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Patent-Report Bayern 2011

Stark in der Forschung

Mittelfranken gehört bei Forschung und Entwicklung zu den dynamischen Regionen in Deutschland. Eine Analyse der Patentanmeldungen zeigt aber auch: Der Mittelstand hat beim Patentschutz Nachholbedarf.

Aus Bayern kommen 27 Prozent der Patenterstpublikationen in Deutschland, gut fünf Prozent aus Mittelfranken. Dies ist ein Ergebnis des „Patent-Reports Bayern 2011“. Analysiert wurden die Patenterstpublikationen nach Technologiefeldern und Anmeldern aus den bayerischen IHK-Bezirken.

Die veröffentlichten Patentanmeldungen wurden nach zwei Kriterien untersucht: Erstens nach Anteilen an den Technologiebereichen, die gemäß der Internationalen Patentklassifikation (IPC) gekennzeichnet sind, und zweitens nach der Anmeldeaktivität der Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Damit kann die Innovationskraft Bayerns in einzelnen Technologien gemessen und interpretiert werden. Denn Patente dokumentieren in der Regel bereits vor der Markteinführung neuer Produkte den Erfindungsgeist sowie die Forschungsergebnisse. Ausgewertet wurden 130 000 europäische, 47 300 deutsche und 12 700 bayerische Patenterstpublikationen.

Mittelfranken ist Spitze

Die Region Nürnberg gehört zu den Wirtschaftsstandorten in Bayern und Deutschland mit den größten Aktivitäten in Forschung und Patentanmeldung: Das geht aus dem sogenannten Patent-Innovationsindex (IIP) hervor, bei dem die Zahl der Patentanmeldungen in Bezug gesetzt wird zu Einwohnerzahl, Zahl der Unternehmen und Bruttoinlandsprodukt der Region (Mittelfranken: 2,0; zum Vergleich: Oberbayern 1,6). Der Schwerpunkt in Mittelfranken liegt eindeutig in der Medizintechnik und im Maschinenbau: In den Technologiefeldern „Diagnostik/Chirurgie/Identifizierung“ und „Getriebe“ kommen sogar 61 bzw. 45 Prozent der bayerischen Patentanmeldungen aus Mittelfranken.

Aus den veröffentlichten Patentanmeldungen wurden neben den Technologieprofilen die „Top 30“ Patentanmelder aus der Europäischen Metropolregion Nürnberg zusammen gestellt. Die ersten fünf Plätze belegen Siemens, Schaeffler, Continental Automotive, Osram Opto Semiconductors und Bosch. Diese Liste dokumentiert aber auch, dass der Mittelstand bislang nur in geringem Maße Patente anmeldet. Dies kann mehrere Gründe haben: Zum einen entscheiden sich Unternehmen bewusst für die Geheimhaltung des eigenen Know-hows. Zum anderen wird möglicherweise die Bedeutung des gewerblichen Rechtsschutzes unterschätzt bzw. nicht für eigene Wettbewerbsvorteile eingesetzt und genutzt. Ein dritter Grund mögen die teilweise immensen Kosten einer Patentanmeldung sein, insbesondere für europäische Patentanmeldungen. Zudem ist für kleinere Unternehmen die rechtliche Verfolgung von Patentverstößen nicht einfach. Es kann auch sein, dass eine Patentanmeldung nicht sinnvoll erscheint, wenn z.B. nur eine kurze Produktlebenszeit angenommen wird.

Für forschungs- und investitionsintensive Innovationen ist die Situation eine völlig andere. Hier ist eine frühzeitige Absicherung des Know-hows ein Muss, wenn das Produkt oder das Verfahren bei der Markteinführung geschützt sein soll. Auch für Technologien, auf denen weitere Entwicklungen aufbauen, ist ein gewerblicher Rechtschutz empfehlenswert. Dies erfordert aber ein strategisches Patentmanagement, das in ein Innovationsmanagement eingebettet sein sollte. Das bedeutet: Patentpublikationen müssen kontinuierlich beobachtet, ein eigenes Patentportfolio muss erarbeitet und eine klare Vorstellung zur Rechtschutzverteidigung entwickelt werden. Auch strategische Allianzen mit Hochschulen und mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen der Region können dazu beitragen, Kosten und Risiken zu minimieren.

Wenn Sie den gesamten „Patentreport Bayern 2011“ sowie die Liste der „patentstärksten“ 30 Unternehmen aus der Metropolregion Nürnberg herunterladen möchten, finden Sie dazu einen Link am Ende dieser Seite.

"Patent-Report Bayern“ in Kürze

  • Der Anteil Bayerns an den gesamtdeutschen Patenterstpublikationen beträgt rund 27 Prozent.
  • Aus Bayern kommen 1,6 Mal mehr Patenterstpublikationen, als es nach Einwohnerzahl, Bruttoinlandsprodukt und Unternehmen zu erwarten wäre.
  • Die bayerischen „Top 10“-Technologien decken sich mit acht der deutschlandweiten und fünf der europäischen „Top 10“-Technologien. Das bedeutet: Der Freistaat ist in den wichtigsten Zukunftstechnologien gut im Rennen.
  • Die Technologien „Halbleiterbauelemente“, „Diagnostik, Chirurgie, Identifizierung“ und „Elektrische digitale Datenverarbeitung“ sind in Bayern weit überproportional vertreten.
  • Mit dem Technologiefeld „Fahrzeuge, Fahrzeugausstattung oder Fahrzeugteile“ belegt Bayern in Deutschland Platz 1 (26 Prozent aller Patentanmeldungen).
  • Im Jahr 2009 wurden in Bayern insgesamt 2 800 Anmelder und 550 Technologieklassen nach der Internationalen Patentklassifikation (IPC) gezählt.
  • Die 30 aktivsten Patentanmelder (ca. ein Prozent aller Anmelder) aus Bayern sind für rund 53 Prozent aller Anmeldungen im Freistaat verantwortlich.
  • Die Patente aus Bayern kommen zu zwei Fünfteln aus der Region München/Oberbayern und zu einem Fünftel aus Mittelfranken.
  • Nach dem Patent-Innovationsindex ist Nürnberg/Mittelfranken sowohl im deutschen als auch im bayerischen Vergleich (2,0 bzw. 1,3) die Region mit den höchsten relevanten Innovationsaktivitäten.
Zum Download des Patentreportes
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2011, Seite 14

 
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