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KarstadtQuelle

Das Warenhaus als Spiegel der Zeit

Mit einem bunten Programm, das Gewinnspiele, Ausstellungen, Modeschauen und zahlreiche weitere Aktionen umfasst, feiert Karstadt mit seinen Nürnberger Häusern an der Lorenzkirche und in Langwasser 125-jähriges Firmenjubiläum. Mit dem siebten Platz bei den Umsätzen spielt das Warenhaus in der Nürnberger Innenstadt in der oberen Liga der 90 Konzernfilialen. 650 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, in Langwasser weitere 160.

Als 1978 das Richtfest und noch im gleichen Jahr die Eröffnung des Karstadt-Hauses an der Lorenzkirche gefeiert wurde, konnte der Konzern bereits auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken: Mit einem damals bahnbrechenden Firmenkonzept legte Rudolph Karstadt 1881 in Wismar den Grundstein für sein erstes eigenes Geschäft: Mit niedrigen, aber festen Preisen sowie Barzahlung brach er mit der Praxis des damals üblichen Handelns und „Anschreibens“. Er schaffte sich damit Spielraum für Kalkulation und Liquidität beim Einkauf, um den er sich höchstpersönlich kümmerte. Bereits zum 25-jährigen Jubiläum betrieb er 24 Filialen, 1912 eröffnete er in Hamburg das damals erste Groß-Warenhaus in Norddeutschland auf 10 000 Quadratmetern Verkaufsfläche.

Der Erste Weltkrieg bremste die Erfolgsentwicklung. „Die Lieferanten hatten einfach nichts zu liefern“, sagte Karstadt später über diese Zeit. Zwischen den Weltkriegen knüpfte Karstadt Kontakte mit dem Unternehmer Theodor Althoff, der einen ähnlichen Werdegang wie Karstadt hatte. Schließlich wurden beide Unternehmen in der Rudolph Karstadt KG zusammengeführt und später in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg warfen das Unternehmen, dessen Gründer 1944 in Schwerin starb, naturgemäß zurück. 1945 waren zwei Drittel der Filialen entweder enteignet, vollständig zerstört, ausgebrannt oder beschädigt.

Mit Beginn des Wiederaufbaus expandierte die Aktiengesellschaft wieder stark. Im Jahr des 75-jährigen Firmenjubiläums wurde erstmals die Umsatzmilliarde überschritten. Diversifikation und Spezifizierung standen im Vordergrund, der Konzern wuchs zunehmend. Im Zuge dessen wurde 1969 die erste Nürnberger Filiale in Langwasser eröffnet, knapp zehn Jahre später das Innenstadt-Kaufhaus. Der Einstieg ins Touristikgeschäft zusammen mit dem Versandhaus Quelle Gustav Schickedanz KG und das Engagement in Möbel-, Teppich- und Sporthäusern dominierten die 70er Jahre. Nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb die Karstadt AG die GmbH-Anteile von sieben „Centrum“-Warenhäusern und führte das Stammhaus in Wismar ins Unternehmen zurück. Im Laufe der Zeit wurden mit der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH das KaDeWe, WOM und Wehmeyer aufgenommen.

1999 fusionierten das Versandhandelsunternehmen Quelle und Karstadt zur KarstadtQuelle AG, nach eigenen Angaben zu Europas größtem Waren- und Versandhandelskonzern. Joint Ventures mit der Kaffeehauskette Starbucks, Gründung der Karstadt Hypothekenbank und Bündelung der Bankgeschäfte für Privatkunden in der KarstadtQuelle Bank waren Aktivitäten im Jahr 2001. Drei Jahre später wurde jedoch eine nach Unternehmensaussage „tief greifende finanzielle Sanierung“ notwendig. Seit Mai 2005 lenkt Dr. Thomas Middelhoff als Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle AG die Geschicke des Konzerns. Durch Immobilienverkäufe, Verkauf und Zurückmietung der Warenhäuser (so genanntes Sale-and-lease-back) und Konzentration auf Kernkompetenzen sei jetzt eine komplette Entschuldung des KarstadtQuelle-Konzerns erreicht worden. Inzwischen habe das Unternehmen die Restrukturierung geschafft, glaubt auch der Nürnberger Filial-Geschäftsführer Olaf Kather.

Heute setzt die Karstadt Warenhaus GmbH, eine hundertprozentige Tochter der KarstadtQuelle AG, jährlich 4,7 Mrd. Euro um, beschäftigt rund 33 500 Mitarbeiter und betreibt 90 Niederlassungen sowie 32 Sporthäuser, die täglich von 2,5 Mio. Kunden besucht werden. Noch bis Dezember dauern die Jubiläumsfeierlichkeiten in den Karstadt-Häusern.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2006, Seite 70

 
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