektrode. cerboMed forscht zudem an weiteren Anwendungen (Foto:Fuchs).

Viele Patienten mit Depressionen sprechen nicht auf medikamentöse Behandlung und Psychotherapie an. An sie vor allem richtet sich die Technologie von cerboMed. Sie setzt am Vagusnerv an, einem der größten Nerven des parasympathischen Systems, der an der Regulation fast aller innerer Organe beteiligt ist. Bereits in den 1980er Jahren gelang es, die Stimulation des Vagusnervs als Therapieverfahren zum Beispiel bei Epilepsie einzusetzen. Mittlerweile ist dieses Verfahren auch bei der Behandlung von Depressionen anerkannt, die auf andere Therapien nicht ansprechen. Bisher ist dafür allerdings ein teurer operativer Eingriff nötig, der nicht ungefährlich ist.

Das soll sich mit der Ohrelektrode zur "transkutanen elektrischen Vagusnervstimulation" (t-VNS) von cerboMed bald ändern. Das Gerät sieht aus wie ein Hörgerät und stimuliert einen Ast des Vagusnervs, der in der Ohrmuschel liegt. Auf nichtinvasive Weise – also ohne operativen Eingriff – werden über den Vagusnerv bestimmte Gehirnareale beeinflusst. "Dabei nutzen wir die Tatsache, dass Fasern des Nervs an einer Stelle am äußeren Gehörgang unmittelbar unter der Hautoberfläche verlaufen und sich somit für eine Stimulation eignen", erläutert Stefan Dietrich. Der Mediziner, Ingenieur für Medizintechnik und Hörgerätetechniker hat das Erlanger Medizintechnik-Unternehmen Ende 2005 zusammen mit dem Kaufmann Timo Freitag gegründet, beide sind Geschäftsführende Gesellschafter.

Einen "großen Markt" sieht Freitag für die Erfindung, die preislich im "unteren vierstelligen Bereich" angeboten werden soll. Allein in Deutschland gelten etwa 1,3 Mio. depressive Menschen als therapieresistent. "Das ist die Zielgruppe, die wir zunächst ansprechen wollen", sagt Freitag. Doch der Geschäftsführer kann sich für die Zukunft weitere Anwendungen vorstellen. Insgesamt sieben verschiedene Therapiegebiete hält das Unternehmen, dessen Sitz sich im Erlanger Innovationszentrum Medizintechnik und Pharma (IZMP) befindet, für möglich.

Mit ihrer Idee konnten die beiden Gründer auch Investoren überzeugen, die ihnen Risikokapital zur Verfügung stellten. Inzwischen ist der transkutane Vagusnervstimulator so weit gediehen, dass das Unternehmen die Patentrechte in 31 Ländern hält und die Zulassung für Medizingeräte beantragen kann. "Wir wollen bis Mitte nächsten Jahres das CE-Zeichen für unser Gerät bekommen", erklärt Timo Freitag. Danach will die cerboMed GmbH mit den Krankenkassen über eine Kostenübernahme verhandeln. Bis 2010 soll die transkutane Vagusnervstimulation auf den Markt kommen.

Autor/in: 

leo.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2008, Seite 22

 
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