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Editorial

Mangel

Die Wirtschaft ist in der öffentlichen Debatte um mehr Klimaschutz häufig der Buhmann – zu Unrecht. Eine IHK-Umfrage unter mittelfränkischen Unternehmen hat gezeigt: Für 82 Prozent der Betriebe hat Klimaschutz eine hohe oder sehr hohe Bedeutung.

Dabei geht es neben der Anstrengung für den Klimaschutz auch um betriebswirtschaftliche Aspekte: Energieverbrauch kostet viel Geld, und Kapitalgeber investieren heutzutage in nachhaltige Unternehmen.

Oft wird übersehen, dass vor allem größere Unternehmen, die schon lange nachhaltig unterwegs sind, in Sachen Energieeffizienz keine riesigen Sprünge mehr machen können. Sie haben energetisch schon alles aus ihren Prozessen und Produktionsstätten herausgeholt.

Und die Umstellung auf erneuerbare Energien stellt sich mancher auch einfacher vor, als sie ist.

Probleme gibt es auf allen drei Ebenen: beim Erzeugen, beim Einspeisen und beim Verteilen. Auch wenn wir auf der ersten Ebene schnellere Genehmigungsverfahren hätten, würden immer noch beim Einspeisen und beim Verteilen der Energie enorme Kapazitäten fehlen. Wir brauchen Leitungen, Speicher und belastbare Verteilnetze. Sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verwaltungsseite brauchen wir dafür Fachkräfte: Anträge müssen gestellt (und bearbeitet!), Anlagen müssen montiert, Leitungen verlegt werden. Auf allen Ebenen herrscht aber ein großer Mangel.

Viele Herausforderungen angesichts einer bedrohlichen Situation, in der Gas nicht nur teuer, sondern vielleicht gar nicht mehr verfügbar ist. Bei diesem Worst-Case-Szenario droht das Aus für viele Betriebe. Eine schwere Rezession und Arbeitslosigkeit für viele Menschen wären die Folge. Die Frage ist nicht mehr, ob eine Krise kommt, sondern wie groß sie wird. Die kommenden Monate und – so ist es zu befürchten – Jahre werden eine gemeinsame, mühsame Kraftanstrengung für die freien Länder in Westeuropa.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2022, Seite 3

 
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