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Siegel für die Sicherheit

Die beiden wesentlichen Geschäftsmodelle im Internet sind das B2C-Geschäft (business to customer) zwischen Privatpersonen und Online-Shops sowie das B2B-Geschäft (business to business) zwischen Unternehmen.

Beiden Geschäftsmodellen ist gemeinsam, dass sich Geschäftspartner relativ anonym gegenüberstehen und ein Einblick in die Geschäftspraktiken der Geschäftspartner kaum gegeben ist.

Die Abwicklung von B2C-Geschäften im Internet verläuft bislang nicht so zuverlässig, wie dies von den Verbrauchern erwartet wird. Unabhängige Untersuchungen zeigten, dass bei einer Vielzahl von getesteten Online Shops deutliche Defizite in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz vorlagen.

Um den Verbraucher zu schützen, entstanden verschiedene Gütesiegel für Internet-Seiten. Derzeit gibt es allein auf dem deutschen Markt ca. 25 Anbieter derartiger Zertifizierungen. Die Aussage der einzelnen Siegel reicht von der Garantie der Einhaltung einzelner festgelegter Kriterien bis zur Geld-zurück-Garantie für den Käufer. Einheitliche Lösungen und einen definierten Mindeststandard gibt es derzeit nicht. Teilweise beruhen Siegel sogar zu wesentlichen Teilen auf Selbstauskünften der „geprüften“ Online-Shops und können dadurch natürlich billiger angeboten werden. Die Vielzahl der Siegel und die unterschiedlichen Aussagen verwirren allerdings die Verbraucher. Marktführer sind die Siegel „geprüfter Online-Shop“, (ca. 60 Stück, 500 DM p.a.) und „Trusted Shops“ , (ca. 140 Vergaben, 1 000 bis 2 000 DM). Beide Zertifizierungen betreffen ausschließlich das B2C-Geschäft. Vier verschiedene TÜV-Stellen beleben mit verschiedenen Siegeln den Markt, decken allerdings einen breiteren Bereich ab. Die Kosten für die verschiedenen TÜV-Siegel bewegen sich je nach Art und Aufwand im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Dies erscheint für eine relativ aufwendige Prüfung als notwendig.

Zusammenfassend lässt sich die Kritik an der bisherigen Situation wie folgt darstellen:

  • Die derzeitigen Gütesiegel weisen keine einheitlichen Mindeststandards auf.
  • Die Gütesiegel betreffen sehr häufig nur das B2C- Geschäft.
  • Es bestehen keine weltweiten Siegel zur Abdeckung von internationalem Geschäft.
  • Es gibt international keine unabhängige Dachgesellschaft, welche Standards festlegt und die Einhaltung dieser Standards sicherstellt.

Aus Sicht der Internet-Anbieter und deren Kunden erscheint es deshalb wünschenswert, dass eine unabhängige Organisation ein verlässliches Gütesiegel vergibt. Diese Organisation müsste weltweit mit einheitlichen Standards vertreten sein, die erforderliche Reputation in Prüfungen und Prüfverfahren haben und in der Lage sein, notwendige und strenge Qualitätsstandards international durchzusetzen.

Das amerikanische Institut der Wirtschaftsprüfer AICPA erfüllt in Zusammenarbeit mit den nationalen Wirtschaftsprüferverbänden (in Deutschland das Institut der Wirtschaftsprüfer IdW) diese Anforderungen und hat das Webtrust-Siegel auf den Markt gebracht. Die Ausstattung einer Web-Seite mit diesem Siegel (hinter dem Siegel verbirgt sich ein Link auf den Prüfungsbericht) zeigt, dass sich das anbietende Unternehmen einer Prüfung nach einem weltweit einheitlichen Standard unterzogen hat. Bei dieser Prüfung wird das Unternehmen von Wirtschaftsprüfern und IT-Spezialisten darauf hin untersucht, ob die Prozessabläufe im Unternehmen die Einhaltung vorgegebener Kriterien garantieren. Die Durchführung der Prüfung unterliegt den gleichen Qualitätssicherungsanforderungen wie die Vergabe von Bestätigungsvermerken durch Wirtschaftsprüfer. Anforderungsstandards und Prüfungsqualität sind dadurch weltweit standardisiert.

Das Webtrust-Siegel ist hinsichtlich der Prüfkriterien modular aufgebaut, so dass ein Unternehmen verschiedene Kriterien (Verfügbarkeit, Datenschutz, Datensicherheit etc.) auswählen kann, deren Einhaltung bestätigt werden soll. Hierdurch eignet sich das Webtrust-Siegel auch hervorragend für das B2B-Geschäft. Ein Internet-Anbieter, der potenziellen Geschäftspartnern bislang einzeln die notwendigen Informationen oder Bestätigungen zur Verfügung stellen musste, kann über eine Zertifizierung dann allen Geschäftspartnern die individuell gewünschten Bestätigungen geben. Die Prüfungskosten sind aufgrund ähnlicher Intensität der Prüfung eher mit denen der TÜV-Anbieter vergleichbar, als mit den Preisen der Marktführer im B2C-Geschäft.

Autor/in: 
Michael Bogenberger und Jürgen Engel
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2001, Seite 15

 
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