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Gutes Benehmen ist wieder in!

In den letzten Jahren wurde immer wieder beklagt, dass schlechte Manieren in allen Altersstufen zunehmen. „Jeder blamiert sich so gut er kann“, so Eva-Maria Hamann, die an der Nürnberger Sabel Akademie in Seminaren Grundsätze guten Benehmens vermittelt. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, denn mehr und mehr wird das Thema in der Öffentlichkeit diskutiert und zum Trend erklärt. Die Medien haben großen Anteil daran, wie vor kurzem etwa die „Große Benimmshow“ mit Thomas Gottschalk im ZDF bewies. Die Gesellschaft hat offensichtlich erkannt, dass gutes Benehmen das Zusammenleben und Zusammenarbeiten erleichtert und damit sowohl die Karriere fördert, als auch Vorteile im Privatleben bringt.

Oft resultiert schlechtes Benehmen einfach aus der Unsicherheit darüber, wie es denn eigentlich richtig wäre. Dabei ist es besonders im Geschäftsleben wichtig, anständiges Benehmen zu beherrschen.

Kleidung im Büro
Bei seiner Kleidung sollte man auf Turnschuhe, Bluejeans, Birkenstocksandalen und Radlerhosen verzichten. Die Dame greift hier lieber zu einem Rock oder einer Hose in Kombination mit einer Bluse und eleganten Schuhen. Falls ein Blazer getragen wird, ist auch ein T-Shirt oder ein Pulli möglich. Für „ihn“ ist die Kombination einer sportlichen Hose mit eleganten Schuhen kein Regelverstoß, dann aber bitte mit Sakko.

Empfang von Geschäftsbesuchern
Beim Empfang von Geschäftspartnern wird des Öfteren ins Fettnäpfchen getreten. Der erste Eindruck, den ein Gast von dem Unternehmen und den Mitarbeitern bekommt, ist entscheidend. Deswegen sollte hier besonders darauf geachtet werden, eine positive Atmosphäre zu schaffen, rät Eva-Maria Hamann. Erst einmal sollte man den Geschäftsbesucher nicht zu lang warten lassen, beispielsweise am Empfang. Der Empfang muss über den Namen und die Firma des Besuchers informiert sein. Nur so fühlt sich der Gast respektiert. Zudem sollte der Gast am Empfang abgeholt werden.

Als Repräsentant des Unternehmens kann man dem Gast die Hand geben, ganz gleich in welcher Position man als Gastgeber ist. Mit der Frage „Darf ich vorgehen?“ und ein paar zusätzlichen Worten wie „Es ist gar nicht so einfach, sich bei uns zurechtzufinden“ wird Verwirrung vermieden und gleichzeitig die Stimmung gelockert. Damit die Minuten, die man gemeinsam im Aufzug oder den Bürogängen verbringt, nicht wie Stunden erscheinen, sollte man ein Gespräch – „Small Talk“ – anbieten. Jedoch Vorsicht – intime oder zu persönliche Themen sind sicherlich nicht erwünscht. Auch sollte man nicht aufdringlich erscheinen und sich zurückhalten, wenn der Gast nur mit kurzen, knappen Aussagen antwortet. Nach dem Weg wird der Gast nun das Büro erblicken. Auch wenn bis hierhin alles stimmte, können Plüschtiere auf dem Monitor, Urlaubs-Postkarten an Tür und Wänden, angebissene Brötchen oder halbvolle Aschenbecher alle vorherigen Bemühungen wieder zunichte machen. Passender sind Bilder oder Modelle von Produkten der Firma und an Empfangsstellen ein frischer Blumenstrauß.

Vorstellen und Bekanntmachen
Probleme beim Treffen mit fremden Personen macht immer wieder das Vorstellen, wobei man sich nicht mehr vorstellt, sondern man macht sich bekannt. Es hört sich flüssiger an, wenn man sagt „Ich heiße...“ anstelle von „Mein Name ist...“. Beim Bekanntmachen geht es nach Rängen. Der Ranghöhere erfährt immer zuerst, wer der Rangniedrigere ist. Damen gehen vor Herren, also der Mann wird ihr vorgestellt, und Paare haben vor Einzelpersonen Vorrang. Der Partner hat hierbei immer den Rang der angesprochenen Person. Bei gleichem Rang hat die Frau wieder den Vorzug.

