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I. K. Hofmann

Fachkräfte auf Zeit

I. K. Hofmann © (C)2015 Thomas Tjiang, all rights reserved

Mit einem Rekordergebnis im Rücken startet der Nürnberger Personaldienstleister ins Jubiläumsjahr.

Das Nürnberger Zeitarbeitsunternehmen I. K. Hofmann GmbH konnte 2013 gegen den Markttrend zweistellig zulegen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde diese Entwicklung noch einmal getoppt: Die Hofmann-Personal-Gruppe mit Töchtern in Österreich, Großbritannien, Tschechien und den USA verbuchte in einem nahezu stagnierenden Markt ein Umsatzplus von 18 Prozent auf 728 Mio. Euro. Noch besser verlief die Entwicklung der 89 deutschen Niederlassungen, in denen der Umsatz um 20 Prozent auf 579 Mio. Euro kletterte.

Es war ein „magisches Jahr“, kommentierte die Geschäftsführende Alleingesellschafterin Ingrid Hofmann. Als Gründe nannte sie die gute Auftragslage der Kundenunternehmen, insbesondere in der Kfz- und Kfz-Zulieferindustrie, die für mehr als ein Drittel des Geschäfts sorgen. Außerdem fragten Unternehmen der Logistik- und Dienstleistungsbranche Zeitpersonal nach. Ergänzend werden zunehmend kleine und mittlere Unternehmen für das Instrument Zeitarbeit gewonnen.

Für Ingrid Hofmann scheint es sich auch auszuzahlen, dass sie – wie auch andere Etablierte der Branche – stets auf faire Geschäftspraktiken gesetzt hat. Sie hält nichts von „hire and fire“ oder von Tricks, um die Löhne indirekt zu kürzen (z.B. wenn Teile der Stammbelegschaft in eine hauseigene Zeitarbeitsfirma ausgelagert werden). Stattdessen sucht Hofmann lieber nach neuen Wegen und Branchen, in denen ihre Zeitarbeiter gefragt sind. Für den chronisch von Personalmangel geplagten Pflegebereich hat sie zwar schon einige Niederlassungen, die lokal Fachkräfte vermitteln. Um sich diesen Markt aber besser zu erschließen, hat der Personaldienstleister gerade Sondierungsgespräche mit der Nürnberger Privat-Uni Paracelsus aufgenommen. Auf den Markt für Hochqualifizierte (z.B. Akademiker für Projekte in Forschung und Entwicklung) hat sich der Geschäftsbereich Experts Consulting Center (ecc) spezialisiert.

Die Qualifizierung der Zeitarbeiter unterstützt das Unternehmen über die eigene Hofmann Akademie in Nürnberg und die „Weiterbildungswerkstatt“ in Dingolfing. 2014 kam noch eine Akademie in Regensburg hinzu. Die ersten Weiterbildungen, etwa Gabelstaplerkurse, Deutschkurse, Ladungssicherung oder auch Grundlagen der EDV haben bereits begonnen. Die Qualifizierungen bietet Hofmann ihren Beschäftigten überwiegend auf eigene Rechnung, es können aber auch Bildungsgutscheine dafür eingesetzt werden. Für Hofmann geht es dabei oft um zusätzliche Qualifikationen, die ihre Kunden fordern. Der Anteil ungelernter Zeitarbeiter ohne Berufsabschluss liegt branchenunüblich nur bei acht Prozent.

Zukäufe in der Schweiz

Um das spezialisierte Geschäft weiter zu entwickeln, hat Hofmann Personal Anfang April diesen Jahres den schweizerischen Personaldienstleis-
ter Nemensis AG und deren Tochter Jobboxx AG übernommen. Die beiden Unternehmen mit Sitz in Basel und einem Gesamtumsatz von rund zwölf Mio. Schweizer Franken haben ihren Fokus auf die Branchen Pharmazie, Biotechnologie und Medizintechnik gerichtet. Unter deren Mitarbeitern befinden sich Produktionskräfte und Facharbeiter, aber auch Hochschulabsolventen mit Doktortitel. Zum Jahreswechsel 2016 soll von der Schweiz aus das Deutschlandgeschäft aufgebaut werden. Die Schweiz sei wie Dänemark oder Norditalien eine der Regionen, in denen die Unternehmerin „offen für Zukäufe“ ist. An Kaufgelegenheiten habe es nicht gemangelt, doch Hofmann wollte nie „auf die Schnelle kaufen“. Vielmehr schaute sie sich Zahlen und die Atmosphäre genau an. „Ich brauche das Gefühl, es passt zu unserer Kultur.“

Sowohl eine Frage des Umgangs mit Bewerbern als auch ein genereller Aspekt der Nachwuchsbeschaffung ist die verbesserte Kommunikation mit Jobsuchenden. Eine Eigenrecherche hatte zu Tage gefördert, dass rund 16 000 Online-Bewerber beim Hofmann-Prozess ohne aussagekräftige Rückmeldung „im Orbit schweben“. Nach einer erfolgreichen Pilotphase soll nun bis zur Jahresmitte eine Software beim Zusammenführen von offenen Stellen und Bewerberprofilen helfen. Das gehe längst nicht mehr persönlich, denn jährlich kommen rund 350 000 Bewerbungen an.

Im vergangenen Jahr beschäftigte I. K. Hofmann in der internen Verwaltung rund 510 Mitarbeiter in Deutschland, an den Auslandsstandorten weitere 160. Die Zahl der Zeitarbeitnehmer lag 2014 in Deutschland im Jahresdurchschnitt bei 18 000, weitere 4 500 Leiharbeiter standen im Ausland auf der Gehaltsliste. In Mittelfranken war die Zahl mit 2 100 Zeitarbeitern stabil. Dahinter steht allerdings eine kräftige Fluktuation, denn 20 bis 25 Prozent der Leiharbeiter werden alljährlich von den Kundenunternehmen übernommen.

Für das laufende Jahr zeigte sich Ingrid Hofmann verhalten optimistisch. Sie rechne für das 30. Unternehmensjahr mit einem Umsatzplus von drei bis fünf Prozent. Sorgen macht ihr die Abhängigkeit von Gesetzesvorhaben. Gemäß Koalitionsvertrag schwebt noch die Einschränkung der Überlassungshöchstdauer auf 18 Monate im Raum. „Der Sinn erschließt sich mir nicht“, monierte Hofmann. Will ein Arbeitgeber etwa die Elternzeit von bis zu 36 Monaten überbrücken, reiche die anvisierte Dauer nicht aus. Auch würden Unternehmen, die sich ihre Flexibilität erhalten wollen, nicht nach den 18 Monaten einfach die Zeitarbeiter übernehmen, so wie sich das Politiker vielleicht wünschen. Auch die geplante Einführung von „Equal Pay“ nach neun Monaten, also gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ist für Hofmann nicht zielführend, zumal in vielen Bereichen bereits Branchenzuschläge gezahlt werden. Sie fürchtet, dass stattdessen vor allem Minderqualifizierte einfach abgemeldet werden. Ihr größter Wunsch: „Hoffentlich kommt nicht beides.“ Immerhin habe sie in den letzten 30 Jahren gut 300 000 Zeitarbeiter in reguläre Arbeitsverhältnisse gebracht, das sollten Politik und Gewerkschaften auch einmal zur Kenntnis nehmen.

Autor/in: 

Thomas Tjiang

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2015, Seite 70

 
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