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Künstliche Intelligenz

Mehr Kontakte anbahnen

Illu_Messe_KI_WiM-12-2023 © Anton Atzenhofer

Messen effizienter planen und Zielgruppen genauer ansprechen: Was kann die KI bereits leisten?

Wie lässt sich Künstliche Intelligenz (KI) in der Praxis anwenden? Diese Diskussion hat im vergangenen Jahr nicht zuletzt wegen des Hypes um ChatGPT Fahrt aufgenommen. Das gilt auch für die Messewirtschaft, in der bereits mit einer Reihe von Anwendungen experimentiert wird. Nach ersten Erkenntnissen könnten auch dort zahlreiche Aufgaben beispielsweise bei der Messeorganisation automatisiert und damit effizienter und kostengünstiger als bisher erledigt werden. Auch neue Formen der Kommunikation und Interaktion mit den Messebesuchern zeichnen sich ab.

KI-Technologien haben das Potenzial, die Ansprache der Zielgruppen deutlich zu verbessern: Im Vorfeld von Messen lassen sich allgemein verfügbare Daten über die Zielgruppen sammeln und analysieren. Basierend auf dieser „Vorqualifikation“ der Zielgruppen und der möglichen Besucherinnen und Besucher ermittelt die KI, welche besonderen Interessen und Wünsche diese haben dürften. So kann man den Messeauftritt noch genauer auf die Zielgruppen abstimmen. Das bringt die Verantwortlichen beispielsweise bei der Konzeption des Messestands weiter und hilft u. a. bei der Beantwortung dieser Fragen: Welche Produkte bzw. Dienstleistungen sollten am Stand präsentiert oder besonders hervorgehoben werden? Wie leitet man die Besucher am besten über den Stand (sogenannte „Visitor Journey“)?

KI visualisiert den Messestand

Weil KI-Systeme schon heute Texte, Bilder, Präsentationen und sogar Videos erstellen können, lassen sie sich auch für die Gestaltung des Messestands nutzen. Es liegt deshalb nahe, KI schon in der Konzeptionsphase einer Messe einzusetzen – beispielsweise, um eine erste Idee für den Messestand zu entwickeln. Man kann das System mit Vorgaben und Parametern „füttern“ (z. B. Standgrundriss, verfügbare Standfläche, Wahl zwischen Systemstand oder Designstand, Anzahl der Besprechungsräume und Sitzplätze, Farben des Corporate Designs des Ausstellers), um sich mögliche Messestände mit der KI visualisieren lassen. Diese Grafiken dienen dann als Grundlage für die Feinkonzeption des Standes und für gestalterische Detailfragen.

KI-gestützte Software-Lösungen sind auch bei der Logistik für einen Messeauftritt hilfreich: Sie stellen sicher, dass Mitarbeiter und Materialien pünktlich am Veranstaltungsort eintreffen oder dass die Transportkapazitäten und die Routen optimal geplant werden. Nützlich ist dies besonders für wiederkehrende Veranstaltungen: Mittels Machine Learning lassen sich Lieferketten optimieren, denn die Systeme „lernen“ aus früheren Veranstaltungen und optimieren die Logistik damit immer weiter.

Chatbots unterstützen die Kommunikation

Weiterhelfen kann Künstliche Intelligenz darüber hinaus bei der Ausarbeitung der Inhalte und Angebote, die auf dem Stand gezeigt werden sollen: Die eingangs beschriebene Analyse der Zielgruppen kann man nutzen, um die Ansprache persönlicher und zielgerichteter zu gestalten. Damit gewinnt man die Aufmerksamkeit der Besucher. Zusätzlich beantworten am Messestand eingesetzte Chatbots rund um die Uhr Fragen, stellen Informationen bereit und erfassen Informationen über die Kundenkontakte (sogenannte „Leads“).

Zu den virtuellen Charakteren gesellen sich am Messestand in Zukunft vielleicht auch KI-gesteuerte Roboter, die einfache Aufgaben ausführen: Sie könnten beispielsweise die Besucher begrüßen, Werbematerialien verteilen oder bei der Echtzeit-Übersetzung von Gesprächen helfen, um die Kommunikation mit Gästen aus verschiedenen Ländern zu erleichtern. Dies ist besonders interessant für Unternehmen, die an internationalen Messen teilnehmen, bei denen mehrere Sprachen gesprochen werden.

In Summe entlasten die digitalen Helfer also das Standpersonal und steigern die Effizienz. Eines sollte aber trotz aller Begeisterung für Chatbots & Co nicht vergessen werden: Sie müssen stets in enger „Zusammenarbeit“ mit echten Menschen am Messestand auftreten. Denn nur reale Personen besitzen Empathie, emotionale Intelligenz und die Fähigkeit zur persönlichen Interaktion, die für viele Besucher den entscheidenden Unterschied zu digitalen Veranstaltungen und Plattformen ausmachen. Nur Menschen sind soziale Wesen, die ein verbindendes Gefühl herstellen und ein persönliches Vertrauensverhältnis aufbauen können. All dies liegt nicht in der „Natur“ von Robotern und KI-Systemen.

Datenauswertung für hybride Erlebnisse

Die KI erleichtert nicht nur die Datenanalyse im Vorfeld einer Messe, sondern auch nach deren Ende. Die Interessen und Wünsche, die die Kunden auf der Messe geäußert haben, sowie weitere Informationen, die aus den Kundenkontakten hervorgehen, lassen sich mit KI schnell aufbereiten. So können die Messemacher den Erfolg ihrer Bemühungen gut einschätzen und die Erkenntnisse dienen als wertvolle Grundlage für die Planung künftiger Veranstaltungen.

KI-Systeme ermöglichen also eine sehr personalisierte Kundenansprache und sorgen auf diese Weise für eine stärkere Kundenbindung – auch zwischen den eigentlichen Messen. Die Muster und Trends, die aus den Daten ablesbar sind, ermöglichen es den Ausstellern, den Kunden vor und nach dem Messebesuch individuell relevante Informationen, Workshops oder andere virtuelle Erlebnisse anzubieten. Sie können beispielsweise zu themenspezifischen, geschlossenen Gruppen („Closed Rooms“) eingeladen werden, in denen sie branchenrelevante Themen diskutieren, Produktentwicklungen begleiten und dabei ihre Perspektive einfließen lassen. Die Kunden stehen auf diese Weise im direkten Austausch mit dem Unternehmen, können Lösungen aktiv mitgestalten und fühlen sich wertgeschätzt. Damit schließt sich der Kreis, denn nach der Messe ist vor der Messe: Mit hybriden Erlebnissen – also einer guten Mischung aus Messe, anderen Präsenzveranstaltungen und digitalen Plattformen – gelingt es am besten, die Messebesucher an sich zu binden. So wird die Messe nicht nur zu einem kurzfristigen Ereignis, sondern zu einem nachhaltigen Instrument für den Unternehmenserfolg.

Für Unternehmen, die sich an innovative KI-Lösungen heranwagen, eröffnen sich neue Möglichkeiten, um mit Kunden in Kontakt zu kommen und diese auch zwischen den Messezeiten langfristig an sich zu binden. KI im Messewesen kann damit weit mehr sein als nur eine technische Spielerei. Sie eröffnet neue Dimensionen in Bezug auf Reichweite, Effektivität und Kundenbindung und hat das Potenzial, die Messewirtschaft nachhaltig zu verändern.

Autor/in: 

Simone Schiebold ist Geschäftsführende Gesellschafterin der Kommunikationsagentur für Zukunftsthemen Flad & Flad in Heroldsberg (www.flad.de, welcome@flad.de).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2023, Seite 32

 
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