Das Geschäftsessen
Auch das Geschäftsessen hat nach Worten von Frau Hamann seine eigenen Gesetze. Die Frage „Wie viel und was darf ich mir bestellen?“ richtet sich nach dem Einladenden und Zahlenden. Man sollte preislich nie höher und nie mehr Gänge bestellen als dieser. Es sei denn, die einladende Person weist darauf hin, dass sie sich selbst heute etwas zurückhalte, aber das eine oder andere empfehlen könne. Da das Geschäftsessen nicht nur der reinen Nahrungsaufnahme, sondern auch der Aufrechterhaltung guter Geschäftsbeziehungen dient, wird auch über geschäftliche Themen gesprochen. Dies sollte aber nur vor und nach dem Essen der Fall sein. Während des Essens sollte man auf Small Talk-Themen zurückgreifen. Allgemein sollte man darauf achten, dass der Gast sich wohl fühlt. Beispielsweise sollte man sich als Gastgeber in der Essgeschwindigkeit an den Gast anpassen und zuvorkommend sein. Falls in dem Restaurant etwas nicht in Ordnung ist, sollte man sich keinesfalls vor den Gästen beschweren, sondern das im Nachhinein mit dem Lokal regeln.

Anklopfen, ja oder nein?
Ebenfalls Unsicherheit ruft die Frage „Anklopfen – ja oder nein?“ hervor. Generell sollte man an jede Tür zweimal kurz anklopfen. Bei Ärzten und Behörden wartet man auf ein „Herein!“, nicht jedoch in der Bürowelt. Hier kann man voraussetzen, dass man jederzeit hereinkommen darf. Man sollte vor dem Eintreten jedoch zwei Sekunden warten, damit die Person im Raum sich auf den Besuch einstellen und sich in die richtige Position begeben kann.

Umgang mit Vorgesetzten
In ausgelassener Stimmung, beispielsweise auf dem Betriebsfest, werden oft hierarchische Regeln vergessen und es kommt oft dazu, dass der Chef einem das Du anbietet. Für viele ist dies jedoch nicht angenehm und erleichtert den Umgang eigentlich nicht. Da man jedoch in der hierarchisch niedrigeren Position ist, nimmt man das Angebot oft an. Später versucht man die direkte Rede zu vermeiden und kann sich nicht mehr frei unterhalten. Wer das Du eines Vorgesetzten nicht annehmen will, kann dies höflich abweisen. Dafür sollte man sich zuerst für das Angebot bedanken. Etwa: „Danke, Herr/Frau X, dass Sie mir dies anbieten. Das ist ein großes Kompliment für mich. Auch ich empfinde unsere Zusammenarbeit als sehr angenehm“. Dann sollte man den „Aber-Satz“ einleiten und das Angebot ablehnen. Beispielsweise: „Sie würden mir aber sehr helfen, wenn wir vorübergehend noch beim Sie bleiben könnten. Das wäre für mich im Augenblick noch leichter.“

So oder so ähnlich kann man stets argumentieren. Der Anbieter wird es verstehen, kann zustimmen und verliert dabei nicht sein Gesicht. Das Angebot des Duzens von einem Vorgesetzten sollte man übrigens grundsätzlich ablehnen. Innerhalb einer Abteilung ist es oft der Fall, dass das Du genutzt wird. Kommt man dann in Situationen, in denen auch Personen anwesend sind, mit denen man nicht per Du ist, sollte man jeden siezen. So werden alle Personen auf eine gleiche Position gehoben und es kommt zu keinen Unklarheiten, wenn man beispielsweise sagt: „Da muss ich noch den Karl fragen“ und der Gesprächspartner kennt Karl aber nur unter dem Namen Herr Maier.

Junge Leute lernen gute Umgangsformen
Dass gutes Benehmen schon im jungen Alter anfängt, zeigen beispielsweise Veranstaltungen des Maritim Hotels in Nürnberg. Hier wurde vor kurzem das erste Mal der Kurs „Hallo Herr Knigge“ angeboten, bei dem Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren auf spielerische Weise gelernt haben, wie ein Tisch richtig gedeckt wird und wie man was isst. Außerdem erlernten sie das Mixen von Cocktails und die Zubereitung von kleinen Häppchen für ihre Eltern.

Gezielt Jugendlichen hat sich die Oberasbacher Tanzschule forum gewidmet, da immer mehr Unternehmen sich über fehlende Umgangsformen ihrer Auszubildenden beklagt hatten. Die jungen Teilnehmer wenden sich entweder direkt an die Tanzschule, vermehrt schicken auch Schulen ihre Schüler in die Tanzschule, um ihnen einen beruflichen Pluspunkt zu bieten. Andreas Lassen bringt den jungen Leuten in Tagesseminaren soziale Kompetenz, gutes Benehmen und sicheres Auftreten bei. Die Inhalte werden zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV) und dem Arbeitskreis Umgangsformen International erstellt. Am Ende erhalten die Teilnehmer, wie auch bei der Sabel Akademie, eine Teilnahmebescheinigung, die beispielsweise für Bewerbungen genutzt werden kann.

Tamara Laske
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2004, Seite 30

 
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