Telefon: +49 911 1335-1335

IHK-Konjunkturklima

Wirtschaft floriert im Frühling

Gute Geschäfte vermelden die Unternehmen in Mittelfranken. Sie wollen weiter Personal einstellen und kräftig investieren.

Auf einen anhaltenden, moderaten Aufschwung in Mittelfranken deutet der IHK-Konjunkturklimaindex hin, der die aktuellen Lageurteile und die Geschäftserwartungen zusammenfasst. Mit aktuell 127,1 Punkten liegt er deutlich über dem Wert des Vorjahres (124,1). Im Vergleich zum Jahreswechsel hat er jedoch leicht um 2,1 Punkte nachgegeben, weil Industrie, Handel und Dienstleister ihre Erwartungen für die nächsten Monate geringfügig zurückgenommen haben. „Das ändert aber nichts daran, dass der Index auf sehr gutem Niveau bleibt“, so IHK-Konjunkturexpertin Dr. Maike Müller-Klier.

Betriebe sind sehr zufrieden

Sehr zufrieden äußert sich die mittelfränkische Wirtschaft mit der aktuellen Geschäftslage, sie bestätigt damit die positiven Erwartungen aus der letzten IHK-Umfrage. Aktuell bezeichnen 49 Prozent der Betriebe die Geschäftslage als gut, weitere 44 Prozent sind zufrieden, eine Verschlechterung melden unverändert nur sieben Prozent. Damit verbessert sich die Lagebeurteilung gegenüber der Vorbefragung um einen Punkt auf einen Saldo von plus 42 Punkten. Sowohl im In- als auch im Ausland erfreuen sich Güter und Dienstleistungen aus der Region Nürnberg einer regen Nachfrage.

Betriebe rechnen weiterhin mit guten Geschäften

Das aktuell gute Geschäftsniveau wird Bestand haben, davon geht die Mehrheit der Betriebe aus: 70 Prozent erwarten konstant gute Geschäfte in den kommenden Monaten, mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnet rund ein Fünftel der Betriebe. Im Saldo sinkt der Erwartungswert um fünf Punkte und erreicht aktuell solide und zuversichtliche plus 14 Punkte. Besonders optimistisch sieht das verarbeitende Gewerbe in die kommenden Monate, dies dürfte sich in der Folge positiv auf andere Wirtschaftszweige auswirken.

Höhere Investitionen, stabiler Personalstamm

Angesichts der anhaltend guten Geschäftserwartungen wollen die mittelfränkischen Unternehmen in den kommenden Monaten wieder verstärkt investieren. Dies lässt darauf schließen, dass sich die gute wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig fortsetzen wird. Etwa ein Viertel der Betriebe will die Investitionsausgaben erhöhen, die Mehrheit (56 Prozent) möchte das Investitionsniveau halten, nur neun Prozent wollen weniger investieren. Damit steigt die Investitionsneigung per Saldo um sieben auf erfreuliche 17 Punkte an. Als Hauptgründe bei den Investitionen im Inland werden weiterhin Ersatzbeschaffungen und Kapazitätserweiterungen genannt.

Die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Wirtschaft sind weitgehend konstant: 13 Prozent der Betriebe wollen den Personalbestand weiter aufbauen, dagegen stehen zehn Prozent, die einen Personalabbau erwägen. Der Großteil der Unternehmen (77 Prozent) will am Personalstamm festhalten. Im Saldo (plus 3 Punkte) bleiben die Planungen damit trotz der guten wirtschaftlichen Lage auf eher niedrigem Niveau. Hintergrund: Die Suche nach geeigneten Fachkräften ist für die mittelfränkische Wirtschaft zunehmend schwierig, weil das Angebot an potenziellen Mitarbeitern wegen der niedrigen Arbeitslosenquote in Mittelfranken (April 2016: 4,4 Prozent) in vielen Bereichen ausgeschöpft ist.

Zu Jahresbeginn hatten die Industriebetriebe ihre Erwartungen deutlich angehoben, dies spiegelt sich in der guten Lagebeurteilung im Frühjahr wider: 95 Prozent sind aktuell zufrieden mit den Geschäften, fast die Hälfte meldet eine Verbesserung der Geschäfte gegenüber der Vorbefragung, nur fünf Prozent äußern sich gegenteilig. Insgesamt hält der Lagesaldo sein gutes Niveau von 39 Punkten. Besonders positiv äußern sich die Hersteller von Ge- und Verbrauchsgütern, hier meldet kein Betrieb schlechte Geschäfte. Während die Investitionsgüterindustrie zu Jahresbeginn noch in der Warteposition verharrte, berichten die Betriebe nun wieder von stärkeren Zuwächsen. Das Inlandsgeschäft profitiert nach wie vor von der Kauflaune der privaten Haushalte. Im Auslandsgeschäft ziehen die Märkte der Euro-Zone sowie das Nordamerika-Geschäft weiterhin an, auch das China-Geschäft hat sich stabilisiert. Die Aussichten für die kommenden Monate bleiben im Saldo mit plus 24 Punkten erfreulich positiv. Besonders positiv ist zu bewerten: Die Investitionsneigung und die Beschäftigungspläne der Industrie ziehen wieder an.

