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IHK-Konjunkturklima

Wirtschaft unter Druck

Druck Hochdruck Maschine © scanrail/GettyImages.de

Corona-Ausfälle, Preissteigerungen und gestörte Lieferketten bremsen das Wachstum der mittelfränkischen Wirtschaft.

Die konjunkturelle Erholung der mittelfränkischen Wirtschaft hat im letzten Quartal 2021 an Fahrt verloren. Gastgewerbe, Handel und verbrauchernahe Dienstleistungen leiden erneut unter wieder anziehenden Corona-Restriktionen. Gestörte Lieferketten behindern die industrielle Wertschöpfung und die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise belasten Unternehmen aller Branchen. Trotzdem ist die Situation laut IHK-Konjunkturumfrage im Vergleich zum Vorjahr etwas entschärft. Der IHK-Konjunkturklimaindex liegt zu Jahresbeginn 2022 mit 109,4 Punkten zwar um acht Punkte unter dem Stand vom vergangenen Herbst, aber immerhin um fast 25 Punkte höher als vor einem Jahr.

Die Urteile der mittelfränkischen Unternehmen zur Geschäftslage haben sich zum Jahresanfang eingetrübt. Besonders deutlich fällt der Rückgang in verbrauchernahen Wirtschaftszweigen aus, allen voran in Hotellerie und Gastronomie. Grund hierfür sind die Corona-Restriktionen, die die Erlöse sinken ließen.

Problem Energie- und Rohstoffpreise

Zusätzlich belastend wirkten über alle Branchen hinweg Lieferengpässe, die sowohl die Produktion behinderten als auch die Preise von Rohstoffen und Vorleistungen steigen ließen. Vor allem die sehr deutlichen Preissteigerungen bei Energie und Kraftstoffen geben Anlass zur Sorge, weil sie in allen Branchen Kosten treiben und die Kaufkraft beeinträchtigen. Als erhebliches Hemmnis für ihr Geschäft schätzen daher 47 Prozent der Befragten die starken Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren ein, weitere 29 Prozent sehen ihre Lage davon als teilweise beeinträchtigt. So verwundert es nicht, dass mittlerweile 62 Prozent der mittelfränkischen Unternehmen gestiegene Energie- und Rohstoffpreise als Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung ansehen. Dieser Anteil hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt und liegt nur noch knapp hinter dem am häufigsten genannten Thema des Fachkräftemangels (66 Prozent der Befragten).

Ein positiver Aspekt der IHK-Konjunkturumfrage ist, dass die Unternehmen über alle Branchen hinweg mehrheitlich optimistisch in die nächsten Monate blicken. Deshalb weiten sie auch ihre Investitions- und Beschäftigungspläne aus. „Dass die Stimmung in der mittelfränkischen Wirtschaft angesichts der aktuellen Belastungen weiter positiv ist, spricht für die Durchhaltefähigkeit unserer Betriebe“, sagte IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann. „Damit diese positiven Erwartungen auch tatsächlich eintreten, brauchen wir eine verlässliche, realistische Corona-Politik. Deshalb sollten Einschränkungen nur auf valider Datenlage zu Krankenhausbelastung und Pandemiegeschehen basieren, damit unnötige Restriktionen vermieden werden, die das Wirtschaftsgeschehen bremsen.“

Preise dürften weiter steigen

Grund für die Zuversicht ist in vielen Branchen der Blick auf die Umsatzentwicklung im abgelaufenen Jahr. Außerdem rechnen die Betriebe damit, im neuen Jahr die gestiegenen Preise von Produktionsfaktoren und Vorleistungen an die Abnehmer weitergeben zu können. So kalkulieren 71 Prozent aller Befragten mit steigenden Preisen, in der Industrie und im Handel sind es sogar über 80 Prozent. Die meisten Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes, der Bauwirtschaft, des Großhandels und der unternehmensnahen Dienstleistungen wollen ihre Kapazitäten erweitern, weil sie von einer weiteren kräftigen Nachfrage ausgehen. Sie planen mit höheren Investitionsbudgets und wachsenden Belegschaften. Anders sieht das Bild im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im stationären Einzelhandel aus: Hier zwingen schwächere Nachfrage und freie Kapazitäten die Unternehmen zu einem vorsichtigen Kurs.

