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Energieeffizienz

Da ist noch mehr drin

Den Unternehmen ist bewusst, dass man durch Energieeffizienz viel Geld spart. Doch bei der Umsetzung hapert es oft, so eine europaweite IHK-Umfrage. Von Dieter Kreikenbaum

Häufig fehlt es in den Unternehmen schon an einer aussagekräftigen Messung des Energieverbrauchs in den Unternehmen. Aber nur wenn genau bekannt ist, wo in einem Unternehmen zu welcher Zeit und in welchem Umfang Strom und Gas verbraucht werden, kann bewertet werden, welche Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung sich rechnen. Dies ist eines der Ergebnisse einer europaweiten Umfrage zum Energieeinsatz, für die die IHKs in zwölf europäischen Staaten über 2 000 kleine und mittlere Unternehmen befragten. Die Studie wurde im Zuge des Projekts „Change“ durchgeführt, das von der Europäischen Kommission gefördert wird.

Deutschland mit Vorsprung

Im europaweiten Vergleich kann Deutschland punkten: Die frühzeitige Unterstützung der Unternehmen in Energiefragen trägt Früchte. So entfalten die Bundes- und Länderprogramme, in die sowohl die Industrie- und Handelskammern als auch Energieagenturen eingebunden sind, eine positive Wirkung. In Europa haben erst 16 Prozent der Unternehmen ein Energiemanagementsystem eingeführt und nur 13 Prozent planen die Einführung. Dagegen verfügen in Deutschland immerhin knapp ein Viertel der Unternehmen über solche Systeme und weitere 18 Prozent planen, diese zu installieren.

Überdurchschnittlich wird in Deutschland auch die professionelle Energieberatung genutzt: Im europäischen Durchschnitt hat nur ein Viertel der Unternehmen in den letzten drei Jahren eine Energieberatung in Anspruch genommen. Dagegen liegt der Wert für Deutschland bei fast 50 Prozent – sicherlich auch ein Ergebnis der KfW-geförderten Energieberatung in kleinen und mittleren Unternehmen, die stark nachgefragt wird. Ein Drittel der befragten Unternehmen gab an, die Einspareffekte ihrer Energiemaßnahmen nachzuprüfen. 81 Prozent der Unternehmen konnten Einspareffekte als Folge von Energieeffizienzmaßnahmen feststellen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen erreichten Einsparungen, mit denen ihre Energiekosten um mehr als zehn Prozent reduziert werden konnten. Dies zeigt, dass sich die Suche nach Energieeffizienz-Steigerungspotenzialen lohnt.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen setzt auf die Schulung und Motivation der Mitarbeiter, um die Energieeffizienz zu steigern. Schon mit wenig Aufwand sind hierdurch oft deutliche Einsparungen zu erzielen. Wenn Investitionen in Sachmittel vorgenommen werden, setzen die meisten Unternehmen zunächst bei der Beleuchtung, bei der Büroausstattung wie Computern und Druckern sowie der Wärme-/Kältetechnik bzw. Belüftungstechnik des Unternehmens an. Der Schwerpunkt wird auf Maßnahmen gelegt, bei denen ein relativ geringer Finanzierungsbedarf erforderlich ist. Da die Umfrage im zweiten Halbjahr 2009 durchgeführt wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise durchschlägt und damit größere Energieeffizienzinvestitionen verschoben wurden. Dies wird auch durch eine aktuelle Prognos-Studie belegt, nach der zwei Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland bereits geplante Energieeffizienzmaßnahmen verschoben oder nur teilweise durchgeführt haben.

Nach den größten Hemmnissen bei der Steigerung der Energieeffizienz gefragt, antworten etwa 70 Prozent der Unternehmen, dass die Amortisationszeit der Energieeffizienzinvestitionen zu lang sei. Fast ebenso viele Befragte geben an, dass die verfügbaren Finanzierungsmittel für andere, für den Betrieb wichtigere Investitionen genutzt werden müssten. Neben finanziellen Eigenmitteln werden vorwiegend Kredite eingesetzt, um Energieeffizienzinvestitionen zu finanzieren. In Deutschland wird die Kreditfinanzierung u.a. durch die KfW unterstützt und damit zinsverbilligt angeboten. Offensichtlich reicht dieses Angebot aus Sicht der Unternehmen jedoch aus, um die Finanzierungslücke zu überwinden. Innovative Finanzierungslösungen – wie Contracting-Modelle – werden dagegen bislang kaum in Anspruch genommen. Beim Energieeinspar-Contracting finanziert ein Energiedienstleister Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen und erhält als Gegenleistung einen Teil der eingesparten Energiekosten, bis seine Aufwendungen zum Vertragsende abgegolten sind.

Wettbewerbsfähigkeit steigern

Über 90 Prozent der Unternehmen, die Energieberatungen in Anspruch genommen haben, betrachten diese Maßnahmen als nützlich. Das gilt auch für die individuelle Information der Unternehmen über Workshops, gezielte Weiterbildung im Energieeffizienzbereich und Finanzierungsmöglichkeiten. Die Industrie- und Handelskammern haben bereits darauf reagiert und mit Unterstützung der EU und der Bundesregierung ihr Informations- und Weiterbildungsangebot bedarfsorientiert ausgebaut. Die Verfügbarkeit von zielgerichteten und verständlichen Informationen ist der Schlüssel, um Kosten zu senken und gleichzeitig unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden. Die Ergebnisse zeigen, dass der Staat mit der Unterstützung der Aktivitäten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: Wettbewerbsfähigkeit steigern und wirksam zum Ressourcen- und Klimaschutz beitragen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2010, Seite 56

 
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