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Kunst im Büro

Alles im Rahmen

Für viele Unternehmen gehört es mittlerweile zum Selbstverständnis und zur Image-Pflege, Kunden, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit Kunstwerke zu präsentieren.

Kunstberater schwärmen von den positiven Assoziationen, die auf das Unternehmen übertragen werden. Zudem fördern Kunstwerke die Motivation der eigenen Mitarbeiter. Sie verleihen dem Arbeitsplatz in Büros einen besonderen Charakter, fördern Kreativität und Phantasie der Mitarbeiter. "Wer sich am Arbeitsplatz mit Kunst auseinander setzt, ist offener für neue Entwicklungen und Gedanken und lernt, auch einmal anders herum zu denken", sagt Achim Tippe-Kümmerl, Inhaber von creartive Kunst in Büro + Fabrik in Nürnberg. Seit mehr als 15 Jahren präsentiert sich die Galerie als Unternehmensberater für die Ausstattung und Gestaltung von Unternehmen, Hotels und Kliniken. In der Referenzliste von creartive stehen zum Beispiel Unternehmen wie Rödl & Partner – rund 250 Originale von 14 Künstlern finden sich in der Hauptniederlassung der international tätigen Kanzlei. Zwar finden sich, so Tippe-Kümmerl, gerade in Mittelfranken nur wenige große Unternehmen, die sich künstlerisch im Rahmen eines Gesamtkonzepts beraten lassen, doch das Interesse, Mitarbeiter wie Kunden mit ausgewählten Kunstwerken zu erfreuen, wachse gerade bei mittelständischen Firmen.

Wie unterschiedlich Unternehmen der Region mit dem Thema Kunst am Arbeitsplatz umgehen, wird bei einigen Nachfragen deutlich. Bei den Städtischen Werken Nürnberg und der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft werden Kunstliebhaber jedenfalls nicht fündig. "Es gibt bei uns keine Gelder für Kunst in den Büros", sagt Sprecherin Elisabeth Seitzinger: "Wenn Sie Kunst in Büros finden, so auf Initiative einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."

Auch bei der GfK wird die kreative Gestaltung weitgehend den Mitarbeitern selbst überlassen. Jeder Bereich kann dort selbst entscheiden, welche Kunstwerke aufgehängt werden. Allerdings finden sich an den Wänden meistens historische Werbeplakate oder Fotos aus den jeweils aktuellen Geschäftsberichten und Anzeigenkampagnen. Innerhalb des GfK-Bereichs Marktforschung wurde im Treppenhaus in jedem Stockwerk ein Kunstwerk aufgehängt, das einen Kontinent symbolisiert, in dem das Unternehmen tätig ist. Das Asien-Bild hat gleich ein Mitarbeiter aus Hongkong beigesteuert, der begeisterter Hobbyfotograf ist. Nur im Vorstandsbereich ließen die Verantwortlichen bei der GfK Profis ans Werk – eine Nürnberger Künstlervermittlungsagentur unterstützte vor einigen Jahren bei der Anschaffung von Kunstwerken regionaler Künstler. So begrüßen zwei beinahe lebensgroße Holzskulpturen des Schwabacher Bildhauers Clemens Heinl die Besucher des dritten Stockwerkes.

Bei Cortal Consors setzt die Unternehmensleitung ganz auf die Kreativität der Mitarbeiter. "Als Direktbank würden kostspielige Wanddekorationen auch nicht sehr gut zu uns passen", sagt Pressesprecher Dirk Althoff. Im Regelfall hängen die Mitarbeiter der Bank also eigene Kunstdrucke oder Kunstkalender an die Wand. Zumindest hat jeder Mitarbeiter Anfang 2007 beim Einzug in das neue Gebäude von Cortal Consors einen Bilderrahmen erhalten, den er selbst bestücken darf. Dabei müssen lediglich einige "lockere" Vorgaben der Geschäftsleitung beachtet werden. Dirk Althoff sagt: "Als Bank macht es sicher keinen guten Eindruck, wenn die Wände der Mitarbeiter-Büros aussehen wie ein Soldaten-Spind."

Auf "Wertigkeit" als zentrales Thema setzen hingegen die KarstadtQuelle Versicherungen, die sich von einer Kunstberaterin ein Konzept für moderne, farbenfrohe Werke junger Künstler erarbeiten ließen. Die Versicherung ließ bei der Anschaffung der Kunstwerke allerdings auch den finanziellen Aspekt nicht unberücksichtigt. Es wurde darauf geachtet, so Sprecherin Regina Urich, Bilder von jüngeren Künstlern auszuwählen, die am Anfang ihrer Karriere stehen und deren Bilder sich im Wert steigern.

Während sich viele größere Unternehmen auf die Einfallsfreude und den Kunstgeschmack ihrer Mitarbeiter verlassen, betrachten Kunstliebhaber bei mittelständischen Unternehmen, aber auch Freiberufler wie Ärzte, Zahnärzte und Rechtsanwälte teure Gemälde, Grafiken oder Skulpturen nicht nur als Bereicherung ihres privaten und geschäftlichen Umfelds, sondern auch als Marketing- und Kommunikationsinstrument.

Geleaste oder gemietete Kunstwerke
Bei der Finanzierung greifen sie immer häufiger zum Instrument Leasing. Wie bei anderen Leasing-Objekten stehen auch die Kunstwerke im Eigentum des Leasing-Gebers und erscheinen beim Leasing-Nehmer ebenso nicht in der Bilanz wie die Verpflichtungen aus dem Leasing-Vertrag. So wird die Nutzung von Kunstwerken ohne den Einsatz von Eigenkapital möglich. In seiner Wirkung ist es mit einer 100-prozentigen Fremdfinanzierung vergleichbar, die Leasing-Raten werden nach dem "Pay-as-you-earn-Prinzip" aus den erwirtschafteten Erträgen bezahlt. So schont Kunst-Leasing die Liquidität, lässt bestehende Kreditlinien unberührt und führt letztlich zu einer Erweiterung des unternehmerischen Handlungsspielraums. Aber durchgesetzt hat sich Kunst-Leasing auf dem Markt noch lange nicht.

Als kostengünstige, flexible Alternative bietet sich Firmen mit der Artothek in Nürnberg e.V. (www.artothek-online.de) die Möglichkeit, sich unter rund 800 Ölbildern, Aquarellen, Plastiken und Objekten geeignete Werke auszusuchen und diese gegen geringe Gebühren für einige Monate zu leihen.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 36

 
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