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Rohstoffsicherung

Knappe Güter

Bei einer Reihe wichtiger Materialien sind Versorgungsengpässe absehbar. Viele Industriebetriebe sorgen deshalb durch ein Risikomanagement vor.

Steigende Energie- und Rohstoffpreise zählen für die produzierenden Unternehmen zu den größten Risiken. Für zahlreiche Industrieunternehmen ist die sichere Rohstoffversorgung nicht mehr ohne Weiteres gegeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Dies war für den IHK-Fachausschuss „Energie|Umwelt“ Anlass, die Auswirkungen für die mittelfränkische Industrie zu diskutieren und ein regionales Aktionsprogramm für das IHK-Jahresthema „Energie und Rohstoffe für morgen“ zu beschließen.

Die Tagung, die von Ausschussvorsitzendem Robert Späth geleitet wurde, fand unter der Überschrift „Rohstoffsicherung für die regionale Wirtschaft“ bei der Firma Retorte GmbH in Röthenbach a.d. Pegnitz statt. Geschäftsführer Bernd Treiber berichtete über sein Unternehmen, das Weltmarktführer für Selen-Produkte ist, die für verschiedenste Anwendungen eingesetzt werden, z.B. zum Färben von Glas, als Zusatz in Futter- und Düngemitteln, als Additiv in der Galvanik sowie in Reinstform in Laserdruckern oder in Dünnschicht-Solarzellen. Angetrieben durch die neuen Anwendungen in der Photovoltaik und die Wachstumsmärkte in Asien steigt der Verbrauch von Selen-Produkten schneller als deren Produktion, sodass künftig mit Engpässen gerechnet werden muss.

Aktives Risikomanagement

Klaus Mühlbacher, Leiter Rohstoff-Einkauf bei der GfE Metalle und Materialien GmbH aus Nürnberg, skizzierte das Problem beispielhaft am Metall Zirkonium, das für Speziallegierungen benötigt wird. Nachdem ein Lieferant aus dem Markt ausgeschieden ist, entstand im Mai 2011 eine Monopolsituation, die Preissteigerungen und Versorgungsengpässe zur Folge hatte. Die GfE konnte diese schwierige Situation dank eines aktiven Risikomanagements meistern. Auch die Carl Schlenk AG aus Roth hat in den letzten Jahren ein umfangreiches Metall-Risikomanagement aufgebaut. Als besondere Herausforderung sieht Dr.-Ing. Hans-Joachim Bock, Geschäftsführer der Schlenk Metallic Pigments GmbH, die stark schwankenden Preise an der Londoner Metallbörse. Das Rohstoffmanagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Draht bis zum Kabelsystem skizzierte Wolfgang Lösch, Geschäftsführer der Leoni Kabel GmbH aus Roth. Als Antwort auf den in den letzten Jahren stark gestiegenen Kupferpreis entwickelt Leoni zunehmend alternative Leitermaterialien beispielsweise auf Aluminium-Basis.

Die Bayerische Staatsregierung verfolgt eine Doppelstrategie mit den Schwerpunkten „Primär-Rohstoffversorgung sichern“ und „Kreislaufwirtschaft ausbauen“. Herbert Köpnick vom Bayerischen Umweltministerium nannte als Beispiel für den Ausbau einer Kreislaufwirtschaft das Handy, das bis zu 60 verschiedene Rohstoffe enthält. Angestrebt wird eine „Handy-Allianz Bayern“, in der Freistaat Bayern, Hersteller, Vertreiber, Kommunen, Ministerien, Kammern und Verbände zusammenarbeiten sollen.

IHK-Aktivitäten 2012

Auf Basis der aktuellen Herausforderungen hat die IHK Nürnberg für Mittelfranken ein Arbeitsprogramm für das bundesweite IHK-Jahresthema „Energie und Rohstoffe für morgen“ erarbeitet. Dr.-Ing. Robert Schmidt und Dr. Ronald Künneth vom IHK-Geschäftsbereich Innovation|Umwelt stellten die wesentlichen Aktivitäten vor: Geplant sind u.a. Fachforen zu den Themen sichere Stromversorgung, Rohstoffeinkauf, Klima- und Kältetechnik, Druckluft, Materialsubstitution sowie Gestaltung der Energiewende auf kommunaler Ebene. Außerdem wird ein neuer Innovations- und AnwenderClub „Elektromobilität“ ins Leben gerufen. Auf der Hannover Messe 2012 wird die IHK einen „Deutsch-Chinesischen Zukunftsworkshop“ mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz veranstalten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2012, Seite 16

 
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