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NürnbergMesse

Nürnberg spielt in der Champions League

Die Nürnberger Messegesellschaft hat erstmals in ihrer Geschichte die Umsatzmarke von 200 Mio. Euro durchbrochen.

Wir sind von der zweiten Bundesliga in die europäische Champions League aufgestiegen.“ So fasste Bernd A. Diederichs, Geschäftsführer der NürnbergMesse, die Entwicklung des Messestandorts Nürnberg zusammen. Der Umsatzsprung auf über 200 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2010 untermauert diese Aussage. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2008 ist der Umsatz damit um fast ein Viertel gestiegen. Weil bei der NürnbergMesse die geraden Jahre turnusgemäß die starken Jahre mit mehr Veranstaltungen sind, ist der Zweijahresvergleich aussagekräftiger. Seit Diederichs vor 14 Jahren von Frankfurt nach Nürnberg wechselte, hat sich der Umsatz verfünffacht. „Das hat in Deutschland noch keine Messe geschafft“, sagte der Messe-Geschäftsführer, der Mitte 2011 in den Ruhestand geht, bei der Bilanzpressekonferenz. Nun spiele man auf Augenhöhe mit den Großen im deutschen Messegeschäft und gehöre in Europa zu den Top Ten.

Zum Wachstum trugen auch das Geschäft der 2009 gekauften brasilianischen Messetochter sowie der 2010 gekaufte Messestandbauer Holtmann Messe+Event bei. Das operative Ergebnis liegt bei rund zwölf Mio. Euro, das Konzernergebnis – „nach einer geplanten Verlustserie seit 1997“ – bei sieben Mio. Euro. Eine weitere für das zweite Halbjahr 2010 angedeutete Akquisition habe sich allerdings in den Verhandlungen als zu teuer herausgestellt, sagte Diederichs. Man halte insbesondere in den USA die Augen nach passenden Kaufgelegenheiten offen, die sowohl zum bestehenden Themenportfolio passen als auch klare Ertragsansprüche erfüllen.

Bei den internationalen Fachmessen in der Frankenmetropole reiste bereits mehr als ein Drittel der 29 300 Aussteller aus dem Ausland an. Bei den knapp 1,5 Mio. Besuchern lag der Auslandsanteil allerdings noch deutlich unter zehn Prozent. Für Diederichs ist der Trend eindeutig: „Der Löwenanteil des Wachstums wird vom Ausland getragen.“ Dagegen bietet der Inlandsmarkt für deutsche Messeplätze nur noch wenig Potenzial für mehr Geschäft. „In Deutschland geraten die Messen als Branchenplattformen langsam an ihre Grenzen.“ Während andere vergleichbare Messeplätze in Deutschland teils über 1 000 Beschäftigte haben, ist die NürnbergMesse im abgelaufenen Jahr um 111 auf 440 Mitarbeiter gewachsen. „Wir sind ein Personalkostenzwerg und orientieren uns bei der Mitarbeiterzahl nicht an der Spitzenlast“, so Diederichs.

Bis zum Jahr 2016 sollen die Schulden von rund 200 Mio. Euro, die „planmäßig“ durch Investitionen in den Um- und Ausbau des Geländes zustande kamen, halbiert werden. Deshalb will die Geschäftsführung die Effizienz weiter verbessern. Aktuell wird das Gelände 14 Mal im Jahr komplett umgeschlagen, also vermietet. „Damit liegen wir 50 Prozent über dem Durchschnitt deutscher Messegesellschaften“, hob Diederichs hervor. Trotzdem solle die Umschlagshäufigkeit in den nächsten Jahren um weitere 20 Prozent erhöht werden.

Die NürnbergMesse soll auch 2011 weiter wachsen, angepeilt wird ein Umsatz von mindestens 160 bis 170 Mio. Euro. Da in ungeraden Jahren turnusgemäß weniger Messen stattfinden, entspräche dieser Umsatz einem Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 2009. Sollte sich die wirtschaftliche Erholung weiter fortsetzen, ist laut Diederichs auch ein noch höherer Wert möglich.

Im diesem Jahr finden sich unter den 30 internationalen Fachmessen, darunter Flaggschiffe wie die Weltleitmesse Biofach, die Jagd- und Outdoormesse IWA oder die Fensterbau, auch drei Neulinge: Die Kongressmesse für Brandschutz FeuerTrutz, die Hospital Build Europe sowie die Kongressfachmesse für Geoinformation Intergeo werden erstmals in Nürnberg durchgeführt.

Für Nürnberg und den gesamten Großraum ist die NürnbergMesse, die mehrheitlich der Stadt Nürnberg und dem Freistaat gehört, ein kontinuierliches Konjunkturpaket. Diederichs geht von einer „drei- bis vierfachen Umwegrentabilität“ aus – also von rund 800 Mio. Euro, die in die Metropolregion fließen und damit 20 000 Arbeitsplätzen entsprechen. Dahinter stecken Ausgaben für Messebau ebenso wie für Übernachtungen, Gastronomie und Taxis. Diederichs: „40 Prozent der Hotelübernachtungen werden durch Messen generiert, weitere 30 Prozent durch Kongresse und Geschäftsreisende.“

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2011, Seite 25

 
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