Telefon: +49 911 1335-1335

Geschichte der Leonischen Industrie

Zugewanderte Hugenotten aus Frankreich legten im 16. und 17. Jahrhundert den Grundstein für eine traditionsreiche Branche in Roth und Umgebung: die Leonische Industrie, die im Namen noch auf die französische Herkunft hinweist („Lyon“). Diese Stadt war ein Zentrum der Webkunst und dort wurde ein Verfahren entwickelt, um vergoldete oder versilberte Fäden zur Herstellung feiner Gespinste und Gewebe zu benutzen. 1569 von Anthoni Fournier begründet, entstand aus zunächst kleinen Werkstätten ein ganzer Industriezweig, der in Roth und Umgebung im 19. Jahrhundert wesentlich zur Industrialisierung beitrug.

Der Werdegang der leonischen Industrie wird im Fabrikmuseum der Stadt Roth durch Maschinen aus allen Epochen und Fertigungsschritten erlebbar. Es wurde 1988 gegründet und geht auf eine Initiative von Otto Schrimpff zurück, dem ehemaligen Direktor der Bayerischen Kabelwerke, die in Roth ansässig sind.

Aus den vergoldeten, versilberten oder verzinkten Kupferdrähten entstanden vielfältige Produkte wie Gewebe, Geflechte, Borten, Paspeln, Litzen, Uniformeffekten aber auch Weihnachtsschmuck und sogar Verzierungen an Heißluftballons, an Gondeln oder Schiffen oder Accessoires für den Wohnbereich. Aus den leonischen Betrieben hat sich im Laufe der Zeit die Kabelindustrie herausgebildet, die sich zu einer für Mittelfranken bedeutenden High-Tech-Branche entwickelt hat und beispielsweise die Autoindustrie und die Kommunikationswirtschaft mit Komponenten beliefert. Die Leoni AG, Nürnberg/Roth, weist im Firmennamen noch auf die Geschichte dieses Wirtschaftszweiges hin.

„Leonische Kostbarkeiten - neu interpretiert“
Bis Ende September 2004 wird im Fabrikmuseum eine Ausstellung gezeigt, die die leonischen Erzeugnisse für Mode und Textilien neu interpretiert. Die Modedesignerin Gitta Hirscheider (Firma Roth Couture, Roth) stellt den Körperkontakt zu den Leonischen Produkten her, sie nutzt die kunstvoll verzierten Borten für junge, extravagante Mode. Die freie Malerin Hedwig Sattler aus Spalt verarbeitet das leonische Thema mit Objekten und textilen Bildern, die Brücken schlagen zwischen Handwerk und Kultur.

Die Öffnungszeiten des Museums: Frühlingsanfang bis Ende Oktober Samstag und Sonntag von 13.30 bis 16.30 Uhr. Im August auch mittwochs von 13.30 bis 16.30 Uhr (mit Ferienpass). Führungen für Gruppen nach Vereinbarung, auch außerhalb der Öffnungszeiten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2004, Seite 37

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick