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Farben

Bunte Raumwelten

Die Gestaltung der Büroräume wirkt sich auf das Befinden der Mitarbeiter aus. Wie können Farben zu einem besseren Arbeitsumfeld beitragen? Von Andrea Himmelstoß

Unsere Welt ist bunt. Ständig sind wir von Farben umgeben. Manchmal nehmen wir Farben bewusst wahr, meist denken wir aber nicht weiter nach über die Mannigfarbigkeit unserer Welt. Doch Farbe wirkt auf Menschen. Und zwar direkt auf das limbische System. Dieses System ist eine Funktionseinheit des Gehirns, die vor allem für Gefühle und Triebe verantwortlich ist und Sinneseindrücke emotional bewertet.

Wir sehen, riechen, fühlen etwas und reagieren unmittelbar. Der Verstand spricht zwar immer noch ein Wörtchen mit, doch den gefühlten Eindrücken kann sich niemand entziehen. "Farbe fragt nicht nach, ob's denn mal angenehm wäre oder nicht. Farbe prägt", sagt Farbtherapeutin Ute Reingard Schmidt, Inhaberin von Colours World (www.coloursworld.de), "deshalb ist Achtsamkeit im Umgang mit Farben ganz wichtig."

Die Wirkung der Farben erkunden zu wollen, liegt nahe. Schon Dichterfürst Goethe sprach in seiner Farblehre den Farben auch eine psychologische Dimension zu, als er ihnen Empfindungen zuordnete. Wenn gelb als warme und lichte Farbe beschrieben wird, die ein Gefühl der Nähe vermittelt, dann lässt sich die Ursache sicher auch in der Natur finden: Die gelbe Sonne wird als warm empfunden.

Selbst die Raumtemperatur wird in farblich unterschiedlich gestrichenen Räumen verschieden wahrgenommen. In einem Experiment haben Menschen in einem Raum mit roten Wänden erst bei wesentlich geringeren Temperaturen gefroren als in einem türkisblauen. Das entspricht auch dem Sprachgebrauch, denn Farbtöne werden ja auch als warm oder kalt beschrieben.

In der Werbung spielt die Wirkung von Farben eine zentrale Rolle. Blau und grün etwa werden von vielen Menschen mit Sauberkeit assoziiert. Banken und Versicherungen nutzen häufig blau, weil es auch mit Seriosität verbunden wird. Eine Kombination von gelb und grün hingegen regt die Geschmacksnerven an. Und auch rot und orange gelten als stimulierend – und werden gern von Lebensmittelherstellern genutzt.

Über den wirtschaftlichen Nutzen zielgerichteter Farbgebung in der Werbung herrscht grundsätzlich Einigkeit. Da liegt die Frage nahe, ob es auch in der Produktion oder in Büroräumen sinnvoll sein kann, mit Farbe den wirtschaftlichen Erfolg zu optimieren: Kann es sein, dass Farbe sich auf die Arbeitsleistung auswirkt? Es gibt Erfahrungen, die in diese Richtung weisen. ThyssenKrupp beispielsweise konnte durch die Umgestaltung einer Werkshalle die Fehlzeiten um die Hälfte reduzieren. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn Farbe ist nur ein Element einer leistungsfördernden Umgebung, weshalb der manipulative Einsatz von Farben sich leicht ins Gegenteil verkehren kann. So wird es nicht funktionieren, einfach nur die Kassenzone mit aktivierenden Farben zu gestalten, um den Umsatz zu steigern. Ohne eine saubere und wertschätzende Kommunikation können Farben wenig ausrichten.

Farben sind aber eine gute Unterstützung, wenn Veränderungsprozesse im Unternehmen begleitet werden sollen. Denn wer etwas verändern will, trifft meist auf emotionale Widerstände. Der Einsatz von Farbe im Rahmen eines limbischen Coaching kann in dieser Situation helfen, die Sicht auf die Veränderungen zum Positiven zu wenden, sodass das Neue als Chance begriffen wird. Ute Reingard Schmidt setzt mit ihrer Farbpotenzialanalyse beim einzelnen Menschen an: "Farbe hilft spielerisch, das Bewusstsein zu entwickeln, der erste Schritt ist immer die Persönlichkeitsanalyse. Menschen, die kraftvoll und dynamisch auftreten, tendieren zu rot, während Menschen mit einem eher sachlichen Potenzial, die zurückhaltend und analytisch agieren, eher mit dem Spektrum blauer Farbtöne zu beschreiben sind." Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Menschen in dieser Farbanalyse sehr gut wiedererkennen und mit der Unterstützung ausgewählter Farben sehr gut an ihrer persönlichen Herausforderung arbeiten können.

Komplexer wird die Raumgestaltung, wenn sich mehrere Menschen einen Arbeitsraum teilen. Hat die Analyse ergeben, dass ein Mitarbeiter sich stärker auf die Beziehungen zu Kollegen und Kunden konzentrieren möchte, kann Grün die richtige Farbe für ihn sein. Will ein stark gefühlsbetonter Mitarbeiter, der im gleichen Raum arbeitet, seine sachlich-analytische Seite stärker betonen, dann wird versucht, einen gemeinsamen Nenner herauszuarbeiten. Immer aber gilt, dass die Farbdefinition nicht losgelöst von der sonstigen Entwicklung betrachtet werden und sich auch ändern kann. Damit ist Farbe ein gutes Mittel, um im Unternehmen im Gespräch zu bleiben und gemeinsam eine Entwicklung voranzubringen.

Externer Kontakt: Andrea Himmelstoß, Das Texthaus, Fürth (www.das-texthaus.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 38

 
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