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Lehrstellenoffensive 2004 gestartet

Unabhängig von der drohenden Lehrstellenabgabe der Bundesregierung wird die bayerische Wirtschaft auch in diesem Jahr alles daran setzen, möglichst allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten. Nach den erfolgreichen Aktionen im vergangenen Jahr starten die bayerischen Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern gemeinsam die „Lehrstellenoffensive 2004“. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer und HWK-Präsident Heinrich Mosler stellten das gemeinsame Aktionsprogramm vor.

Das 7-Punkte-Programm zielt vor allem darauf ab, die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen zu sichern bzw. zu erhöhen sowie neue Ausbildungsbetriebe zu gewinnen. Hier wollen die Kammern insbesondere auf Existenzgründer, ausländische Betriebe, Freiberufler und öffentliche Arbeitgeber zugehen. Ziel ist es darüber hinaus, Ausbildungsverbünde und Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft zu intensivieren. Die Kammern unterstützen dauerhafte Patenschaften zwischen Schulen und Betrieben und ermöglichen es den Schülern und Lehrern, Praktika in Betrieben zu absolvieren. Schließlich sollen im Herbst gemeinsam mit den Agenturen für Arbeit regionale Nachvermittlungsaktionen durchgeführt werden, um den bislang nicht vermittelten ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten.

Die Wirtschaft habe ein originäres Interesse an einer verstärkten Ausbildung, so Riesterer und Mosler übereinstimmend, da die Unternehmer gut qualifizierte Fachkräfte benötigten, um sich im Wettbewerb behaupten zu können. Hinzu komme, dass ab 2007 mit einem Rückgang bei den Schulabgängern auf Grund der demografischen Entwicklung gerechnet werden müsse. Es sei für die Betriebe in der derzeitigen Situation völlig unverständlich, dass die Bundesregierung auf ihrer Ausbildungsplatzabgabe beharre. Die Gesamtkonstruktion dieses Gesetzes sei mehr als kontraproduktiv und untergrabe alle Bemühungen, zusätzliche Betriebe für eine Ausbildung zu motivieren. Kein wirtschaftlich denkender Unternehmer schaffe derzeit mehr Ausbildungsplätze, wenn er dafür im darauffolgenden Jahr bestraft werde. Dieses Gesetz belege die Wirtschaft mit einer Strafsteuer in Milliardenhöhe. Riesterer fürchtet verheerende Folgen für die Wirtschaft und das gesamte duale Ausbildungssystem.

Die beiden Kammervertreter machten deutlich, dass viele Lehrstellenbewerber an ihrer mangelnden Ausbildungsfähigkeit scheiterten. Für die Versäumnisse an anderer Stelle aber könnten nicht die Unternehmen verantwortlich gemacht werden. Zudem seien viele der Jugendlichen nach wie vor in ihrer Berufswahl zu unflexibel. Jährlich blieben tausende Ausbildungsplätze unbesetzt, Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung blieben auf rund 3 800 offenen Stellen sitzen.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2004, Seite 32

 
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