Zu Jahresbeginn 2022 entsteht ein konjunkturelles Gesamtbild, in dem sich die Fortsetzung der Erholung aus der Corona-Krise zwar weiter abzeichnet, auf dem Weg nach oben aber einige Stolpersteinen liegen. Vor allem die weitere Preis- und Kostenentwicklung, speziell für Rohstoffe und Energie, spielt eine große Rolle. „Steuern und Abgaben machen rund die Hälfte des Strompreises in Deutschland aus“, mahnt IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann und schlägt vor: „Durch eine Senkung der Stromsteuer und einen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Energieprodukte könnten wir sehr rasch eine Stabilisierung des Preisniveaus erreichen, den Kostendruck auf Unternehmen verringern und die Kaufkraft stärken.“

Entwicklung nach Branchen

Die mittelfränkische Industrie präsentiert sich – im Vergleich zum Jahresbeginn 2021 – weiterhin in deutlich verbesserter Form, jedoch ist diese Erholung ins Stocken geraten. Die schon im Herbst geäußerte Erwartung, dass sich die Geschäftslage eintrüben dürfte, hat sich bewahrheitet. Immerhin weitet die Industrie ihre Investitions- und Beschäftigungspläne leicht aus und übertrifft damit die Werte aus dem Jahr 2021. Und auch die Auftragslage ist weiterhin stabil. Deutlich auf die Stimmung drücken allerdings die Probleme bei den Lieferketten und die steigenden Rohstoffpreise.

Nachdem im letzten Jahr eine enorme Diskrepanz zwischen sehr positiver Geschäftslage und pessimistischen Erwartungen herrschte, hat sich die aktuelle Lage in der Baubranche wieder leicht verbessert. Und die Erwartungen für die kommenden Monate gehen steil nach oben. Die Folge: Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise sowie der Fachkräftemangel können dem Optimismus im Baugewerbe nichts anhaben. Mit einem IHK-Konjunkturklimaindex von 142 Punkten setzt sich die Bauwirtschaft unter allen Branchen an Platz 1 in Mittelfranken.

Der Handel berichtet von einem klaren Rückschlag, gekennzeichnet durch eine sinkende Geschäftslage und abfallende Erwartungen. Auch die Investitions- und Beschäftigungspläne, die im Herbst noch nach oben zeigten, sind wieder deutlich rückläufig. Mehrere Faktoren treffen den Einzelhandel hart und schlagen weiter auf die Stimmung: sinkende Nachfrage, auch bedingt durch Corona-Restriktionen, sowie starke Preissteigerungen, Material- und Rohstoffknappheit, stockende Lieferketten und Fachkräftemangel. Der Großhandel und die Handelsvermittlung sehen sich mit denselben Entwicklungen konfrontiert, jedoch sind Lage und Erwartungen dort besser als im Einzelhandel.

Auch bei den verbrauchernahen Dienstleistungen zeigt sich ein saisonaler Einbruch, der durch die Corona-Restriktionen verschärft wird. Gast- und Reisegewerbe sind davon naturgemäß mit am stärksten betroffen. Die Geschäftslage stürzt um 30 Punkte ab und nähert sich damit dem schlechten Wert in den ersten Monaten 2021. Immerhin äußern die Unternehmen die Erwartung, einer zeitnahen Verbesserung der Geschäfte, was sich auch dadurch ausdrückt, dass in den nächsten Monaten mehr Investitionen geplant sind und auch beim Personal nicht mehr so knapp kalkulieren wie bisher. Besonders im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Tourismus sind zwar die Geschäfte aktuell eingebrochen, dennoch herrscht mit Blick auf die kommenden Monate vorsichtiger Optimismus.

In den unternehmensnahen Dienstleistungen hat sich das Konjunkturklima weiter verbessert. Die Geschäftslage hat sich dank konstanter Umsätze nur minimal verschlechtert, es wird mit großem Optimismus in die Zukunft geblickt. Beratende Dienstleister tragen weiterhin besonders zur anhaltend positiven Entwicklung bei. Investitionen und erwartete Beschäftigtenzahlen bleiben stabil mit leicht steigender Tendenz.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2022, Seite 22

 
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