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SchmidtBank: Auffanggesellschaft für traditionsreiches Haus

Die Krise kam mit Riesenschritten: Während die traditionsreiche Banker-Familie eine Finanzmisere der Hofer SchmidtBank noch dementierte, übernahm hinter den Kulissen eine Auffanggesellschaft den Familienanteil von 65 Prozent an der 173 Jahre alten Privatbank. Der Kauf zu einem angeblich „geringen symbolischen Preis“ kam einer drohenden Insolvenz zuvor. Presseberichten zufolge hat ein Wertberichtigungsbedarf von bis zu 400 Mio. Euro bestanden.
An der Rettungsaktion auf Betreiben von Bayerns Wirtschaftsminister Wiesheu beteiligten sich die vier deutschen Großbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank HypoVereinsbank und Commerzbank sowie Sparkassen unter Federführung der Bayerischen Landesbank. Der SchmidtBank-Chef Karl Gerhard Schmidt begrüßte in einer kurzen Presseinformation das Konzept, das die Neustrukturierung des Kreditinstituts ermögliche. Das Geschäft solle zunächst weitergeführt werden, eine Gefahr für die Einlagen habe zu keiner Zeit bestanden.
Dem „Handelsblatt“ zufolge wollten sich die an der Auffanggesellschaft beteiligten Banken aber nicht finanziell engagieren. Die Kosten solle der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken übernehmen, die Sanierung solle die Bayern LB und der Bundesverband deutscher Banken (BdB) verantworten. Ziel sei aber nicht die Rückkehr ins Geldgeschäft, sondern die Abwicklung innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre.
Als großer Stolperstein für die Hofer Traditionsbank mit rund 140 Niederlassungen in Bayern, Sachsen, Thüringen und rund 1 800 Mitarbeitern gilt das rückläufige Online-Geschäft der Tochter Consors. Der Discount-Broker rollte zunächst – als Ärgernis für die etablierte Bankenlandschaft – als Marktpionier das Geschäft mit Privatanlegern auf und entpuppte sich nach dem Gang an den Neuen Markt als Börsenliebling. Mit dem Niedergang der New-Economy-Aktien geriet die in Spitzenzeiten mit 7,5 Mrd. DM bewertete Consors in schwieriges Fahrwasser und wurde zum Wertberichtigungsfall in der Bilanz der Mutter SchmidtBank. Nun kommt der Discount-Broker erneut auf die Verkaufsliste, obwohl schon zuvor entsprechende Gespräche immer wieder gescheitert waren.
Belastend war für die eigentlich auf das gehobene Klientel fokussierte viertgrößte Privatbank Deutschlands die – politisch begrüßenswerte – Einrichtung von Filialen in den neuen Bundesländern. Außerdem griff das Bankhaus auch mittelständischen Unternehmen Oberfrankens unter die Arme, die etwa in den Krisenbranchen Porzellan oder Textil in Schieflage gerieten. Nun verliert der Großraum einen engagierten Unternehmer und vielseitigen Förderer. tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2001, Seite 34

 
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