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Einzelhandel

Kein Grund zur Euphorie

Auf den ersten Blick fielen die Zahlen des mittelfränkischen Einzelhandels im vergangenen Jahr nicht schlecht aus: Die Einnahmen an den Ladenkassen stiegen um zwei Prozent auf insgesamt 9,4 Mrd. Euro.

Trotzdem sieht Uwe Werner, Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern (HBE) in Mittelfranken, keinen Grund für Euphorie, denn inflationsbereinigt bleibe unter dem Strich nur „eine schwarze Null“.

Zudem setzt sich eine Entwicklung fort: Während die Geschäfte in Nürnberg und insbesondere in der Altstadt ziemlich gut laufen, bleiben in den Mittel- und Unterzentren im Nürnberger Umland die Käufer weg. Sollte sich dies fortsetzen, würden „die Marktplätze veröden“, warnt Werner. Verschärft werde die Lage durch falsche lokalpolitische Weichenstellungen, wie er am Beispiel der Stadt Roth kritisierte: Dort solle in Innenstadtnähe ein neuer Vollsortimenter angesiedelt werden, obwohl es in der naheliegenden Valentinspassage am Marktplatz einen großen Leerstand gebe.

Kritik an der Politik auf Landesebene übte HBE-Bezirksvorsitzender Jürgen Dörfler: Der Entwurf für das neue Landesentwicklungsprogramm werde erneut aufgeweicht, sodass kommunale Entscheider zu viel Freiraum für verfehlte Flächenzuwächse bekommen. Schon jetzt liege die Verkaufsfläche pro Einwohner in Nürnberg mit 2,7 Quadratmetern fast doppelt so hoch wie in München.

Hinzu komme, dass der stationäre Einzelhandel unter dem boomenden Online-Handel leide, der mittlerweile rund sieben Prozent des Handelsumsatzes ausmache. Der mittelfränkische HBE will deshalb im nächsten Jahr eine App für Smartphones auf den Markt bringen, mit der sich im ersten Schritt sechs große und ein kleiner Händler der Nürnberger Innenstadt virtuell präsentieren können. Der Vorteil für die Kunden: Wer beim Einkauf sein Wunschprodukt noch anfassen, in Augenschein nehmen oder daran riechen will, findet mit der App direkt in den entsprechenden Laden.

Die Zahl der Beschäftigten im mittelfränkischen Einzelhandel stieg trotz der schwierigen Lage um über 600 auf 47 000. Hierbei wurden in den 7 900 Geschäften der 5 600 Händler und Filialisten nach Verbandsangaben überproportional viele Vollzeitstellen geschaffen. Für das laufende Jahr rechnet der Handelsverband in Mittelfranken mit einem Umsatzplus von einem Prozent.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2013, Seite 65

 
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