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IHK-Zukunftshändler

Digital am Puls der Kunden

_MG_3601 © Vanessa Mund / IHK

Glückwunsch für innovative Händler: Alexander Fortunato (IHK), Drazen Brkasic und Kerstin Brkasic-Bauer (Blond! Made in Nürnberg), Doris Rupprecht und Sebastian Klar (Sisters – Style Your Fashion), Moderator und Jury-Mitglied Wilfried Weisenberger und Wolf Maser (Vorsitzender des IHK-Fachausschusses für Handel und Dienstleistung).

Innovative Kundenkommunikation: Auszeichnung für Blond! Made in Nürnberg, Marktschwärmer (Erlangen) und Sisters – Style Your Fashion (Bad Windsheim).

Die IHK Nürnberg für Mittelfranken hat die „IHK-Zukunftshändler 2019“ ausgezeichnet. Der diesjährige Wettbewerb fand unter dem Motto „Mein lokaler Lieblingsladen“ diesmal in einem zweistufigen Verfahren statt: Kunden konnten zunächst ihre Lieblingshändler vorschlagen, diese 130 Geschäfte aus ganz Mittelfranken konnten sich daraufhin bei der IHK bewerben. Diesmal gingen die Preise ausschließlich an Unternehmerinnen: Kerstin Brkasic-Bauer (Blond! Made in Nürnberg), Nina Knode und Kristin Kreitlein (Marktschwärmer, Erlangen) sowie Karin Klar und Doris Rupprecht (Sisters – Style Your Fashion oHG in Bad Windsheim).

Auch beim dritten Zukunftshändler-Wettbewerb, der alle zwei Jahre ausgelobt wird, wurde nach attraktiven Konzepten des stationären Handels gesucht. Die Fachjury unter Vorsitz von Wolf Maser, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses für Handel und Dienstleistung, bewertete u. a. Aspekte wie attraktives Ladengeschäft, kreatives Multichannel-Marketing, intensive Social Media-Kommunikation sowie andere innovative Formen der Kundengewinnung und Kundenansprache. Die diesjährigen Preisträger sind laut Maser gute Beispiele, wie vielfältig der stationäre Handel mittlerweile aufgestellt sei. Nach wie vor seien die Kunden sehr interessiert an spezialisierten Fachhändlern mit hoher Kompetenz auf ihrem Gebiet.

Maser erinnerte bei der Preisverleihung an die Rolle der Verbraucher als eine Art „Schiedsrichter des Marktes“: „Sie gestalten mit ihrem konkreten Einkaufsverhalten, wie sich die Handelslandschaft um die Ecke entwickelt.“ So sei in den 1970er und 1980er Jahren immer wieder der Erhalt der Tante-Emma-Läden als Nahversorger gefordert worden, aber zu wenige hätten dort eingekauft. Vergleichbar sei dies heute mit der Forderung, den stationären Einzelhandel zu sichern, obgleich viele doch lieber in den Online-Shops der Marktriesen bestellten.

Blond! Made in Nürnberg: Inhaberin Kerstin Brkasic-Bauer praktiziert nach dem Urteil der Jury eine sehr geschickte Kommunikation über Social Media und habe auf diese Weise ein großes Netzwerk aufgebaut: Die täglichen Informationen über Facebook und Instagram wirkten sehr authentisch und sorgten für eine direkte Kundenkommunikation. Im Dialog mit den Kunden und deren Kindern werde das Geschäftskonzept stetig weiterentwickelt, um auch in der Zukunft gut aufgestellt zu sein. Das 2011 gegründete Unternehmen fertigt heute mit 15 Mitarbeitern Mode mit den Schwerpunkten Baby- und Kinderbekleidung. Im Schneideratelier können die Kunden den Mitarbeitern bei der täglichen Arbeit über die Schulter sehen. Großen Wert legt Brkasic-Bauer, die 2016 bereits mit dem IHK-Gründerpreis ausgezeichnet worden war, auf Nachhaltigkeit. Eine wichtige Produktlinie ist deshalb die selbstentwickelte „Mitwachsmode“ für Babys und Kinder. Hosen können z. B. zunächst als Pump-, dann als Dreiviertelhose und schließlich als Shorts getragen werden. Die Produkte werden im Laden in der Vorderen Ledergasse und auch auf über 30 Märkten und Messen in ganz Deutschland verkauft.

Für Brkasic-Bauer ist der „direkte Kundenkontakt im Laden und auf Märkten toll“. Über den Internet-Shop werden bisher nur drei Prozent des Geschäfts abgewickelt, rund zwei Drittel des Umsatzes werden über den Laden generiert, der Rest auf Märkten.

Marktschwärmer, Erlangen: Die Nina Knode und Kristin Kreitlein GbR in Erlangen gehört zum deutschlandweiten Marktschwärmer-Netzwerk. Einmal wöchentlich veranstalten die Inhaberinnen am Erlanger E-Werk einen Wochenmarkt, der über die Online-Plattform „Marktschwärmer“ organisiert wird. Vor dem Markttag bestellen Kunden ihre Lebensmittel online aus dem Angebot regionaler Produzenten und holen sie dann ab. Bei dieser Gelegenheit können sie sich mit den Erzeugern persönlich über Produkte, Herstellung oder Rezeptideen austauschen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Kunden müssen die Hofläden der Landwirte nicht mehr einzeln anfahren. Die Erzeuger können die Warenmenge für den Markttag besser einschätzen, sparen Zeit und Transportkosten und erzielen anders als beim Zwischenhandel eine höhere Marge. Die Jury würdigte das Konzept, das Hofladen, Wochenmarkt und Online-Shop zusammenführt. Es könne mit seiner Verbindung von Online-Portal und stationärem Handel auch Vorbildcharakter für andere Warengruppen und Produzenten haben.

Marktschwärmerin Nina Knode schätzt insbesondere den direkten Kontakt zwischen Kunde und Händler, der durch das Portal ermöglicht wird. „Der Lebensmittelkauf ist eigentlich so wie im Supermarkt, bloß direkt vom Bauern.“ Zudem gebe es auch selteneres, frisches Gemüse aus der Region wie z. B. frischen Ingwer, Schwarzwurzel und unterschiedliche Salate, die oft erst direkt vor dem Markttag geerntet werden. Gerade die Regionalität und die Transparenz überzeugten die Kunden. Mittlerweile seien auch die Anbieter vom Konzept überzeugt, weitere Bauern möchten mitmachen.

Sisters – Style Your Fashion oHG, Bad Windsheim: Das Modegeschäft hat es laut Jury geschafft, auch durch umfangreiche Social Media-Aktivitäten und regelmäßige Postings (z. B. „Outfit of the day“) zu Mode-Influencern im ländlichen Raum zu werden. Die Inhaberinnen Karin Klar und Doris Rupprecht haben mit ihrer Damen- und Herrenmode für 16- bis 80-Jährige eine große Community aufgebaut. Für hohe Kundenfrequenz sorgen hauseigene Modeschauen, ergänzende Veranstaltungen oder auch das „Event-Shopping“, bei dem Gruppen auch außerhalb der normalen Geschäftszeiten ein besonderes Einkaufserlebnis bekommen.

Ihren Erfolg sieht Klar in dem eigenen Profil als Fachhändler. Statt modischen Mainstream wolle man mit individuellen Marken ein vielfältiges Angebot schaffen. Fachkundige Bedienung, ehrliche Beratung und persönlicher Kontakt seien wichtige Erfolgsrezepte. Man gehe durch die verschiedenen Kommunikationskanäle aktiv auf die Kunden zu. Damit scheinen Klar und Rupprecht den Geschmack ihrer Kunden zu treffen: „In den letzten sieben Jahren gab es hier keine Flaute.“

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2019, Seite 24

 
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