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Stürme beuteln Finanzwirtschaft

Längst sind Ökologie und „Nachhaltiges Wirtschaften“ für Banken und Versicherungen kein Randthema mehr. Das machten Vertreter von UBS Asset Management, Zürich, und von der Münchener Rückversicherung bei der Veranstaltung „Umweltpakt Bayern in Mittelfranken“ deutlich, die in der IHK Nürnberg für Mittelfranken stattfand. Veranstalter waren neben der IHK die Regierung von Mittelfranken, die Handwerkskammer für Mittelfranken (HWK) sowie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).
Für die Finanzwirtschaft sind Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie der Energieeinsparung aus zahlreichen Gründen von größtem Interesse, wie Ingeborg Schumacher, Director Socially Responsible Investments bei UBS, ausführte: Für die Finanzinstitute spielt das umweltverträgliche Wirtschaften bereits eine wichtige Rolle, wenn es gilt, die Risiken potenzieller Kreditnehmer zu durchleuchten. Einbezogen werden Faktoren wie Altlasten sowie Produktions- und Produktrisiko. „Denn die Umweltrisiken des Kreditnehmers können zu Umweltrisiken der Bank werden und auch für die Bank Risiken bei Haftung und Image bedeuten“, so Frau Schumacher. Es hat deshalb auch handfeste wirtschaftliche Gründe, warum sich bei UBS sechs Mitarbeiter mit „ökologischer Unternehmensanalyse“ beschäftigen. Die Kunden werden von den Kreditgebern sogar beraten, wie sie ökologische Schäden verhüten und betriebliche Prozesse sicherer machen können. Auch für die Anlageberater und Fondsmanager sind angesichts starker Wachstumsraten Zukunftsbranchen, die „nachhaltig“ wirtschaften, verlockend.
Von Naturkatastrophen direkt betroffen ist die Münchener Rück, bei der sich die Versicherungsgesellschaften versichern. Thomas Loster von der „GeoRisikoForschung“ der Münchener Gesellschaft machte die gestiegenen Belastungen der Versicherungswirtschaft mit Zahlen deutlich: In den 90er Jahren wurden weltweit 84 große Naturkatastrophen gezählt (dreimal mehr als in den 60er Jahren) mit einer Schadenssumme von 591 Mrd. US-Dollar (achtmal mehr), davon hatten die Versicherungen über 104 Mrd. Dollar zu tragen (14-mal mehr). Die Zahl der wetterbedingten Katastrophen stieg in den letzten drei Jahrzehnten um das Vierfache. Die Auswirkungen auf die Versicherungen waren nicht nur wegen der Zunahme der Schadensfälle dramatisch: Durch das Bevölkerungswachstum und weil sich immer mehr Menschen in Ballungsräumen niederlassen, sind auch die Schadenssummen bei den einzelnen Katastrophen höher. Loster rechnet mit einer Zuspitzung: „Falls die Klimaprognosen stimmen, verschärft sich die Risikolage.“ Eine Reihe globaler Klimaveränderungen (z.B. Zunahme der globalen Mitteltemperaturen in der bodennahen Atmosphäre, „Ozonloch“, Anstieg des Meeresspiegels, Abschmelzen der Gletscher) seien wissenschaftlich sehr gut belegt. Deshalb müsse man sich darauf einstellen, dass die Häufigkeit von Stürmen, Sturmfluten, Hagelschlägen, Überschwemmungen und Dürren weiter zunimmt.

Zwischenbilanz „Umweltpakt Bayern“
Die Redner bei der Veranstaltung in der IHK waren sich einig, dass der Klimaschutz zu den wesentlichen Aufgaben einer verantwortungsvollen Umweltpolitik gehört. Doch stoße das Ordnungsrecht dabei an Grenzen. Vielmehr müssten freiwillige Initiativen gefördert werden. Bayerns Umweltminister Dr. Werner Schnappauf zog in diesem Zusammenhang eine positive Zwischenbilanz des „Umweltpaktes Bayern“. Die Vereinbarung war 1995 auf fünf Jahre zwischen der Bayerischen Staatsregierung und der Wirtschaft des Freistaates unterzeichnet worden. Der Kern der Initiative: Die Unternehmen legen sich eine freiwillige Selbstverpflichtung auf und engagieren sich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus im Umweltschutz. Im Gegenzug genießen sie Erleichterungen und niedrigere Verwaltungsgebühren bei Genehmigungsverfahren. Nach Aussage von Minister Schnappauf haben sich über 1 300 bayerische Unternehmen am „Umweltpakt“ beteiligt. Das sei eine hervorragende Basis für die Fortschreibung der Initiative über weitere fünf Jahre.
IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt und sein Amtskollege von der Handwerkskammer für Mittelfranken, Heinrich Mosler, sowie Franz März, stv. vbw-Hauptgeschäftsführer, unterstrichen das große Interesse der Wirtschaft am „Umweltpakt“. Ein Beleg dafür sei beispielsweise, dass sich in den ersten fünf Jahren der Initiative über 500 bayerische Unternehmen mit einem Umweltmanagement-System zertifizieren ließen – mehr als von der Wirtschaft zugesagt. Wünschenswert seien aber weitere Verwaltungsvereinfachungen und eine stärkere Mithilfe der Politik bei der Öffentlichkeitsarbeit für das „Öko-Audit“.
Die Firmen Kaiser Lacke GmbH, Nürnberg, und Bauer Treppen und Innenausbau GmbH, Cadolzburg, sind zwei der mittelfränkischen Firmen, die sich am „Umweltpakt Bayern“ beteiligen. Sie nannten eine Reihe von Beispielen, mit denen sie sich für die Umwelt engagieren, gleichzeitig aber Betriebssicherheit erhöhen und Kosten senken: Höhere Energieeffizienz durch Energiemanagementsysteme, Vermeidung von Emissionen in Dosieranlagen, Einsatz von Brennwertkesseln, Energieeinsparung bei Druckluftanlagen, deutlich geringerer Verbrauch von Lösemitteln. bec
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2001, Seite 13

 
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