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Briefgestaltung

Finden Sie die richtigen Typen!

Wie man mit Schrift und Satz die Lesbarkeit der Geschäftskorrespondenz erhöht. Von Markus Nickl

Arial, Times, Tahoma ...: Heute genügen ein paar Mausklicks in der Textverarbeitung, und der Geschäftsbrief erhält ein völlig neues Gesicht – manchmal leider ein sehr hässliches. Denn: Wer in der Typografie die Qual der Wahl hat, verliert sich als Laie allzu rasch in unnötigen Spielereien.

Falsch gewählte Schriftfonts, Schriftgrößen und Zeilenabstände sind nicht nur unschön fürs Auge. Auch die Lesbarkeit und mit ihr die Verständlichkeit des Textes leiden. Von Spielereien und unnötigen Experimenten ist daher abzuraten. Deshalb: Lieber Gutes kopieren als Schlechtes selbst neu erfinden! Wer ein paar typografische Grundregeln beherzigt, macht das Lesen seiner Texte einfacher und angenehmer.

Einige Tipps helfen, das typografische Erscheinungsbild zu verbessern: Wählen Sie eine geeignete Schriftgröße! Für Geschäftskorrespondenz empfehlen sich Schriftgrößen – der so genannte Schriftgrad – von 10 bis 12 Punkt. Denken Sie dabei daran: Grotesk-Schriften wirken bei gleichem Schriftgrad optisch größer als Serifen-Schriften. Wählen Sie diese also im Zweifelsfall im Schriftgrad lieber einen Punkt kleiner. Grotesk-Schriften erkennen Sie daran, dass sie keine Füßchen, Schnörkel oder Verstärkungen an den Buchstaben (sogenannte Serifen) haben.

Achten Sie auf die richtige Zeilenlänge! Zu kurze Zeilen bringen unnötige Unruhe in den Text, zu lange Zeilen hingegen erschweren beim Lesen den Zeilenwechsel. Als Faustregel für die Geschäftskorrespondenz gilt: Mit 60 bis 80 Zeichen inklusive Leerzeichen pro Zeile ist man in Sachen Lesbarkeit auf der richtigen Seite.

Wählen Sie einen geeigneten Zeilenabstand! Auch hier gilt wieder: Zu große oder zu kleine Abstände erschweren die Lesbarkeit. Die Formel, mit der man praktisch immer richtig liegt: Multiplizieren Sie den Schriftgrad mit 1,2. Beispiel: 10 Punkt Schrift, 12 Punkt Zeilenabstand.

Blocksatz oder Flattersatz? Das wird manchmal schon fast zu einer Glaubensfrage gemacht. Lassen Sie es uns deshalb so formulieren: Sie halten Blocksatz immer noch für modern? Willkommen in den 80ern! Heute hat jeder einen PC. Kein Grund mehr also, mit Klick auf das Blocksatz-Icon ständig den Beweis anzutreten. Zugegeben: Blocksatz wirkt auf den ersten Blick zwar sachlich-aufgeräumt. Aber nur, wenn keine großen Löcher zwischen den Wörtern klaffen und nicht unschöne Sperrungen zwischen den Buchstaben die Worte entstellen. Deshalb: Trauen Sie sich! Versuchen Sie es ruhig mal wieder mit linksbündigem Flattersatz, denn der kennt solche Probleme nicht und wirkt in der Tradition des klassischen Briefes obendrein persönlicher.

Das ist jetzt aber besonders wichtig... – dann dürfen Sie es auch ruhig hervorheben! Gehen Sie aber mit Textauszeichnungen wie Kursivschrift, Fettdruck oder Unterstreichungen sparsam um und mischen Sie nicht zu viel davon. Sonst bewirken Ihre Hervorhebungen beim Leser nur das Gegenteil: Sie lenken ab, verwirren, alles und nichts wird plötzlich gleich wichtig – und damit unwichtig.

Keine Versalien: Böse Menschen, die sich von Berufs wegen mit Typografie beschäftigen, vertreten mitunter die These: kleine Firma, große Buchstaben! Sei's drum: Dort, wo bei Firmen- und Produktnamen die Versalschreibweise zur Anwendung kommt, also das Wort nur in Großbuchstaben geschrieben wird, bilden sich schnell unansehnliche VERSALWARZEN. Worte, die wie Geschwüre aus dem Schriftbild hervortreten und es stören. Tipp: Schöner wird es, wenn man versal hervorgehobene Wörter und Textpassagen einen Punkt kleiner formatiert. Das macht zwar Arbeit, ist aber der typografische Preis, den Fans von Großbuchstaben zu zahlen haben. Übrigens: Bei E-Mails sollte man der Netiquette wegen ganz darauf verzichten. Ihr Gegenüber könnte es als Anbrüllen interpretieren.

Worum geht es? Den Betreff darf man dem Leser zuliebe ruhig im Schriftgrad zwei Punkt größer als den eigentlichen Brief formatieren. Haben Sie sich bereits für eine optisch relativ groß wirkende Grundschrift wie etwa 12-Punkt-Arial entschieden, könnte Ihnen der Betreff in 14 Punkt zu mächtig erscheinen. Probieren Sie es alternativ in 12 Punkt mit Fettdruck. Hauptsache, Sie vermeiden unnötige 1-Punkt-Sprünge beim Schriftgrad. Denn auch wenn sie absichtlich gewählt wurden, werden sie oft unbewusst als Fehler wahrgenommen. Beim Leser verfängt sich das schwammige Gefühl: Irgend etwas stimmt nicht. Die Schrift ist zu gleich, zu ähnlich - und doch irgendwie anders.

Weniger ist mehr! Im Geschäftsbrief sollten Sie mit einem Schriftfont auskommen. Experimentieren Sie ruhig ein bisschen und entfernen sich auch mal von den Standardvorgaben Ihrer Textverarbeitung. Verzichten Sie dabei aber auf Schreibschriften. Die sind für Hochzeits- und Geburtstagskarten, taugen aber kaum für eine seriöse Geschäftskorrespondenz. Und wenn Sie wirklich mehr als eine Schrift verwenden wollen, noch ein Tipp, in welche Richtung es sich zu probieren lohnt: Nehmen Sie eine Grotesk-Schrift für den Betreff und eine Serifen-Schrift für den eigentlichen Brief. Oder machen Sie es umgekehrt. Nur ein kleiner Kniff – und schon sieht der Brief ganz anders aus.

Externer Kontakt: Dr. Markus Nickl ist Geschäftsführer der doctima GmbH in Erlangen (info@doctima.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2008, Seite 32

 
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