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Goldener Herbst

Das mittelfränkische Geschäftsklima überschreitet den Gipfel: Die Geschäftslage ist auf einem 15-Jahres-Hoch, die Erwartungen haben sich aber leicht eingetrübt.

Die mittelfränkische Wirtschaft beurteilt ihre Geschäftslage im Herbst 2006 so gut wie schon seit 15 Jahren nicht mehr. Auch die Geschäftsaussichten werden mehrheitlich positiv gesehen, jedoch ist der Anteil der Optimisten gegenüber dem Sommer und dem Zehn-Jahres-Erwartungshoch im Frühjahr 2006 inzwischen gesunken. Somit liegt das Geschäftsklima am konjunkturellen Gipfel.

Grafik Ergebnisse der Umfragen 1996 bis 2006

Boomende Nachfrage
Anhaltend starke Auftragseingänge aus dem Ausland und eine gestiegene Inlandsnachfrage speziell nach Investitionsgütern sorgen für gut ausgelastete Kapazitäten der Industrie und volle Auftragsbücher auch im Groß- und Außenhandel sowie bei unternehmensnahen Dienstleistern. Die Nachfrage der Verbraucher hält auch im Herbst 2006 das Niveau des Sommers, der vom Sondereffekt Fußball-WM gezeichnet war. Dabei spielen Vorzieheffekte vor der Mehrwertsteuererhöhung eine wichtige Rolle, zumal sich die gestiegene Nachfrage nicht allein auf Konsumgüter und Dienstleistungen richtet: Der merklich anziehende Wohnungsbau führt zu einem Aufschwung in der Bauwirtschaft, der nach zehnjähriger Konsolidierung nun für eine gute Auslastung der verbliebenen Kapazitäten sorgt. Auch für den Einzelhandel ist 2006 nach langjähriger Kaufzurückhaltung und Stagnation erstmals wieder ein Jahr mit nennenswerten Umsatzzuwächsen.

Gerade in Bau und Handel befinden sich aber bereits die Skeptiker in der Mehrheit, die nicht mit einem fortgesetzten Aufschwung über den Jahreswechsel hinaus rechnen. Zuversichtlicher zeigen sich die Industriebetriebe sowie die Anbieter von Dienstleistungen für Unternehmen und für Private. So herrscht in der Industrie weiterhin ein positives Investitionsklima, in den Dienstleistungen führen ausgelastete Kapazitäten eher zu vermehrter Bereitschaft zu Neueinstellungen.

Die mittelfränkischen Unternehmen erleben einen konjunkturellen Boom wie seit 15 Jahren nicht mehr. Im Herbst 2006 berichten 43 Prozent der Befragten von einer „guten“ und 47 Prozent von einer „befriedigenden“ Geschäftslage, zehn Prozent beurteilen sie als „schlecht“. Im Vergleich zur IHK-Umfrage vor genau einem Jahr stieg der Saldo aus gut- und schlecht-Urteilen um 32, im Vergleich zum Jahresbeginn immerhin noch um 20 Prozentpunkte.

Für die kommenden Monate rechnet nur noch jeder vierte Befragte mit einer weiteren Verbesserung, 13 Prozent befürchten einen Rückschlag für ihre Geschäfte. Seit dem im Frühjahr 2006 erreichten Zehn-Jahres-Hoch verringerte sich der Saldo der Geschäftserwartungen um 16 Prozentpunkte. Obwohl die Konjunktur-Optimisten noch in der Mehrheit sind, deutet der Rückgang auf schwieriger werdende Geschäfte im nächsten Jahr hin.

Seit Herbst 2005 stehen alle Zeichen klar auf Aufschwung. Nach einem Jahr mit starker Auftragslage und guter Kapazitätsauslastung werden mögliche wirtschaftliche Risiken nun stärker beachtet. Hier steht der Kaufkraftentzug aus der geplanten Mehrwertsteuererhöhung für die Konsumnachfrage Anfang 2007 im Mittelpunkt der Sorgen insbesondere des Handels und der Dienstleistungen für Private. Ob etwa die wachsenden Einkommen bei zunehmender Beschäftigung in Deutschland oder vielleicht sogar sinkende Rohstoffpreise den Entzug kompensieren und die derzeitige Kauflust aufrecht erhalten können, muss sich in den kommenden Monaten erweisen. So wird sich bis Anfang 2007 anhand der Entwicklung der Inlandsnachfrage entscheiden, ob schon wieder ein Abschwung eingeleitet wird oder ob sich nach einer nur kurzen Phase der Abkühlung die Voraussetzungen für ein neuerliches Aufleben des Aufschwungs und damit für weiteres Wachstum und eine Fortsetzung der Beschäftigungszuwächse rasch wieder bessern.

So wird sich bis Anfang 2007 anhand der Entwicklung der Inlandsnachfrage entscheiden, ob schon wieder ein Abschwung eingeleitet wird oder ob sich nach einer nur kurzen Phase der Abkühlung die Voraussetzungen für ein neuerliches Aufleben des Aufschwungs und damit für weiteres Wachstum und eine Fortsetzung der Beschäftigungszuwächse rasch wieder bessern.

Zuversicht bei Investitionen und Beschäftigung
Die Investitionspläne der mittelfränkischen Unternehmen spiegeln die Geschäftserwartungen und entwickeln sich damit ebenso auseinander. Insgesamt ergibt sich damit wie bei den Erwartungen auch bei den Investitionsplänen das Bild eines Rückgangs gegenüber den Salden des Sommers und des Frühjahres – immerhin aber bleibt der Saldo im positiven Bereich. So steht zu erwarten, dass die Investitionstätigkeit weiter zunimmt, jedoch mit geringerer Wachstumsrate. Da Investitionen aufgrund ihres Kapazitätseffekts immer auch die Richtung für die künftige wirtschaftliche Entwicklung vorgeben, darf die mittelfränkische Wirtschaft auf eine „sanfte Landung“ der Konjunktur 2007 hoffen. Speziell die Industriekonjunktur, die in Mittelfranken seit jeher stark von der Auslandskonjunktur beeinflusst wird, rechtfertigt weitere Investitionen in höhere Kapazitäten sowie in innovative Produkte und Verfahren.

Die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Unternehmen entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen. In der Industrie lässt selbst in Zeiten des Booms der internationale Kostendruck keine Personalmehrung zu, immerhin ist für die kommenden Monate kein weiterer Abbau der Industriebeschäftigten zu erwarten. Während Bauwirtschaft und Handel mit geringeren Belegschaften auf die zu erwartenden Nachfragerückgänge reagieren müssen, können die Anbieter von Dienstleistungen zusätzliches Personal einstellen. Hierin gründet auch die Hoffnung, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt saisonbereinigt über das Winterhalbjahr hinweg weiter entspannt – die Dienstleistungen müssen ihre Rolle als „Jobmotor“ wieder einmal bestätigen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2006, Seite 16

 
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