Die Betriebe des Baugewerbes sind nach wie vor höchst zufrieden, die Mehrheit (57 Prozent) berichtet von guten Geschäften, nur sieben Prozent von einer Verschlechterung. Wegen der günstigen Finanzierungsbedingungen floriert vor allem der Wohnungsbau, aber auch die Aufträge im öffentlichen Bau ziehen wieder deutlich an. 86 Prozent der Unternehmen rechnen für die kommenden Monate mit einer gleichbleibend guten Entwicklung, 14 Prozent sogar mit weiteren Zuwächsen. Deshalb will jeder fünfte Betrieb neues Personal einstellen, alle anderen wollen ihren Mitarbeiterstamm stabil halten. Auch die Investitionen in der Bauwirtschaft bleiben auf fast gleich hohem Niveau.

Hochzufrieden zeigen sich auch die mittelfränkischen Handelsbetriebe. Sie starteten bereits gut ins Jahr 2016 und legen nun zum Frühjahr noch einmal deutlich zu. Die Hälfte der Händler berichtet von einer weiteren Verbesserung der Geschäfte, nur sieben Prozent sind derzeit unzufrieden. Unter dem Strich ergibt sich bei der Geschäftslage im Handel ein Saldo von 43 Punkten – ein Rekordwert. Der Grund sind die anhaltend günstigen Rahmenbedingungen für den Konsum im Inland (u. a. steigende Einkommen, hohe Beschäftigungssicherheit und günstige Finanzierungsbedingungen), wovon Groß- und Einzelhändler ebenso profitieren wie Handelsvertreter. Für Händler, die mit dem Ausland Geschäfte machen, wirkt sich besonders die Erholung in der Euro-Zone positiv aus, hier werden derzeit die stärksten Zuwächse verzeichnet. Für die kommenden Monate erwarten die mittelfränkischen Handelsbetriebe mehrheitlich eine Verstetigung der guten Geschäfte, sie wollen deshalb verstärkt investieren.

Eine glänzende Geschäftslage melden auch die unternehmensnahen Dienstleister in Mittelfranken, die Mehrheit (53 Prozent) berichtet von einer weiteren Verbesserung. Rückgänge verzeichnet derzeit aber das Speditionsgewerbe, auch bei den Unternehmen der Informations- und Kommunikationswirtschaft hat sich die Lage etwas eingetrübt, bleibt aber auf sehr hohem Niveau. Die Perspektiven für die nächsten Monate werden von den IHK-Unternehmen fast durchweg positiv eingeschätzt. Insgesamt gehen die unternehmensnahen Dienstleister weiterhin zuversichtlich, aber etwas zurückhaltender in die kommenden Monate. Dementsprechend schrauben sie ihre Investitions- und Beschäftigungspläne leicht zurück, bleiben im Saldo aber im positiven, expansiven Bereich.

Die verbrauchernahen Dienstleistungen bewerten ihre Geschäftslage nochmals besser als zu Jahresbeginn: 48 Prozent der Unternehmen berichten von einer Verbesserung der Geschäfte, eine gegenteilige Entwicklung melden gerade einmal acht Prozent. Positive Meldungen kommen derzeit besonders aus der Reise- und Freizeitbranche. Auch für die kommenden Monate erwarten die verbrauchernahen Dienstleister gute Umsätze, aber keine großen Sprünge. Dennoch ist dieser Wirtschaftbereich der IHK-Umfrage zufolge Spitzenreiter bei den Investitionsplänen. Anders sieht es bei der Neueinstellung von Mitarbeitern aus: Die Zahl neuer Stellen dürfte in den nächsten Monaten kaum steigen, weil sich die Branche besonders schwer tut, geeignetes Personal zu finden.

Ausblick

Die gesamte mittelfränkische Wirtschaft befindet sich in einem moderaten Aufschwung. Die privaten Haushalte haben mehr Spielraum für Ausgaben, weil die Arbeitsmarktlage gut ist, Lohnsteigerungen anstehen und die Energiepreise gesunken sind. Außerdem erhöhen niedrige Zinsen den Anreiz, Geld für Konsum und größere Anschaffungen auszugeben. Dies alles stimuliert den Binnenmarkt und die heimische Wirtschaft.

Die Betriebe wissen das positive Klima zu schätzen, euphorisch sind sie deshalb aber nicht. Die Erwartungen der mittelfränkischen Wirtschaft sind moderat, es wird ein eher langsames Wachstum angenommen.

Denn trotz optimistischer Geschäftserwartungen sehen die Unternehmen deutlich gestiegene Risiken für die konjunkturelle Entwicklung, vor allem der drohende Fachkräftemangel macht ihnen Sorgen. Auch in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (z.B. Regulierung von Werk- und Zeitverträgen sowie Begrenzung der Zeitarbeit) sieht fast jedes zweite Unternehmen ein Risiko, das die eigene Geschäftsentwicklung belasten könnte.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2016, Seite 22

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick