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Otto Sport- und Reitplatz

Federnd wie ein Waldboden

Die Sportschule der Bundeswehr in Warendorf, die spanische Königsfamilie, der bekannte Pferdeflüsterer Monty Roberts und reiche Scheichs in Arabien: Sie alle vertrauen auf die Produkte von Werner Otto aus Altdorf. Der 68-Jährige leitet zusammen mit Sohn Wolfgang, Tochter Heidi und Schwiegertochter Ulrike die Otto Sport- und Reitplatz GmbH. Mit rund 20 Mitarbeitern planen und erstellen sie hochwertige Reitböden für Berufs- und Freizeitreiter aller Disziplinen.

„Alles, was andere nicht können, das hat mich von jeher besonders gereizt“, sagt der Unternehmer. Er kam als Flüchtling nach Franken und wuchs schon als Kind mit Pferden auf. Nach einer Ausbildung als Fliesenleger machte er sich selbstständig mit einem Unternehmen für den Bau von Tennisplätzen. Innovationen der damaligen Zeit waren eine wasseraufsaugende Schiene für die Grundlinie und eine neue Sandmischung aus Natursteinsand und Bindemitteln. Seine Ideen und Entwicklungen kamen auf dem Markt gut an, das Geschäft lief bestens, bis der Tennis-Boom in Deutschland wieder abbrach.

Doch schnell orientierte sich Werner Otto um und erschloss ein neues Betätigungsfeld. Seine Frau hatte damals gerade mit dem Reiten begonnen und so war er viel auf Reitplätzen und in Reithallen unterwegs. Dabei beobachtete er, dass bei Regen ständig Wasser auf dem Reitboden stand oder dass der Boden bei trockener Witterung zu staubig war. Schlechte Bodenverhältnisse führen dazu, dass die Pferde ausrutschen oder dass ihre Gelenke und Bänder zu stark belastet werden. Diese Probleme wollte er lösen und so begann er zu tüfteln. Er entwickelte eine Matte aus PVC-Granulat, die mit einem entsprechenden Unterbau und der richtigen Sandmischung kombiniert wird und durch ihr Wasserrückhaltesystem dafür sorgt, dass die Böden weder zu nass noch zu staubig sind. Zudem sind die Böden so elastisch, dass sie in punkto Rutschsicherheit und Dämpfung optimal sind und damit die Gelenke der Pferde schonen. Die Matte ließ sich Werner Otto patentieren, heute hat er bereits rund 20 Patente. Nachdem sich das Mattensystem bei den Olympischen Spielen von Atlanta 1996 und bei der Reit-WM in Rom 1998 bewährt hatte, war der Durchbruch geschafft. Produziert werden die Matten in Lohnfertigung in Tschechien und überwiegend in Barcelona. In Altdorf sind die Firmenzentrale und die Denkfabrik, dort kümmern sich die meist mehrsprachigen Mitarbeiter um die Koordination der Aufträge auf der ganzen Welt. Rund zehn Prozent seines Umsatzes macht das Altdorfer Unternehmen inzwischen mit den Pferdeliebhabern im arabischen Raum. Weltweit hat das Unternehmen bislang rund 5 000 Anlagen gebaut, u.a. auch für die Europameisterschaft der Springreiter 2011 in Madrid.

„Wir sind richtige Experten in Sachen Sand. Sand ist nämlich nicht gleich Sand. Ein Springreiter braucht anderen Sand als ein Dressur- oder Westernreiter“, erklärt Werner Otto. Den Sand bekommt das fränkische Unternehmen von verschiedenen Standorten in Europa und auch aus Indien. Um optimale Bedingungen für den Reitsport zu schaffen, bringen die Altdorfer sogar Sand in die Wüste. Zwar haben die Kunden in Katar oder in den Arabischen Emiraten diesen im Überfluss quasi vor der Haustüre, allerdings ist er nicht als Unterlage für Reitsportanlagen geeignet. Für die von Otto gebauten Anlagen werden meist mehrere Sandsorten gemischt, hinzu kommt noch eine Substrat-Vormischung. Jeder Boden ist ein Unikat und wird genau auf die Erfordernisse des Kunden abgestimmt. Werner Otto beschreibt die grundlegenden Anforderungen so: Der Boden muss federn wie ein Waldboden, er muss wasserdurchlässig sein und die Pferde dürfen nicht ausrutschen.

Privat engagieren sich Werner Otto und seine Frau für benachteiligte Menschen. Sie stellen Mittel und Materialien bereit, um Anlagen für die Reittherapie zu ermöglichen, in denen kranken und behinderten Menschen geholfen wird. Werner Otto zu seiner Motivation für dieses gesellschaftliche Engagement: „Wenn Sie einmal das Strahlen im Gesicht eines Rollstuhlfahrers gesehen haben, der auf dem Rücken eines Pferdes sitzen darf, das werden Sie nie vergessen."

Autor/in: 
cp.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2012, Seite 59

 
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