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Europas Fest Geistlicher Musik

Die Konkurrenz bei Tourismusangeboten, Messen und Kongressen sowie Sport- und Kulturveranstaltungen ist groß. Denn die Besucher generieren in der Region Umsätze in Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsbranchen. Wo steht Nürnberg in diesem Wettstreit? Welches sind unsere Stärken und Schwächen? Darüber sprach WiM mit Michael Weber, dem Fremdenverkehrsdirektor von Nürnberg.

Zum 53. Mal lädt die Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacro (ION), das größte und älteste Festival seiner Art, im Sommer 2004 Musikfreunde aus aller Welt nach Nürnberg ein. Vom 25. Juni bis zum 4. Juli stehen unter dem Motto „Cum Sancto Spiritu“ knapp 30 Veranstaltungen auf dem Programm. Ab der Spielzeit 2004 hat der britische Musiker Robert King die Künstlerische Leitung der ION übernommen. Seit mehr als 20 Jahren hat er sich als Dirigent vor allem seines Ensembles „The King‘s Consort“ einen herausragenden Ruf insbesondere als Fachmann für die Geistliche Musik des Barock erworben.

Als die ION im Jahre 1951 von den Kirchenmusikern der beiden großen Nürnberger Altstadtkirchen St. Lorenz und St. Sebald erstmals ausgerichtet wurde, da war sie ein erster kultureller Lichtstrahl in einer vom Krieg noch weitgehend zerstörten Stadt. Die ION bezeichnet sich als „Europas Fest Geistlicher Musik“, sie ist das älteste und größte Festival Geistlicher Musik in Europa, wenn nicht sogar weltweit, so ION-Geschäftsführer Robert Vogel.

Es sei kaum mehr bewusst, dass der Begriff der „Musik“ in der Geschichte des Abendlands lange ausschließlich und danach noch bis weit ins Barock vor allem „Geistliche Musik“ meinte, so Vogel. Die ION widme sich also den Grundlagen der abendländischen Musik schlechthin und bewahre ein mehr als tausendjähriges Erbe. Zugleich sei die ION stets ein prominentes Forum der zeitgenössischen Kirchenmusik, mehr als 120 Ur- und Erstaufführungen in ihrem Programm dokumentierten dies nachdrücklich. Die ION vergibt regelmäßig Aufträge zur Komposition neuer Werke an namhafte Komponisten.

Im Mittelpunkt der ION steht traditionell die Orgelmusik, wobei in insgesamt fünf Nürnberger Kirchen hervorragende Instrumente zur Verfügung stehen. Neben den Orgelkonzerten, für die die namhaftesten Organisten aus der gesamten Welt nach Nürnberg verpflichtet werden, hat der seit 1968 jährlich ausgerichtete Wettbewerb um den „Johann-Pachelbel-Preis“ inzwischen eine zentrale Bedeutung erlangt, er gehört nach Worten Vogels zu den angesehensten Orgelwettbewerben weltweit. Fast alle international bekannten Organisten der jüngeren und mittleren Generation standen in den vergangenen gut 30 Jahren auf der Liste der Preisträger dieses Wettbewerbs.

Der zweite Schwerpunkt im Programm der ION gilt der instrumentalen und der vokalen Musica Sacra. Von glanzvollen Konzerten mit Soli, Chor und Orchester bis zu intimen Darbietungen kammermusikalisch besetzter Vokalensembles reicht die Spannweite.

Seit 1991 ist die ION eine Öffentliche Stiftung des Bürgerlichen Rechts; errichtet hat die Stiftung die Stadt Nürnberg gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern und dem „Freundeskreis der Internationalen Orgelwoche Nürnberg e.V.“. Namhafte Vertreter des gesellschaftlichen Lebens aus Politik, Kirchen, Wirtschaft und Medien sind in den Gremien der ION vertreten.

Neben ihrer kulturellen und kulturpolitischen Bedeutung ist die ION auch ein Wirtschaftsfaktor: Jährlich rund 15 000 Besucher nutzen während der zehn ION-Konzerttage insbesondere das gastronomische Angebot, Gäste von außerhalb und aus dem Ausland übernachten zusätzlich in Hotels in Nürnberg und der Umgebung. Die Congress- und Tourismuszentrale der Stadt Nürnberg stellt während der ION seit Jahren einen deutlichen Anstieg der Reservierungszahlen im Hotelbereich fest. Auch die ION selbst trägt dazu bei, indem sie jährlich für die von ihr engagierten Künstler bis zu 1 000 Hotelübernachtungen bucht oder Busse lokaler Unternehmen für Transporte zu Flughäfen und Konzertstätten anmietet. Insgesamt investiert die ION nach Aussage Vogels einen großen Teil ihres Budgets in Nürnberg und der Region.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2004, Seite 15

 
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