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Im „flexiblen Klassenzimmer“ lernt es sich leichter

Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Standortqualität. In Gunzenhausen aben Wirtschaft, Stadt und Schulen diese Lektion gelernt und einen bayernweiten Modellversuch gestartet, der im wahrsten Sinne des Wortes Schule macht. Importiert aus dem Pisa-Musterland Dänemark wurde das „Flexible Kassenzimmer“.

Seit Anfang Januar arbeiten 21 Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a im Schuldorf Gunzenhausen im erstem „Flexiblen Klassenzimmer“ Bayerns. Das neuartige, bewegliche Tafelsystem erstreckt sich über drei Wände des Klassenzimmers. Über die sieben Tafeln hinaus wurden ein Flipchart, eine Projektionswand und ein „Kartenhiss“ mobil installiert. Wer die Kinder hier „live“ arbeiten sieht, wie Kultusstaatssekretär Karl Freller, der nach Gunzenhausen gekommen war, um sich über die
Praxiserfahrungen zu informieren, bemerkt schnell das neue Lernklima. Freller zu den Schülerinnen und Schülern: „Ihr habt mich mit Eurer Präsentation absolut überzeugt, dass es sich in einem solchen Klassenzimmer besonders gut lernen lässt. Diesen Eindruck und Eure Begeisterung über das neue Klassenzimmer werde ich als wichtigsten Eindruck mit ins Kultusministerium nach München nehmen.“

Möglich gemacht hat das Modellprojekt eine Allianz aus lokaler Wirtschaft, Stadtverwaltung und engagierten Pädagogen. Die Idee des „Flexiblen Klassenzimmers“ wurde vor zehn Jahren in Dänemark im Zuge einer umfassenden Bildungsreform entwickelt. Rund 16 000 dänische Klassenzimmer wurden inzwischen mit dem System ausgestattet. Um- oder Neubauten werden dort zu über 90 Prozent nach diesem Konzept ausgestattet. Auf diese Erfolgsgeschichte wurde die im Gründerzentrum Gunzenhausen ansässige Firma „VisionPoint“ durch den Kontakt mit dem dänischen Marktführer für Schultafeln, der Firma NSF, aufmerksam. VisionPoint-Geschäftsführerin Karin Doberer: „Als Mutter zweier schulpflichtiger Kinder habe ich mich lange damit beschäftigt, wie differenziertes Lernen durch optimierte Raumnutzung deutlich verbessert werden kann. Von diesem Konzept war ich sofort überzeugt.“

Inzwischen vertritt sie NSF in ganz Bayern und hat mit dem Ersten Bürgermeister von Gunzenhausen, Gerhard Trautner, einen Mitstreiter gefunden, der sofort die Chancen für den Standort erkannte. „Wenn ein solch erfolgreiches Modell unmittelbar nach dem ‚Pisa-Schock‘ neu auf den deutschen Markt kommt und eine Firma aus Gunzenhausen an der bayernweiten Vermarktung zentral beteiligt ist, stellt das auch für unsere Stadt eine besondere Wirtschaftschance dar.“ Das Resultat: Ein mit dem neuen System komplett ausgestattetes Demonstrationsklassenzimmer wurde im derzeit einzigen Schuldorf Bayerns, der Grundschule Süd Gunzenhausen, in kürzester Zeit eingerichtet. Aufgeschlossenheit für neue Ideen ist dort Programm, nicht umsonst ist die Schule von Rektor Manfred Pappler eine der fünf Projektschulen der Dillinger Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung bei der Umsetzung des „100-Schulhöfe-Förderprogramms“ der Bayerischen Staatsregierung.

Die Klasse 4a erlebt nun mit dem Flexiblen Klassenzimmer auch eine völlig neue Unterrichtsatmosphäre - inklusive flexibler Teamarbeit und der Möglichkeit zu eigenständigen Präsentationen. Pappler, der auch ihr Klassenlehrer ist, über das neue System: „Meine Schüler können jetzt arbeitsteilig an verschiedenen Plätzen im Klassenzimmer an verschiedenen Aufgaben arbeiten. Jeder wählt das ihm gemäße Arbeitstempo und den angemessenen Schwierigkeitsgrad. Dadurch haben wir alle im Klassenzimmer eine konzentriertere und ruhigere Arbeitsatmosphäre.“

Für jede Schule in Gunzenhausen
Bestärkt durch diese Erfahrungen wurde inzwischen die nächste Stufe der Wirtschaftsförderungsinitiative gezündet. „Wenn wir schon Interessenten für unser ‚Flexibles Klassenzimmer‘ nach Gunzenhausen holen wollen“, so Bürgermeister Trautner, „dann sollten wir ihnen auf jeden Fall ein Klassenzimmer in jedem Schultyp vorstellen können.“ In Matthias Böhlein, dem Vorsitzenden des IHK-Gremiums Gunzenhausen, fand Trautner einen weiteren Verbündeten. Als Direktor der Vereinigten Sparkassen sagte er zu, jede Schulart in Gunzenhausen mit einem Pilotklassenzimmer auszustatten.

Inzwischen sind ein Gymnasium, eine Mädchenrealschule und eine Hauptschule damit ausgerüstet, mit der Staatlichen Berufsschule und der Meisterschule für das Schreinerhandwerk arbeitet VisionPoint an einer schulartspezifischen Adaption des dänischen Tafelsystems.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2003, Seite 24

 
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