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Messen

Den Fälschern auf der Spur

Dreiste Produktpiraten nutzen sogar Messen und Ausstellungen, um ihre Produkte zu präsentieren. Welche Erfahrungen hat die NürnbergMesse mit den unseriösen Anbietern gemacht?

Der Negativpreis „Plagiarius“ wirft seit mehr als drei Jahrzehnten ein Schlaglicht auf die Praktiken der Fälscher. Die „Auszeichnung“ sagt zwar formal nichts darüber aus, ob das jeweilige Plagiat im juristischen Sinne erlaubt ist oder nicht. Preisinitiator und Designer Prof. Rido Busse möchte aber plumpe Nachahmer brandmarken und deren skrupellose Geschäftspraktiken in das öffentliche Bewusstsein rücken. Die Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. „Die goldene Nase, die sich die Produktpiraten sprichwörtlich auf Kosten der Originalhersteller verdienen“, so Busse.

Drei Jahre lang hatte Busse ab 1998 auch den Ableger Plagiarius-Toy auf der Nürnberger Spielwarenmesse verliehen. Dort scheint das Problem mit Raubkopien allerdings jetzt weitgehend im Griff zu sein. Seit 2007 gibt es während der Messe ein IPR Council (Intellectual Property Rights Council), eine Service-Einrichtung zum Schutz geistigen Eigentums. Sie steht Ausstellern, die ihre gewerblichen Schutzrechte durch andere Aussteller verletzt sehen, zur außergerichtlichen Streitschlichtung zur Verfügung. „Damit wollen wir sicherstellen, dass Streitfälle zumindest nicht auf der Messe weiterentwickelt werden“, unterstreicht Ernst Kick, der Vorstandsvorsitzende der Spielwarenmesse.

Beruhigung in Sicht

Kick sieht bei seiner Weltleitmesse eine gewisse Beruhigung. Bei rund einer Mio. ausgestellten Produkten war die Zahl der erfassten Streitigkeiten im letzten Jahr mit 16 Fällen sehr gering. Bei zehn dieser Fälle konnte eine Einigung zwischen den Parteien erzielt werden. Außerdem beobachtet Kick, dass auch in China das politische Bewusstsein wächst, dass den Raubkopierern Einhalt geboten werden sollte.

Laut dem Verein Aktion Plagiarius kamen im Jahr 2010 mehr als 80 Prozent der vom Zoll festgehaltenen Produkte aus Asien. Dabei wurde allerdings China als langjähriger Spitzenreiter bei Plagiaten von kopierten Artikeln aus Thailand auf Platz 2 verdrängt. Allerdings sei Asien ohnehin nur ein Teil des Problems. Zwar werden Nachahmungen überwiegend in Südostasien, Lateinamerika, Osteuropa oder der Türkei hergestellt. Aber die Schuldigen sitzen nicht nur in diesen Regionen, denn die Industrieländer sind selbst häufig Auftraggeber der Kopien – oder sie kaufen diese billig ein, um sie hier vor Ort gewinnbringend weiter zu verkaufen.

Der Altdorfer Hersteller von Schutzschaltern, E-T-A, sieht sich auf Messen „von dem Problem verschont“, wie Unternehmenssprecher Thomas Weimann berichtet. Und das, obwohl pro Tag rund 60 000 unterschiedliche Schalter die Produktionsstandorte verlassen. Selbst außerhalb von Messen habe es bislang nur einen einzigen Fall gegeben, bei dem eine „verdammt ähnliche Bauform“ aufgetaucht ist. Mit dem Anbieter des strittigen Produkts habe man sich aber schnell einigen können.

Messe sieht wenige Probleme

Bei den Veranstaltungen der NürnbergMesse ist das Thema zwar auf dem Radar, aber nicht akut. Selbst bei der Asia Styles im Nürnberger Messezentrum, einer Messe für Haushaltswaren und Geschenke, habe man „keine Plagiate, aber auffällige Ähnlichkeiten“ entdeckt, heißt bei der NürnbergMesse. Vielleicht auch, weil man im Vorfeld per Rechtlinien und Anwaltsservice dem Thema Raubkopien aktiv entgegen getreten war.

Auch sonst fällt Messesprecher Guido Welk nur ein einziger Fall ein: Auf der fensterbau/frontale 2009 wurde ein „abgekupferter Türgriffbeschlag“ entdeckt, der dann entfernt werden musste. „Aber das ist eher die Ausnahme“, resümiert Welk. Denn alle Projektteams achten bei der Messevorbereitung auf das Thema Raubkopien und versuchen, bei möglichen Streitigkeiten bereits im Vorfeld zu vermitteln. Könne man sich nicht einigen, werde der Staatsanwalt eingeschaltet. „Aber das gab es noch nicht.“ Deshalb ist für Welk auch klar: „Aussteller müssen nicht mit einem Anwalt zu einer Messe kommen, um ihre Rechte zu wahren.“

Wer als Aussteller trotzdem auf Nummer sicher gehen möchte, dem rät der Auma, Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, mit den entsprechenden Unterlagen zur Messe anzureisen. Die Dokumente müssten einen Aussteller eindeutig als Schutzrechtsinhaber ausweisen. Außerdem könne man sich vorab vergewissern, dass ein mit der Angelegenheit vertrauter Anwalt im Falle eines Falles auch etwa am Wochenende verfügbar ist.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2012, Seite 15

 
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