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Interview

Messe und Hotel, wie funktioniert die Symbiose?

Wie wirkt sich das Messegeschehen in Nürnberg auf die Hotellerie in der Stadt aus? WiM fragte Holger Berg, Direktor des Novotel Nürnberg am Messezentrum, der im Februar nach Köln wechselt.

Das Messegeschehen hat sich in Nürnberg in den letzten Jahren stetig erweitert, die Spielwarenmesse steht vor der Tür. Welche Auswirkungen hat dies für die Hotellerie?

In den letzten Jahren haben sich die Messeschwerpunkte verlagert. Als ich vor zehn Jahren nach Nürnberg kam, war die Spielwarenmesse der „Dreh- und Angelpunkt“ des Geschehens. Heute ist diese Messe natürlich durch die Laufzeit von sechs Tagen noch immer interessant und wichtig für die Hotellerie, aber andere Messen haben stark aufgeholt wie die BioFach, Chillventa, European Coatings Show, SPS, und Interzoo.

Was ist heute anders als früher?

Heute ist die Aufenthaltsdauer der Messebesucher viel kürzer als noch vor einigen Jahren. Bei Drei-Tage-Messen werden die Besucher von ihren Firmen oft nur noch für ein bis zwei Tage auf die Messe geschickt. Auch bei den Standbesetzungen hat sich viel geändert. Es wird immer weniger Personal hierfür eingeteilt. Leider ist dieser Trend dann auch negativ in der Hotellerie zu spüren. Zudem verschärft sich der Wettbewerb gewaltig. In den letzten Jahren sind zahlreiche neue Hotels auf den Nürnberger Markt gekommen. Vornehmlich im unteren Preissegment. Dies verschärft die Situation auf dem ohnehin schon niedrigen Preisniveau der deutschen Hotellerie weiter. Hier sollten klare Zeichen der Hotellerie im oberen Preissegment gesetzt werden. Es kann nicht sein, dass Vier-Sterne-Hotels Preise von unter 50 Euro je Nacht und Zimmer anbieten und so im Bereich der Low-Budget-Hotels um Gäste buhlen. Dieses Vorgehen ist kontraproduktiv und fördert den Verbleib auf diesem niedrigen Preisniveau.

Positiv ist die Entwicklung auf dem Kongressmarkt. Hier können wir stetig einen Zuwachs an qualitativ hochwertigen Veranstaltungen im neuen CCN Ost verzeichnen. Diese beleben auch buchungsschwache Zeiträume in der Stadt. Ich bin optimistisch, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und Nürnberg im Kongresswesen weiter an Attraktivität gewinnt. Diese vorbildliche Aktivität der Messe wird sich auf die unterschiedlichsten Branchen in der Stadt auswirken.

Der Begriff „Grüne Hotels“ kursiert. Ist Umweltverträglichkeit ein Branchentrend?

Das Thema „Grüne Meetings“ und alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat, wird immer wichtiger. Für viele Firmen ist es im Rahmen des Buchungsvorgangs entscheidend, was hier die angefragten Hotels an belegbaren Aktionen nachweisen können. Zur Vereinigung der sozialen und umweltpolitischen Projekte führte z.B. mein Unternehmen Accor im Jahr 2006 das Earth Guest Programm ein. Hier werden acht Themen in zwei Projekten zusammengeführt: Kinderschutz, Lokale Entwicklung, Nahrung, Bekämpfung von Krankheiten, Energie, Wasser, Abwasser und Biodiversität. Als Bestätigung für das Engagement hat Novotel sich für die „Green Globe Zertifizierung“ entschieden, die wir gerade abschließen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2011, Seite 26

 
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